Johann Wolfgang von Goethe schrieb: „Jede Provinz liebt ihren Dialekt, denn er ist eigentlich das Element, in dem die Seele ihren Atem schöpft.“ Mundart ist eine Bereicherung, stellt das Kultusministerium fest. Dialektsprecher haben eine größere Sprachkompetenz, da sie von Kindheit an zwei Sprachebenen bedienen und nach Bedarf hin und her wechseln, bestätigt eine Untersuchung der Universität Oldenburg. In Schulaufsätzen machten Kinder mit Mundart 30 Prozent weniger Rechtschreibfehler.
Dialekt ist authentisch-facettenreich, ausdrucksstark und trägt zur Persönlichkeitsbildung bei. Dou bine, dou bleiwe, dou moche blos sei! Hier bin ich, hier bleibe ich, denn nur hier möchte ich sein. Der Präsident der TU München und weitere Professoren haben einen Aufruf zum selbstbewussten Umgang mit der Mundart unterzeichnet.
Dialekt ist sexy fand eine Umfrage heraus. Danach fühlen sich zwei Drittel der Deutschen von Mundartsprechern angezogen. Außerdem vermittelt Mundart Heimatgefühl und Zugehörigkeit. Gerade durch die Globalisierung ist dies für viele wieder wichtig geworden. Es ist diese unverwechselbare Muttersprache, die Jugendliche auch für Benutzernamen im Internet einsetzen. Mit ihrer Hilfe können sie erkennen, ob der Teilnehmer im Netz aus ihrem Umfeld stammt.
Nordbairisches Dialektgebiet
Zum Großteil liegt die Oberpfalz im nordbairischen Dialektgebiet, während die Region um Regensburg bis Waldmünchen und Furth im Wald in diesem Übergangsstreifen mittelbairisch geprägt ist. In den verschiedenen Sprachräumen haben sich Laute unterschiedlich entwickelt und es entstanden immer kleinere Sprachräume.
„Unna Sprouch is goua niad schwaa, houst koi Möih mit dou, wou, wos und wöi, wennst as koast, nou is schöi... Dieser Liedvers ist aus der nördlichen Oberpfalz. Um Schwandorf klingt ein Malspruch so: „Dou a Haxl, dourt a Haxl, fiadde is da ganze Maxl!“ Dagegen ein Sprichwort aus der südlichen Oberpfalz: „Wia da Acka, so d’Ruam, wia da Voda, so d’Buam, d’Techta aggrat wia d’Muada, grod no grässare Luada.“
Markant und einmalig ist die Oberpfälzer Mundart durch die gestürzten Zwielaute: wie ei bei Schnei/ Schnee oder beis/böse, öi bei schöi/schön oder ou bei Hout /Hut. Forscher belegen ou auf das Jahr 905 mit „Loua“ für Luhe. Dazu ein beliebtes Wortspiel: „Is des woua, das a Groua, iwas, Joua, hintam Oua, a Scheppal Houa, wachsn loua ko?“ Den Altbayern, Schwaben und Franken geht das ou schwer über ihre Lippen, deshalb sticheln sie, die Oberpfälzer würden bellen: „Wou, Wou“. Selbstbewusst kann das zurückgewiesen werden mit dem Hinweis, dass die gestürzten Zwielaute äi und ou auch in der Weltsprache Englisch feste Größen im Lautbestand sind. So hört sich made (hergestellt) im Englischen an wie nordbairisch mäid (müde) oder road und code im Englischen wie roud (rot) oder Koud (Humus) der Mundartwörter. Dazu eine kleine Geschichte aus der Schule. Einst hielt die Englischlehrerin dem Schüler ihre Hände hin: „How many fingers?“. Der Bub zögerte, zählte nicht, sondern zog aus und schlug kräftig auf ihre Finger, denn für ihn war klar: „Hau, meine Finga!“
Mündlich überliefert
Mundart kennt keine allgemein gültige Schreibweise wie die Hochsprache. Sie wird mündlich von Generation zu Generation über die Mutter, Familie und Umgebung weitergegeben, deshalb schreiben Mundartdichter wie sie sprechen. Für Neuoberpfälzer empfiehlt ein gebürtiger Kölner: „Wer in die Oberpfalz zieht, sollte in Gesprächen mit Einheimischen immer mal wieder „Basst“, „Basst scho“ oder „scho“ einfließen lassen. Damit liege man immer richtig und kann anfängliche Lücken überspielen.“ Im täglichen Miteinander wird dann das Verstehen und Sprechen immer selbstverständlicher, sodass die neue Umgebung bald Heimat ist.













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