Der Coup vergangenen Herbst war spektakulär: Unbekannte stiegen ins Kelten-Römer-Museum im oberbayerischen Manching ein, entkamen mit einem unschätzbar wertvollem Keltenschatz aus der Zeit knapp vor Christi Geburt. Nun stellt sich heraus: Der Goldschatz-Raub hat vermutlich ein Vorspiel im Landkreis Neustadt/WN.
Erst diesen Juli gelang es LKA-Ermittlern in Norddeutschland vier Tatverdächtige festzunehmen. Sie sollen den Einbruch ins Museum in dem kleinen Markt im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm geplant und ausgeführt haben. Dabei erbeuteten die Täter 483 keltische Goldmünzen. „Innerhalb von neun Minuten hebelten die Täter zwei verriegelte Türen sowie die Bodenvitrine mit dem Keltenschatz von Manching auf und entwendeten den größten im 20. Jahrhundert bei Grabungen gefundenen keltischen Goldfund aus dem 1./2. Jahrhundert vor Christus“, erklärte das LKA bei der Pressekonferenz zur Festnahme.
Verdächtige aus Mecklenburg-Vorpommern
Bestätigt sich der Verdacht der Ermittler, dann handelt es sich bei den Tatverdächtigen um Profi-Einbrecher, die während ihrer "Karriere" bereits in der Oberpfalz aktiv waren. Wie das LKA erklärte, gelang es den Ermittlern durch aufwendige Nachforschung den Verdächtigen auf die Spur zu kommen. Es handelt sich um drei Männer zwischen 42 und 50 Jahren aus Mecklenburg-Vorpommern. Hinzu kam im Laufe der Ermittlungen ein 43-Jähriger aus Berlin.
Schon früh seien den Fahndern Ähnlichkeiten zu anderen Einbruchsfällen aufgefallen: Das benutze Werkzeug, das Vorgehen – und immer wurde vor der eigentlichen Tat das Alarmsystem am Einbruchsobjekt ausgeschaltet. Außerdem fanden sich mehrfach dieselben DNA-Spuren an den Tatorten. Zu diesen Tatorten zählt das bayerische LKA in seiner Erklärung auch Pressath im Landkreis Neustadt/WN.
Tatsächlich bestätigt auch die ermittelnde Staatsanwaltschaft Ingolstadt diese Verbindung. "Es ist richtig, dass es einen Bezug zu einem Einbruch in Pressath gibt", erklärt Behördensprecherin Veronika Grieser. Ein Einbruch in ein Einkaufszentrum in Pressath im April 2014 sei Gegenstand des Haftbefehls gegen drei der Beschuldigten, erklärt die Oberstaatsanwältin weiter. Die Staatsanwaltschaft in Ingolstadt hat auch zu diesem Fall die Ermittlungen übernommen.
Automat im Spielwarengeschäft
Tatsächlich hat es im April 2014 eine solche Tat in Pressath gegeben. Unbekannte waren ins PEZ, das Pressather Einkaufszentrum, eingedrungen. Am frühen Morgen des 15. April 2014 waren die Unbekannten über ein Fenster ins Gebäude gestiegen. "Anschließend verschafften sie sich Zutritt zu einem Spielwarengeschäft, in dem ein Geldautomat aufgestellt ist", hieß es damals im Polizeibericht des Präsidiums Oberpfalz in Regensburg.
Die Täter flexten den Automaten auf und erbeuteten mehrere Tausend Euro Bargeld, schrieb die Polizei weiter. Allerdings richteten die Täter noch wesentlich mehr Sachschaden an, 30 000 Euro nannte die Polizei in ihrem Bericht. Die Täter entkamen unerkannt, ein Zeugenaufruf der Polizei blieb folgenlos. In den Jahren rund um 2014 schwappte eine regelrechte Einbruchswelle über Nordostbayern. Einbrüche in Wohngebäude und Autohäuser waren an der Tagesordnung. Regelmäßig wurden bei Einbrüchen Rasenmäher-Traktoren bei Sportvereinen gestohlen. Die Tat im PEZ ging da beinahe unter.
Betreiberin überrascht
PEZ-Betreiberin Maria Lindner kann sich dennoch auch heute noch gut an den Einbruch und den damit verbundenen Ärger erinnern. Von der "Karriere" und "Prominenz" der mutmaßlichen Täter hat sie dagegen bislang noch nichts gehört, sagt sie am Freitag auf Anfrage von Oberpfalz-Medien. Die Ermittler haben sie bislang nicht kontaktiert. "Ich bin davon ausgegangen, dass das schon eingestellt ist", sagt Lindner.
Tatsächlich ist dies nicht der Fall. Auch die Verjährungsfrist läuft bei der Tat noch. Bei Einbrüchen nach Paragraf 244 des Strafgesetzbuchs sind hierfür zehn Jahre vorgesehen. Erst im Jahr 2024 würde der PEZ-Einbruch demnach verjähren. Unklar bleibt aber bis auf Weiteres, inwieweit die Tat in einem möglichen Prozess gegen die Verdächtigen eine Rolle spielen könnte. Und auch weitere Fragen bleiben aber zunächst offen. Nähere Hintergründe könne man "aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht mitteilen", heißt es von der Staatsanwaltschaft Ingolstadt.
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