Anfang der 1980er Jahre eröffnete Otte sein Atelier an der Waldstraße und arbeitet seither als erfolgreicher freischaffender Künstler. Groß vorstellen muss man ihn nicht mehr. Viel haben wir berichtet, über seine Person und seine Werke. Immer wieder hat er im Laufe der Zeit neue Wege beschritten.
Eigene Denkmäler
Bekannt wurde er in der Region mit seinen Miniatur-Ölbildern mit Motiven seines geliebten Steinwaldes. Die Bilder wurden größer, oft auch abstrakter, gingen Symbiosen ein mit gigantischen Brunnenskulpturen und beide zusammen schufen harmonische Raumgestaltungen in Banken, Instituten und Privatwohnungen. Brunnen waren über viele Jahre das auffälligste, was Otte geschaffen hat. Mit ihnen setzte er sich bereits zu Lebzeiten eigene Denkmäler in der Region. Denn es gibt nicht viele größere Orte in der näheren Umgebung, wo nicht ein solches Markenzeichen steht und mit seiner positiven Ausstrahlung den Ort verschönert. Granit, Edelstahl, Bronze, Glas und Licht sind die Komponenten, die sich bei diesen Skulpturen die Arbeit teilen, um sie äußerst lebendig wirken zu lassen. Das sprach sich herum und schnell war es nicht mehr nur die Region, sondern wurde der Name Erwin Otte weit darüber hinaus Markenzeichen.
Heute stehen seine Werke in ganz Deutschland im benachbarten Ausland und sogar in London, wo er eine Rauminstallation im Flughafen Heathrow und die gläserne Pyramide in einer jüdischen Privat-Eliteschule geschaffen hat. Den 14 Meter langen Brunnen in Bad Griesbach bezeichnet der Künstler als eines seiner imposantesten Werke. Waren es anfangs Wettbewerbe, bei denen er mit seinen Vorschlägen überzeugte, wurden es immer öfter direkte Aufträge, die er erhielt. Wieder kam eine neue Schaffensphase hinzu. Lichtinstallationen waren es, die seinen kreativen Geist anregten und völlig in ihren Bann zogen. Zusammen mit Lichttechniker Alex Fenzl reiste er durch die Lande, um bei Großereignissen mit seinen Tier-Installationen, "Ross-Schwemme" oder "Gänse-Marsch", die Besucher zu begeistern. In Berching wird das Marientor seit 2008 dauerhaft von Ottes "Ross-Wächtern" beschützt.
Skulptur großes Thema
"Einmal standen wir im November im Dortmunder Westfalenpark in Wathosen stundenlang bei Minusgraden mit Eisbildung im Wasser eines kleinen Sees, um Lichtleitfaser für eine Illumination zu verlegen, während draußen die Leute vorbeigingen und verdutzt schauten. Wir trafen viele Künstler aus aller Herren Länder, hatten eine super Zeit und haben zu manchen heute noch Kontakt. Gerade kam die diesbezügliche Einladung eines Kollegen aus Linz in Österreich.
Nach wie vor ist die Skulptur, Otte arbeitet gerade an einer aus Edelstahl für eine Erbendorfer Metallbaufirma, die acht Meter in die Höhe ragt, ein großes Thema des Künstlers. An geladenen Wettbewerben nimmt er, wenn es seine Zeit zulässt gerne teil, will das Wirken in dieser Richtung aber nicht mehr forcieren. Nach Möglichkeit versucht Otte gleich den ganzen Raum, in dem die Skulptur später einmal steht, mit zu gestalten. Das geht manchmal so weit, dass er auch gleich die passende Einrichtung vorschlägt.
So wie aktuell beim Rathaussaal in Erbendorf, dessen Umbau er entworfen hatte und der nun danach gestaltet werden soll. Bei den Arbeiten sind eine historische Ziegelwand und ein torähnlicher Durchgang mit Bogen freigelegt worden. Die Wand ziert künftig ein 1,50 Meter hoher goldener Adler aus Holz. Die Decke bekommt ein ovales, etwa fünf Meter großes Bild, das die Sehenswürdigkeiten des Ortes zeigt und auf den Raum abgestimmt ist. Das Gesamtwerk soll im Mai vollendet sein.
