Die Neugier auf die inzwischen siebte und wieder geheimnisvollen Rauhnacht war erneut groß. Die Gesellschaft Steinwaldia hatte die Organisation am alljährlichen Veranstaltungs-Höhepunkt übernommen. Schon weit vor der Glasschleif wurden die Autos von der Feuerwehr auf die Parkplätze gewiesen. Den anschließenden Fußmarsch, flankiert von Lichtern und Feuern, nahm man aber gerne in Kauf, um den Spuren der heimischen Sagenwelt an diesem stimmungsvollen Sonntagabend zu folgen.
Zu Fuß waren auch die unzähligen Fackelwanderer unterwegs, die sich von Pullenreuth heraufkommend der Glasschleifwiese näherten. Wer sich danach auf den sagenhaften Rundweg machte, um dort einzutauchen, stieß auf den Oberpfälzer Volkskundler Franz Xaver Schönwerth, der mitten auf der Wiese stehend die Vorbeikommenden nach Sagen aus der Gegend befragte, um die Erzählungen in einem dicken Buch aufzuschreiben. Von der Ferne hörte man Kugeln rollen, anschließend Kegel fallen und Männer johlen. Statt den Sonntagsgottesdienst zu besuchen, trafen sie sich lieber auf der Kegelbahn, um bei einer Mass Bier dem Glücksspiel zu frönen. Ein schlechter Tausch wie sich - in der gespielten Sage - wenig später herausstellte.
Schauplatz einer seltsamen Teichbewohnergeschichte, die sogar die Bürgerwehr eines Fichtelgebirgsstädtchens und eine beredte Wäscherin auf den Plan rief, war der nahegelegene Weiher, nur wenige Schritte von der Schleif entfernt. Im Licht Hunderter Kerzen, Feuerdosen und Fackeln, traf man auch die weiße Frau, die vom Weißenstein herabgestiegen war, um sich an der alten Glasschleifruine den Leuten zu zeigen. Immer wieder begegnete man Perchten, weißen Fräuleins und anderen seltsamen Wesen, die aber scheinbar freundlich gestimmt waren. Nicht nur die Geister der Rauhnächte, auch andere sagenhafte Figuren stellten sich den Gästen vor.
Den Kindern wurden Geschichten erzählt. Draußen an der Glasschleif, deren Gaststube aber geschlossen blieb, hatte die Gesellschaft Steinwaldia Verkaufsstände aufgereiht, um für das leibliche Wohl der zahlreichen Besucher zu sorgen. Bratwürste, heiße Maronen, herzhaftes in der Semmel oder aus dem Kochtopf: Das Angebot war vielfältig. Nicht selten bildeten sich lange Käuferschlangen. Rechtzeitig waren auch die Temperaturen leicht unter den Gefrierpunkt gefallen. Heiße Getränke waren daher willkommen. Die Minusgrade sorgten aber vor allem dafür, dass der Boden hart und die beleuchteten Wege leicht begehbar waren.
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