Mit Blick auf einen klimaneutralen Umbau der Wirtschaft spielt die Oberpfälzer Wirtschaft den Ball ins Feld der bayerischen Politik. Diese müssen den Umbau des Energiesystems im Freistaat beschleunigen. Der Vorsitzende der VBW-Bezirksgruppe Johannes Helmberger diagnostiziert Nachholbedarf. "Wir müssen es besser machen." Er fordert eine Doppelstrategie zur Bewältigung der Energiekrise.
Einerseits dringt er unter anderem auf weitere Sparbemühungen beim Energieverbrauch und Stromsteuersenkungen sowie einen einheitlichen Industriestrompreis in Europa. Andererseits sei eine "Intensivierung der Investitionen in den Klimaschutz dringend notwendig". Hier sieht Helmberger Staat und Wirtschaft in der Pflicht, wobei letztere Planungssicherheit bräuchten.
42 Prozent befürchten Betriebsende
Bei einem Pressegespräch am Freitag in Regensburg machten der Vorsitzende der VBW-Bezirksgruppe und Hans-Jürgen Nägerl, der Bezirksvorsitzende der Dehoga-Oberpfalz, deutlich, dass es um den Wohlstand in der Oberpfalz, in Bayern und in Deutschland gehe. Deshalb warnen sie vor einer weiteren Verzögerung des notwendigen Netzausbaus. Zudem setzt die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft auf einen schnellen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und fordert einen Dauerbetrieb der Kernkraftwerke bis ins nächste Jahr sowie ein Überdenken des Fracking-Verbots. Helmberger bezeichnete es als absurd, im eigenen Land Fracking zu verbieten, aber Fracking-Gas aus dem Ausland zu importieren.
Wer in den vergangenen Jahren nicht in Digitalisierung und Gebäudetechnik investiert habe, habe es angesichts der gestiegenen Energiepreise schwer, berichtet Nägerl mit Blick auf die gestiegenen Energiekosten sowie die Verdoppelung der Strompreise. Zwar blicke das Gast- und Beherbergungsgewerbe grundsätzlich "optimistisch in die Zukunft". Allerdings würden 42 Prozent befürchten, dass sie wegen der hohen Energiepreise ihre Betriebe aufgeben müssten. 50 Prozent hätten das verneint. Zugleich berichtet Nägerl, dass Kunden etwa weniger Öffnungstage akzeptieren würden.
Nur mehr zwei Prozent unbesetzte Stellen
Für die Betriebe habe es den Vorteil, dass leichter Mitarbeiter gefunden werden könnten, da diese planbar feste freie Tage hätten. Inzwischen würden nur mehr zwei Prozent der Mitarbeiter fehlen, im Jahr 2022 seien es noch zehn Prozent gewesen.
Die Startbedingungen für die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität seien in der Oberpfalz vergleichsweise besser als im übrigen Bayern. In der Oberpfalz ist der Anteil der erneuerbaren Energie bei 59 Prozent. Im bayerischen Durchschnitt sind es 53,5 Prozent. Aus Photovoltaik wurden 40,9 Prozent des Stroms, aus Biomasse 33,5 Prozent und aus Windenergie 17,4 Prozent erzeugt. Angesichts der Reform bei der 10H-Regel erwartet Helmberger, dass dies "buchstäblich frischen Wind in den Ausbau der Windenergie bringt". Er verweist darauf, dass mit Windkraft auch nachts und im Winter Strom erzeugt werde, bei höherer Flächeneffizienz.
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