"Gemalt habe ich die vergangenen eineinhalb Jahre eigentlich gar nicht mehr", sagt der Künstler. Nach den zahlreichen Ausflügen in die verschiedensten Genres, spürt Otte jetzt die Aufgabe sich wieder intensiver mit der Heimat zu beschäftigen. Für ihn sei es spannend, was sich im Lauf der Jahrzehnte alles verändert habe, wie sich die Tierwelt aktuell präsentiere, zum Beispiel Luchs und Wolf. Mit letzterem Prädator hat er sich künstlerisch schon intensiv auseinandergesetzt. In Ottes Kopf konkretisiert sich bereits die Installation mit dem Titel "Gläserne Wölfe", einem dreidimensionalen Glasobjekt. "Auch nach so vielen Schaffensjahren setze ich meine eigenen Aufgabenstellungen immer hoch an und besinne mich auf Dinge, die mein kreatives Wirken positiv beeinflussen." Otte ist viel in der Natur unterwegs. Ständige Begleiter sind Hund und Kamera. "Ich kenne den Steinwald und das Waldnaabtal schon sehr lange, kenne jeden Stein und Strauch, weiß wo die Quellen entspringen und finde mich dort bestens zurecht. Spannend ist, wie sich die Landschaft in 30 Jahren verändert hat."
Die Natur bietet dem Künstler ein unermessliches Schöpfungs-Potenzial. "Deshalb will ich gerade jetzt diese wunderbare Landschaft, nach so vielen Jahren, wieder malen. Aber in einer ganz anderen Technik als damals. Heile-Welt-Bildchen wird es definitiv nicht mehr geben. Die Neuauflage wird abstrakter, um das Wesentliche sichtbarer zu machen." Otte hat heute eine andere Denkweise als früher, er spürt und fühlt anders, was natürlich in den künftigen Arbeiten augenfällig wahrgenommen wird. Dies sei sehr stimulierend, gebe manchen neuen Impuls. "Ich mache jetzt Dinge, die mich selbst bewegen, wesentlich intensiver. Es ist nicht mehr so wichtig, überall präsent zu sein. Ich kümmere mich mehr um das, was ich im Innersten spüre und das zu realisieren, ist meine Aufgabe."
Der Friedensengel auf der Panzersperre bei Windischeschenbach ist ein Werk, das Otte nach wie vor besonders beschäftigt. Deshalb hat er auch weitere "Landeplätze" für Friedensengel entlang der Gläsernen Straße geplant. Um eine dominante nachhaltige und effektive Wirkung zu erzielen, sollen so viele wie nur möglich, am besten an jedem größeren Ort, einen "Landeplatz" erhalten. Gerade in der heutigen Zeit, wo der Friede in der Welt auf sehr wackeligen Beinen stehe, sei das eine äußerst wichtige Botschaft.
Viele Preise
Für den Friedensengel, den er selbst als sein bisher interessantestes Projekt bezeichnet, wurde Otte 2016 mit dem Glasstraßenpreis Ostbayern ausgezeichnet. Otte, der auch Kulturpreisträger der Oberpfalz für Bildhauerei ist, ist außerdem als Kirchenkünstler beim Bistum Regensburg registriert. In dieser Eigenschaft hat er den Altarraum der Falkenberger Pfarrkirche St. Pankratius und die Falkenberger Friedhofskapelle gestaltet.
Des Weiteren hat er aktuell für den "Senior-Campus" im nordrhein-westfälischen Herne einen Raum der Stille geplant und umgesetzt. 2016 wurde eine Kapelle in der Steiermark realisiert. Der Auftraggeber, ein Unternehmer aus Hameln, ließ sie auf seinem dortigen Landsitz errichten. Weitere Informationen: www.atelier-e-otte.de
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