Im Kreise einer großen Trauergemeinde auf dem Friedhof seiner Pressather Wahlheimat wurde Egon Maximilian Gustav Edler und Ritter von Dippel nun beigesetzt. In einer bewegenden Traueransprache erinnerte Reinhardt Brendel an einen Mann, den er in 30-jähriger Freundschaft als "aufgeschlossenen, freundlichen, großmütigen und selbstlosen Menschen" kennengelernt hatte, aber auch an dessen keineswegs geradlinigen Lebensweg.
Vor allem die Gefangenschaft in einem russischen Straflager habe Egon von Dippels Jugend geprägt, erzählte Brendel. Der 16-jährige West-Berliner Kraftfahrzeugmechanikerlehrling war am 17. Juni 1953, dem Tag des Volksaufstands in der DDR, in einen Demonstrationszug und schließlich in die Hände von Volkspolizisten geraten. Die überstellten den Jugendlichen nach einer flapsigen Äußerung an ein sowjetisches Militärgericht. Als "Rädelsführer", der durch seinen adeligen Namen auffiel, wurde er nach erpresstem Geständnis zu 15 Jahren Lagerhaft in Russland verurteilt, von denen er 3 verbüßte.
Anschließend, so Brendel, sei Dippel über Erfurt nach Westdeutschland gelangt, habe sich im VW-Werk vom Hallenfeger zum Gruppenleiter und Meister hochgearbeitet und in Nigeria am Aufbau eines VW-Werks mitgewirkt. Die schwere Zeit im Straflager habe ihn nicht verbittert oder gar in Hass verfallen lassen: "Er konnte verzeihen, und außerdem hatte er andere Erlebnisse mit russischen Menschen nie vergessen. Nach Kriegsende etwa hielt ihn ein sowjetischer Soldat beim Wasserholen auf und füllte den Topf, den er bei sich trug, mit Suppe."
In Pressath "Familie gefunden"
"Hier in Pressath hat Egon die Familie gefunden, die er in früheren Zeiten seines Lebens oft vermisst hatte", erinnerte Brendel. Den Kontakt zum "Dipp(e)l/Düppel-Clan", dessen weitverästelte Familienzweige sich über rund dreieinhalb Jahrhunderte auf einen gemeinsamen Wurzelstock in Pressath zurückverfolgen lassen, hatte Harald Dippel aus Swisttal hergestellt, der bei Familien-Forschungen den damals in Hannover wohnenden Nachfahren des 1810 in den Ritterstand erhobenen, aus Pressath gebürtigen Politikers und Unternehmers Franz Andreas von Dippel 2012 ausfindig gemacht hatte. Bei einem Familientreffen in Pressath habe sich Egon so herzlich aufgenommen gefühlt, dass er an die Haidenaab zog und seine letzten Lebensjahre bei Konrad Dippel verbracht habe, erzählte Brendel.
Mit Leidenschaft habe der Verstorbene sich im Jagd-, Fischerei- und Schützenwesen, eingebracht, 2014 sei ihm für besondere Verdienste die "silberne Spange des Schützenvereinswesens" und 2019 eine Auszeichnung für "50 Jahre Zugehörigkeit zum Schützenbund" verliehen worden. Als einen Menschen, der Gott in der Natur gefunden und aus dieser Ehrfurcht heraus die Jagd "nicht als Töter oder Schießer, sondern als Heger und Pfleger" betrieben habe, würdigte ihn Norbert Ferstl von der Kreisgruppe Eschenbach des Bayerischen Jagdverbands: "Anständig und aufrichtig wie mit den Menschen ist er auch mit den Tieren umgegangen."
Böllerschüsse zur Beisetzung
Die Schützengesellschaft Riggau verabschiedete ihr Mitglied mit einer Abordnung und Böllerschüssen. Die musikalische Umrahmung der Trauerfeier übernahmen Angehörige die das Lied "'s ist Feierabend" sangen, die Parforcehornbläser Eschenbach sowie Markus Lautner, Werner Meier und Gerhard Retzer.



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