Den „Grenzlandschreibern“ kann man nicht einfach so, wie es bei Vereinen üblich ist, per Antragsformular beitreten. Die Mitgliedschaft muss man sich verdienen und dann wird man, wie deren Chef und Gründer Hans Lauth erklärte, „hinzu berufen". Die regelmäßigen Treffen des vor acht Jahren ins Leben gerufenen Autorenzirkels wurden von der Coronapandemie jäh unterbrochen. Still wurde es um die „Grenzlandschreiber“ trotzdem nicht. Die Lesungen führte man, wenn auch nur vorübergehend und auf Anregung von Hans Spörrer aus Pullenreuth, im Internet fort.
Der Postbote im Ruhestand und Heimatdichter aus dem Steinwald beeindruckte bei der jüngsten Sommerlesung in der Glasschleif mit einem humorvollen Beitrag, der das passwortgeschützte Aufzählen der großen und kleinen Sünden per Internet (und nicht wie gewohnt im Beichtstuhl) als neue und vielleicht mögliche Zukunftsperspektive ins Blickfeld rückte. Noch sei alles Theorie, räumte der Lokalmatador aus Pullenreuth ein. Zudem empfahl Spörrer, dass man bei der Buße auch über „Sonderregelungen für Großsünder und Politiker“ nachdenken sollte. Stundenlanges Beichtsitzen werde dadurch überflüssig. Die ersparte Zeit könne dann „sinnvoll verwendet werden“.
Gemütliche Hutzastube
Die Vortragspausen füllten drei Waldsassener: Walter Pilsak mit dem Akkordeon sowie das Gesangsduo Carmen Pilsak und Marianne Helm. Weil in der Gaststube kein Platz mehr frei war, nahmen die Zuhörer auch das Nebenzimmer und den Gang zwischen Küche und Gaststube in Beschlag.
Einen Einblick in seine Werke bot Erich Neiser aus Weißenburg mit Wurzeln in Weiden: Er lästerte auf ureigene Art über den Begriff „kulturelle Aneignung“, der „blanker Unsinn“ sei, weil man sich mit den anderen Kulturen auf diese Art solidarisiere. Beispiel dafür sei die beliebte Pizza, die es ohne diese Aneignung hierzulande nirgends gäbe. „Haben wir noch Zeit?“, fragte Neiser, dem bewusst war, dass die vereinbarte und auf jeweils 20 Minuten begrenzte Redezeit bald enden wird. Er habe nämlich noch einen Beitrag. „Jeder schaut selber“, erwiderte der für die Programmfolge Verantwortliche Hans Lauth.
Die Zeit im Auge behielt auch das Gründungsmitglied der „Grenzlandschreiber“ Christa Vogl aus Guttenberg. Sie hatte ihr neues und von einer in Deutschland lebenden Iranerin illustriertes Kinderbuch „Fritzi, Rosi und Sankt Martin“ mitgebracht. Darin erfährt man, warum ein Mädchen den 11.11. fürchtet. Die Autorin positionierte sich im Türrahmen zwischen Wirtsstube und Nebenzimmer. „Dann hat jeder was davon.“ Weil sie Oma geworden sei, habe sie ein Kinderbuch herausgebracht.
Schauspiel in der Sommerlesung
Dass auch Theater gespielt wurde, war Autor Werner Robl zu verdanken. Obwohl er "nie ein Bühnenstück schreiben wollte", wagte sich der Fuchsmühler um Weihnachten an einen Dreiakter mit historischem Hintergrund. Ergänzt hat er das 1894 spielende Stück mit vielen Regieanweisungen, einem Prolog und Epilog. Beleuchtet werden im Drama die blutigen Ereignisse vor fast 130 Jahren in der Waldabteilung Schrammlohe im Steinwald bei Fuchsmühl. Viel über das neue Schauspiel – bis auf die Hintergründe der im Volksmund sogenannten „Holzschlacht“ - mochte er noch nicht verraten. Robl hatte für sein Ein-Mann-Theater in der Glasschleif zwei Schlüsselszenen vorbereitet: Eine führte ins Forsthaus, die andere in den Gasthof „Zum Schützen“, um schon mal die Protagonisten vorzustellen. Uraufgeführt wird das bereits fertige Bühnenwerk am 6. Oktober 2024, um an die Auseinandersetzung zwischen Bauern und Soldaten im Oktober 1894 und deren Folgen zu erinnern.
„Und damit kommen wir fast schon ans Ende“, bedauerte Lauth, der das Autorenquintett komplett machte. Der Wiesauer las jedoch nicht aus seiner aktuellen Familienbiografie „Gegen den Strom“. Entschieden hatte er sich für Limmericks und Blödsinnsgedichte. Gegenüber Oberpfalz-Medien gestand eine begeisterte Zuhörerin: „Das war heute ein schöner Nachmittag, ohne Hektik und Stress.“ "Die Glasschleif ist einer der schönsten Veranstaltungsorte", schwärmte Lauth. „Wenn ihr zufrieden wart, dürft ihr gerne wiederkommen“, erwiderte Gastgeber und Vorsitzender der Gesellschaft "Steinwaldia" Norbert Reger.
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