Es war ein besonderer Sonntag, den die Gläubigen aus den beiden Pfarreien St. Michael Vilshofen und Mariä Himmelfahrt Rieden noch lange in Erinnerung behalten werden. Nach 22 Jahren verabschiedeten sie Pfarrer Gottfried Schubach aus ihren Reihen. Zusammen mit der Blaskapelle St. Georg, den Fahnenabordnungen der Vereine, dem Marktgemeinderat und Bürgermeister Erwin Geitner geleiteten sie den Geistlichen zum festlich geschmückten Marktplatz, um dort mit ihm einen letzten Gottesdienst zu feiern. Der Platz reichte kaum aus, um all die Menschen zu fassen, die bei der Verabschiedung dabei sein wollten. Fast eine Generation war Gottfried Schubach Pfarrer in Rieden und Vilshofen gewesen. Nun übernimmt er in Weiden die beiden Pfarreien Herz Jesu und St. Johannes.
„An einem solchen Tag gilt es Bilanz zu ziehen und zu fragen, ob man alles richtig gemacht hat in all den Jahren“, sagte der scheidende Geistliche in seiner letzten Predigt als Pfarrer der beiden Vilstal-Pfarreien. Ihm sei es in den vergangenen 22 Jahren immer wichtig gewesen, als Pfarrer, Seelsorger und Gesprächspartner die Menschen zu erreichen und ihnen Wege zum christlichen Glauben aufzuzeigen. Über diese „religiöse Insidenzlage“ einer Gesellschaft sei es schwierig, eine Aussage zu machen, meinte er. Er ermunterte alle, mehr denn je „Täter des Wort Gottes“ zu werden und nicht nur Zuhörer zu bleiben. Pfarrer Gottfried Schubach: „Kann ein Pfarrer Glauben machen? Nein, wirklichen Glauben nicht, denn der muss von den Menschen selbst kommen. Aber er kann mithelfen, dass dies geschieht.“ Er bat alle, Pater Slawomir Niemczewski und den künftigen Pfarrvikar Pater Bijilal Thomas vom Orden der Vinzentiner in ihrer Arbeit in den beiden Pfarreien zu unterstützen.
Wie Pfarrgemeinderatssprecher Josef Weinfurtner in seiner Laudatio anmerkte, sei dieser Sonntag für die beiden Pfarreien mit großen Erinnerungen verbunden. Über 400 Taufen seien in die Zeit von Pfarrer Schubach gefallen, Kinder und Jugendliche seien erwachsen geworden und vor den Traualter getreten, vielen Mitbürgern habe Schubach das letzte Geleit geben müssen.
Weinfurtner zählte die großen Baumaßnahmen unter seine Ägide auf, etwa den Kindergartens in Rieden, die Sanierung der Pfarrkirche in Vilshofen, die Anschaffung der Mattis-Orgel für die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt oder Innenrenovierung des Gotteshauses. Schubach sei immer ein großer Förderer der Blaskapelle St. Georg und der Jurablaskapelle Pilsheim gewesen. Er habe die Kirchenchöre in beiden Pfarreien neu aufleben lassen und den Aufbau des Kinder- und Jugendchors Lord´s Day unterstützt. „Das Wichtigste aber war für Pfarrer Schubach der Glaube an Gott und der Glaube an den Menschen, dem es zu helfen gilt." Der Pfarrgemeinderatssprecher dankte für ihre Unterstützung aller kirchlichen Vereine und Einrichtungen. Josef Weinfurtner: „Es ist kein leichter Tag für uns. Wir verlieren Sie ungern, aber wir müssen Sie schweren Herzens ziehen lassen, weil das Ordinariat dies so vorgibt.“ Als Abschiedsgeschenk überreichte er als gemeinsames Geschenk der Vereine sowie der Kirchen- und des Pfarrgemeinderäte aus beiden Pfarreien das Unikat einer Madonna, das der Riedener Künstlers Johannes Zeindl geschaffen hat.
Wie Bürgermeister Erwin Geitner sagte, habe sich Pfarrer Gottfried Schubach in seinen 22 Jahren in Rieden für die Menschen in der Marktgemeinde eingesetzt und dabei weit über den seelsorgerischen Auftrag hinaus gewirkt. „Sie sind den Menschen begegnet, wissend um ihre existenziellen Nöte und vielfältigen Sorgen, die einem gelingenden Leben manchmal den Weg versperren“, sagte er. Die Gläubigen hätten es besonders geschätzt, dass Schubach sein Amt als Pfarrer in Demut ausgeführt habe. „Als Dank für das Wirken in der Gemeinde und in Würdigung der Verdienste um das Wohl des Marktes Rieden" ernannte Geitner den Geistlichen auf Beschluss des Marktgemeinderates zum Ehrenbürger.
Christa Bauer verlas einen Brief des verhinderten evangelischen Pfarrers Alfredo Malikoski, der anmerkte, dass die Kirchenglocken an beiden Ufern der Vils das Miteinander der katholischen und der evangelischen Kirche auch in Corona-Zeiten prägten. Ein gutes Gelingen für die neue Seelsorgeaufgabe in Weiden wünschten der Vorsitzende der Kirchenverwaltung, Christian Bauer, und die Kirchenchorsprecherin Michaela Bauer. Der evangelische Ruhestandspfarrer Dieter Kreysler erinnerte an die vielen inhaltsreichen Begegnungen und die gemeinsamen Skatrunden.
„Kann ein Pfarrer Glauben machen? Nein, wirklichen Glauben nicht, denn der muss von den Menschen selbst kommen. Aber er kann mithelfen, dass dies geschieht.“
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