Regensburg
02.01.2020 - 18:09 Uhr

Walter Zacharias: Vom Foto-Händler zum Künstler

Seine Skulpturen aus Relikten bäuerlichen Lebens sind in Regensburg bekannt. Eine Schau zum 100. Geburtstag Walter Zacharias' zeigt nun auch weitere Aspekte seines Schaffens.

Eine Ausstellung im "Leeren Beutel" in Regensburg würdigt Walter Zacharias zu dessen 100. Geburtstag. Bild: wsu
Eine Ausstellung im "Leeren Beutel" in Regensburg würdigt Walter Zacharias zu dessen 100. Geburtstag.

Walter Zacharias (1919 bis 2000): Den meisten Regensburg-Besuchern dürfte er als Inhaber des Fotogeschäfts in der Altstadt ein Name sein. Viele aber kennen ihn auch als Künstler. Seiner eigentlichen Leidenschaft frönte Walter Zacharias in großem Maße nach dem Ruhestand und mauserte sich so zu "einem der großen Künstler Regensburgs", wie es Kulturreferent Wolfgang Dersch formuliert.

Die Städtische Galerie im "Leeren Beutel" setzt nun noch einen drauf. Eine aktuelle Ausstellung präsentiert dort einen Walter Zacharias, wie ihn kaum einer je gesehen hat: Die große Retrospektive vereint das Frühwerk des Künstlers mit den bekannten Arbeiten seines reifen Stadiums. Zum Jubiläum des Malers, Bildhauers und Bastlers, der heuer 100 Jahre alte geworden wäre, präsentiert der "Leere Beutel" dessen breitgefächertes Schaffen.

Dom als Aquarell

In der Tat hatte Walter Zacharias wohl selbst schon einige der nun präsentierten Arbeiten längst vergessen. Dies zumindest ist die Vermutung von Reiner Meyer. Der Leiter der Städtischen Galerie steht vor einem farbintensiven Aquarell. Gezeigt sind die Domtürme der Stadt Regensburg in expressionistischer Manier. Dass das Blatt erst jüngst auf dem Dachboden der Nachkommen gefunden wurde, ist keine Ausnahme. Die frühen Bilder, die in der Retrospektive im "Leeren Beutel" ein ganzes Stockwerk füllen, gehören nicht zu den charakteristischen Arbeiten des Walter Zacharias.

Die dreidimensionalen Collagen aus alten Holzwannen, Türen und bäuerlichen Geräten ein Stockwerk tiefer umso mehr. Als "Suchenden" bezeichnet Reiner Meyer den Künstler, der in seinen späteren Jahren beständig unterwegs war auf Streifzügen durch den Bayerischen Wald. Seine Beute: "allerhand nutzlos gewordene Gegenstände aus dem bäuerlichen Millieu", so die allgemeine Ansicht - für Zacharias aber wertvolle Baumaterialien für eindrucksvolle neue Kreationen.

Jagdtrophäen und kleine Särge

Aus Fundstücken aus der Natur schuf der Künstler Skulpturen, die sich derzeit in den "Leeren Beutel" einfügen wie kaum eine Präsentation zuvor. Holz dominiert in diesen Arbeiten, die so stimmig zwischen den alten Balken und den groben Dielen des Ausstellungsraumes platziert sind. Aus Zweigen machte Zacharias wahre Jagdtrophäen, alte Holzwannen wirken bestückt mit längst abgelegten Werkzeugresten wie kleine Särge, das Vorderteil einer Hacke legt sich wie eine Klauenhand über ein altes Buch.

Zum 100. Geburtstag ihres Schöpfers geben sich die Figuren Walter Zacharias' ein Stelldichein. Dass auch der Werdegang des Künstlers aufgezeichnet wird, ist die Besonderheit dieser Ausstellung. Ausgehend von Landschaftsbildern verläuft die Entwicklung in seiner Malerei immer mehr zur Abstraktion. Gekrönt wird das Schaffen durch die Aufarbeitung einer bäuerlich-archaischen aber auch frommen Kultur. Walter Zacharias dürfte den meisten Regensburgern bekannt sein. Die Ausstellung im "Leeren Beutel" aber zeigt ihn von einer neuen Seite.

Service:

Die Ausstellung „Walter Zacharias zum 100. Geburtstag“ läuft bis zum 1. März 2020 in der Städtischen Galerie im „Leeren Beutel“, Bertoldstraße 9 in Regensburg. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr. Jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt frei.

 
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