Die Kreisrinderzuchtgenossenschaft Tirschenreuth unter dem Vorsitz von Harald Püttner umfasst 285 Milchviehbetriebe mit 16.578 Kühen in der Milchleistungsprüfung 2019/2020. Alljährlich findet zum Ende des Winters eine genossenschaftliche Jahresversammlung statt. Hier werden aktuelle Themen aus der Rinderzucht und Vermarktung behandelt und die herausragenden Leistungen der Züchter gewürdigt. Dieses Jahr muss die sonst gut besuchte Veranstaltung entfallen.
Die organisierte Milchviehhaltung im Landkreis Tirschenreuth bewegt sich eindeutig in Richtung Laufstallhaltung. "Die häufig von Tierschützern an den Pranger gestellte Anbindehaltung wird dem Strukturwandel weichen", heißt es in der Pressemitteilung von Fachberater Rudolf Traxinger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schwandorf. Trotzdem würden diese Betriebe vom Lebensmitteleinzelhandel und den Molkereien mit einem Abzug des Milchgeldes abgestraft, "obwohl die Qualität des Produktes eindeutig ist", wie es heißt. Waren es im Milchwirtschaftsjahr 2011 noch 34,8 Prozent der Kühe in Anbindehaltung, so sind es 2020 nur noch 15,7 Prozent. Diese Entwicklung schreite immer zügiger voran; der überwiegende Anteil der Tiere werde bereits in Laufställen gehalten.
Die Tirschenreuther Betriebe seien gut und tiergerecht aufgestellt und das Personal hoch qualifiziert. Dass die Kühe bezüglich Fütterung, Haltung und Klima bestens betreut würden, zeige sich an zunehmend guter Milchleistung und einer Verbesserung der Altersstruktur. Parameter dieser positiven Entwicklung sei die wachsende Anzahl der sogenannten „Golden Girls“: Das sind Kühe, die eine Lebensleistung von 100.000 Kilo erzeugter Milch erbracht haben. Auf Fett- und Eiweiß-Kilogramm korrigierte Milchmenge erreichten 20 Kühe im Landkreises Tirschenreuth diese außergewöhnliche Leistung: „Gusti“, V: Zahner (Betrieb Scharnagl in Dippersreuth), „Vanessa“, V: Remal (Betrieb Bäuml in Liebenstein), „Fux“ V: Hagat (Betrieb Wührl in Hungenberg), „Grazie“ V: Romel (Betrieb Rosner in Kondrau) und die Kuh „Kali“ V: Strellas (Betrieb Meierhöfer in Kleinsterz).
Lange im Stall und wenig Aufwand
Auch die Rinderzucht widmet sich seit Jahren dieser Entwicklung – durch die Züchtung von Kühen, die lange im Stall verweilen und dem Landwirt wenig Aufwand bereiten. "Bei stagnierenden Milchpreisen und der explosiven Entwicklung der Kosten und Auflagen für Stall- und Gülleraumbau, Futter- und Maschinenkosten bleibt dem Landwirt nur der einzige Ausweg, mehr Kühe zu halten die wenig ,Mühe machen‘ um den Betrieb noch am ,Laufen‘ halten zu können – ein ,Teufelskreis‘“, heißt es in der Mitteilung. 22 Milchviehhalter der Oberpfalz erhalten in diesem Jahr die Auszeichnung „Kuhprofi“ für das Milchwirtschaftsjahr 2020. Davon sechs (27 Prozent) allein aus dem Landkreis Tirschenreuth. Der Kuhprofi gehört in fünf Merkmalen zu den jeweils 30 Prozent der besten Betriebe in der Oberpfalz: Dazu gehören die Eutergesundheit, die durchschnittliche Lebensleistung und Lebenstagsleistung, die Anzahl der Kühe, die jährlich remontiert werden müssen, und die erzeugte Fett- und Eiweißmenge in Kilogramm.
Folgende Milchviehhalter bekommen diese Auszeichnung von der Kreisrinderzuchtgenossenschaft: Familie Schlicht aus Höll, Familie Knodt (Krummennaab), Familie Betz (Wildenau), Familie Frank (Schwarzenbach), Familie Scharnagl (Dippersreuth) und Familie Schuller aus Pilmersreuth a. W. Weiter werden die Betriebe Berthold Wegmann, Höll, Gerhard Betz, Wildenau, und Harald Püttner, Redenbach, für hervorragende Herdenleistungen von der Genossenschaft ausgezeichnet. Außerdem die Kuh „Biene“, V: Oipi, für die höchste Milchleistung im Landkreis vom gleichnamigen Betrieb.
Ehrenpreise
Für die beste Eutergesundheit im Stall (Qualitätsmerkmal: Zellzahl, die jeweils einmal pro Monat mit Hilfe der Milchleistungsprüfung festgestellt wird) erhält der Betrieb Josef Dumler aus Wetzldorf einen Ehrenpreis, ebenso der Betrieb Schlicht in Höll, Gemeinde Pullenreuth. Die Kühe haben hier die durchschnittlich höchste Lebensleistung/Kuh des Landkreises produziert. Für die beständige und treue Anlieferung ihrer männlichen Kälber zur Festvermarktung des Rinderzuchtverbandes bedankt sich dieser mit einer Auszeichnung bei Johann Scherm, Wernersreuth, und Adalbert Zölch vom Försterhof.
In April beginnt für die Rinderzucht ein neues Zeitalter der Zuchtwertschätzung, genannt die Single-Step-Methode. Hunderttausende zusätzlicher Daten aus dem Milchviehstall, die von den Betrieben erfasst und der Einrichtung „Pro Gesund“ gemeldet werden, ergeben zusätzliche Sicherheiten für die Schätzung des Erbgutes der Besamungsbullen. Ziel ist es, die Fitness und Langlebigkeit der Milchkühe auf züchterischem Wege zu verbessern. Fitnessmerkmale haben eine nur geringe Heritabilität (Vererblichkeit) und lassen sich in den Zuchtvorhersagen nur über die Erfassung großer Datenmengen verbessern.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.