Püchersreuth
12.06.2020 - 12:20 Uhr

Ehemaliger Kindergarten abgerissen

Ältere verbinden mit dem früheren Kindergarten St. Josef in Püchersreuth Erinnerungen und kritisieren den Abbruch des ortsbildprägenden Gebäudes. Der Pfarrer hat eine Begründung für den Schritt und neue Erkenntnisse aus dem Abriss.

Der alte Kindergarten St. Josef steht inzwischen nicht mehr. Ältere Einheimische bedauern den Abbruch des Gebäudes sehr. Bild: exb
Der alte Kindergarten St. Josef steht inzwischen nicht mehr. Ältere Einheimische bedauern den Abbruch des Gebäudes sehr.

Der einstige Kindergarten St. Josef in Püchersreuth ist verschwunden. Abbruchbagger haben das Gebäude beseitigt. Es stammte aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Einfach gebaut, wie es zur damaligen Zeit üblich war. Laut Pfarrer Martin Wundlechner habe man ursprünglich beabsichtigt, das Haus zu renovieren. Eine entsprechende Bestandsaufnahme mit Architekt und Fachleuten habe ergeben, dass eine Renovierung etwa eine Million Euro kosten werde. An diesem Punkt hätten Stiftungsaufsicht wie Regierung Nein gesagt. Die Pfarrgemeinde hätte folglich keinerlei Zuschüsse erwarten dürfen, die Vorbereitungen für die Renovierung des Kindergartens seien damit erledigt gewesen.

Weiternutzung keine Option

Das Gebäude sei im unteren Bereich komplett feucht gewesen und vom Dach her bis ins Mauerwerk vom Hausschwamm durchdrungen. Dass der Zustand tatsächlich noch schlechter gewesen sei, als bei der ursprünglichen Untersuchung erkannt, habe man nun beim Abbruch gesehen. Hier habe sich gezeigt, dass die Decke über den Zimmern nur noch gehalten habe, weil sie in der Mitte auf einer Stützmauer aufgelegen habe. Im schlimmsten Fall wäre nach der millionenschweren Renovierung die Decke gerissen und heruntergebrochen.

Die Pfarrgemeinde habe also vor der Wahl gestanden, das Gebäude entweder abzureißen oder für sehr viel Geld ohne jeden Zuschuss zu sanieren - Geld, das die Gemeinde schlicht nicht habe. Eine Renovierung habe in keinem Verhältnis gestanden angesichts der extrem schlechten Bausubstanz, sagt Wundlechner. Selbst wenn man sich diese hätte leisten können. „Selbst wenn wir in Geld gebadet hätten, das wär´ trotzdem nichts geworden.“ Aus dem Grund sei auch die von verschiedenen Seiten gewünschte Weiternutzung des Gebäudes keine Option gewesen.

Der Pfarrer gesteht älteren Dorfbewohnern durchaus zu, dass der Abbruch für sie schmerzlich sei. Zumal dann, wenn damit schöne Erinnerungen verbunden seien - an den Kindergarten, an die Zeit, als noch Klosterschwestern hier lebten. „Mir tut es auch leid“, sagt er. Es sei ja tatsächlich ein schönes Gebäude gewesen, aber eben in einem Zustand, der eine Renovierung definitiv nicht mehr gerechtfertigt habe. Von außen sei das in dem Ausmaß nicht zu sehen gewesen, daher auch die Stimmen, die gesagt hätten, „das ist doch noch gut, da kann man doch noch was draus machen“. Aber jeder, dem er den Zustand erklärt habe, der habe verstanden, dass hier nur ein Abbruch möglich gewesen sei.

Wundlechner betont mehrmals, dass man ursprünglich bemüht gewesen sei, den Kindergarten in dem Haus zu behalten, das Haus zu renovieren, dass man sich aber schlicht den Gegebenheiten habe beugen müssen.

Gemeinde hatte keinen Einfluss

Bürgermeister Rudolf Schopper erinnert sich an die Diskussionen aus den Jahren 2014/15, das Gebäude eventuell anderweitig zu nutzen. Denn es habe sich schnell gezeigt, dass eine Sanierung mit dem Ziel, den Kindergarten weiter zu betreiben, kaum möglich sei. Die Sanierung und Erweiterung hätte während des laufenden Betriebs erfolgen müssen, was nicht durchführbar gewesen wäre. Die Gemeinde habe sich daraufhin zu einem Neubau entschlossen. Sie sei jedoch durchaus interessiert daran gewesen, für das alte Gebäude eine neue Nutzung zu finden und habe Unterstützung angeboten. Auch Schopper weiß von Kritik aus der Bevölkerung, die bis zum Bistum getragen worden sei. Tenor: Wie kann man dieses Gebäude abreißen? Aber das sei Sache der Kirche; die Gemeinde habe darauf keinen Einfluss nehmen können.

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Wurz bei Püchersreuth11.06.2020
 
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