Pressath
03.06.2019 - 09:50 Uhr

Nur Spital blieb stehen

In einer Freiluft-Geschichtsstunde hatte Barbara Zankl vom Heimatpflegebund Pressath viel zu erzählen. Mag die Stadt und ihr mittelalterlicher Kern auch klein sein, so gibt es bei einem Rundgang durch die Gassen doch viel zu entdecken.

Barbara Zankl (Dritte von links) kennt in ihrer Heimatstadt beinahe jeden Stein: So lernen die Stadtratsmitglieder in einer Freiluft-Geschichtsstunde viel Neues aus Pressaths 1200-jähriger Historie. Bild: bjp
Barbara Zankl (Dritte von links) kennt in ihrer Heimatstadt beinahe jeden Stein: So lernen die Stadtratsmitglieder in einer Freiluft-Geschichtsstunde viel Neues aus Pressaths 1200-jähriger Historie.

Das verwundert freilich nicht, denn Pressaths Geschichte reicht mindestens 1200 Jahre zurück, wenngleich die älteste überlieferte urkundliche Erwähnung erst aus dem Jahr 1244 stammt. Hoffnungen der wohlhabenden Marktgemeinde auf eine Zuerkennung des Stadtrechts hätten sich immer wieder zerschlagen, obwohl man im Hinblick auf kurfürstliche Versprechungen sogar eine Stadtmauer mit drei Toren erbaut habe: „Sie wurde 1583 eingeweiht“, wusste Barbara Zankl, die das „Haus der Heimat“ und das darin verwahrte Heimatarchiv betreut. Erst seit 1845 dürfe man sich mit dem prestigeträchtigen Stadttitel schmücken, erfuhren die Zuhörer, die aus Pressaths Bürgermeister Werner Walberer und den Stadtratsmitgliedern bestanden. Etliche Male habe der rote Hahn lauthals gekräht: „Die verheerendste Brandkatastrophe war die vom 13. Juli 1759, als nur das Bürgerspital am heutigen Spitalplatz kein Raub der Flammen wurde.“

Seit 1515 sei die Existenz eines Kommunbrauhauses belegt, erzählte Zankl weiter. „Für alle Altstadthäuser war das Braurecht verbrieft, allerdings galt nur für 41 Anwesen auch ein Schankrecht.“ Auch das „Gemeinderecht“, also das Recht auf Nutzung bestimmter im Gemeindeeigentum stehender „Allmend“-Weiden und -Wälder, habe allen Bürgerfamilien zugestanden. Das Stadtbürgerrecht sei einst untrennbar mit dem Eigentum an einem Pressather Haus und dem Dienst der männlichen Familienmitglieder in der Bürgerwehr verknüpft gewesen.

Die starre „ständische“ Gesellschaftsstruktur habe sich auch daran gezeigt, dass bestimmte Familien generationenlang das gleiche Gewerbe ausgeübt hätten, merkte Zankl an: „Die Hochholzer waren Fassbinder, die Göppl Weißgerber und die Ficker Schuster.“ Die Hausnamen spiegelten teilweise solche Traditionen wider, allerdings seien viele dieser Benennungen erst Erfindungen des frühen 19. Jahrhunderts: „Damals wurden alle Anwesen in den neuen Grundsteuerkatastern erfasst, und jedes Katasterblatt musste einen Hausnamen dokumentieren. Weil es den nicht immer gab, wurde oft einer neu erfunden.“

Als Beispiel nannte die Heimatforscherin das „Grauerchristlhaus“ an der oberen Reinwaldstraße, das kurzerhand nach einem Bewohner namens Christian Grauer benannt worden sei. Kein Traditionsname sei auch „Dostlerhaus“: „Das Gebäude hieß lange Zeit ‚Hirschenwirt‘.“ Schließlich ging Zankl auf die Geschichte des heutigen Rathauses ein, dem 1936 das baufällige alte Stadthaus und ein Nachbaranwesen weichen mussten. Noch bis in die 1960er Jahre hätten im Rathauskeller eine öffentliche Badeanstalt und Arrestzellen bestanden.

 
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