Der jüngst mit dem Literaturpreis der Landkreise Regensburg, Kelheim, Neumarkt und Schwandorf ausgezeichnete, in München geborene Bernhard Setzwein stellte im Café Locke in Pressath seinen aktuellen Roman "Kafkas Reise durch die bucklige Welt" vor. Die gut besuchte Veranstaltung wurde vom Kulturkreis Pressath, der Buchhandlung Bodner und der Volkshochschule Eschenbach ausgerichtet.
Dass Bernhard Setzwein beim Schreiben seines Romans über Kafka selbst viel Spaß hatte, kam nicht nur in seinem kurzweiligen Vortragston zum Ausdruck. Setzwein hat seinen Roman literarisch intensiv durchkonstruiert, indem er den trotz weniger unvollendeter literarischer Werke meistgelesenen und weltweit geschätzten 1924 verstorbenen Kafka wieder auftauchen lässt. Der "Doktor", wie Setzwein Kafka anfänglich nennt, landet im Roman im Jahr 1990 als 77-jährige "Respektsperson" in einem Kinematographentheater in Meran. Dort arbeitet der fiktiv "Auferstandene" mit großem Engagement als Billeteur, schreibt aber keine einzige Zeile mehr. 1920 war der lungenkranke Versicherungsbeamte Franz Kafka aus Prag tatsächlich in der Pension Ottoburg in Meran zu einem Kuraufenthalt.
Im Stil des fantastischen Realismus entwickelt Setzwein eine turbulente Wiederbelebungsgeschichte mit plastischen Figuren, spickt die Erzählungen mit Originalzitaten und Realitäten aus der jüdischen Familiengeschichte sowie dem damaligen Weltgeschehen an historischen Orten. Auf einem Roadtrip des Protagonisten mit seinem Gegenpol, dem polnischen Schriftsteller Marek Hlasko, in einem Fiat Ollearo nach Graz und Wien treffen die beiden weitere Künstlerkollegen bei teils abenteuerlichen Unternehmungen.
Setzwein fesselte am Abend besonders durch sprachspielerischen Witz bei der Beschreibung des Eifers von Marek, der versuchte aus dem Billetuer Franz den eigentlichen Schriftsteller Kafka zu erfragen. Das eröffnete dem Leser eine Sicht ins Innenleben Kafkas.
"Kafkas Reise durch die bucklige Welt" ist auch ein Roman über Schriftstellerei allgemein, in dem der Protagonist Franz seine Romanfiguren selbst nacherlebt. Wer Kafka nicht (mehr) kennt, weiß nach dem Lesen von Setzweins Roman mehr als vorher über ihn. Im Übrigen ist auch der Titel zu verorten: "Die bucklige Welt" ist ein Landstrich bei Graz und spielt gleichzeitig an auf das Auf und Ab im Leben.
Nach dieser engagierten Lesung mit Zwischenerläuterungen ist sicher: Man sollte wieder mal Kafka lesen. Doch besser noch ist es, Kafka von Setzwein gelesen zu hören.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.