Das Jubiläum ist Grund genug, mit Schützenmeister Johann Gösl die Vergangenheit zu beleuchten. Wer sich dem Schützenverein „Edelweiß“ befasst, taucht tief in die Geschichte des Luhetalortes ein. Welches bayerische Dorf kann schon darauf hinweisen, dass es dem deutschen Kaiser Karl V. und besonders seinem Bruder, dem Böhmischen König und deutschen Kaiser Ferdinand I., wohl bekannt war? Bekannt auch deshalb, weil das halbe Gemeinwesen Roggensteins, wenn auch ein mit vielen Problemen behaftetes „böhmisches Krongut“ war.
Doch gerade in dieser Zeit und in der politischen Situation Roggensteins liegen die ältesten bekannten Quellen über das Vorhandensein der damals modernsten Steinschloss-Vorderladergewehre und -pistolen. Sie sind verbunden mit dem Namen des Landsassen Johann Georg von Giech. Daraus resultiert auch der Name der später wiedergegründeten „Giechschen Vorderladergruppe“, da Roggenstein seit mehr als 400 Jahren das Vorderladenschießen ausübt.
Schwierige Zeit
Um den Geist der Geselligkeit und Kameradschaft sowie sportlicher Gesinnung rund um Roggenstein nach den Jahren des Ersten Weltkrieges, den Wirren der Revolutionen und der Inflation wieder einkehren zu lassen, war der Schützenverein "Edelweiß" im Februar 1923 ins Leben gerufen worden. Dazu hatten sich eine große Zahl von Männern und eine Frau im ehemaligen Gasthof "Drei Schwalben" der Familie Lang getroffen. Dies waren, so hat es Chronist Johann Frimberger überliefert, aus Roggenstein Johann Bäumler, Johann Bodensteiner, Hans Ermer, Johann Frimberger, Fritz Hermann, Andreas Lang; weiter Josef Lingl, Thomas Lingl, Karl Roth, Simon Streber, Adolf Süß, Josef Wolf, Johann Zell und aus Lämersdorf Karl Baierl sowie von der Hammermühle Margarete und Josef Hierold.
Geburtshelfer bei der Gründung war sicherlich der aktive Schützenmeister der Zimmerstutzen-Schützengesellschaft "Edelweiß" Weiden und Kreisverbandsvorsitzender für die Oberpfalz, Ludwig Hofmann. Gut drei Jahre war die neue Gesellschaft dem Schützengau Weiden angeschlossen.
Küche als Schützenstand
Das Gründungslokal war zugleich der erste Schützenstand. Aus der Küche des Wirtshauses schoss man durch eine Schiebeluke auf die in der Backstube aufgehängte Scheibe, um auf die erforderliche Distanz von 15 Metern zu kommen. Geschossen wurde mit einem vom Verein gekauften und von allen aktiven Schützen genutzten Zimmerstutzen. Schnell waren die Schützen bei den anderen Gesellschaften in der näheren Umgebung und den Mitgliedern des erst 1898 in Schwandorf gegründeten Oberpfälzer Zimmerstutzen-Schützenverbandes bekannt.
Bei der Neugliederung der Oberpfälzer Schützengaue 1926 kamen die Roggensteiner in den Gau Vohenstrauß. Zugleich erlebten die Schützen eine enorme gesellschaftliche Aufwertung, als Prinz Alfons von Bayern das Protektorat und somit die Schutz- und Schirmherrschaft über alle im Bayerischen Schützenverband zusammengeschlossenen Schützenverbände Altbayerns übernahm.
Abruptes Aus
Wenig später wurde im Westen des Ortes ein einfaches Schießheim mit einer 50 Meter langen Bahn gebaut. Dort übten die Schützen mit dem Kleinkalibergewehr und hielten kleinere Wettkämpfe ab. Die Freude währte nicht lange. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten mussten alle scharfen Waffen abgeliefert werden. Schlimmer noch war, dass 1934 das Vereinsheim auf Anordnung der Behörden wieder eingeebnet werden musste.
Wiedergründung 1953
Ende 1952 erinnerten sich ein paar Roggensteiner an die Schützengesellschaft. 1953 kam es zur Wiedergründung. "Wenige Unentwegte belebten die Schützengesellschaft zu neuem Leben. Sie trafen sich im Wirtshaus Wolf und schossen zwei Jahre, bis sie 1955 das Vereinslokal wechselten. Von da an wurde im Gasthof ‚Drei Schwalben‘ der Familie Lang unter dem Saal ins Freie geschossen und somit die Kameradschaft zu anderen Schützengesellschaften gepflegt", berichtet der Chronist. Vier Jahre später wurde eine Fahne gekauft. Die Weihe und das damit verbundene Preisschießen waren ein voller Erfolg.
1962 begann der Bau des jetzigen Schützenheimes mit acht Schießständen. Viele folgten dem Ruf von Schützenmeister Hans Schnupfhagn zum Training. Seit 1968 steht Schützenmeister Johann Gösl an der Vereinsspitze. Unter seiner Regie erfolgte der Bau des 1976 eingeweihten neuen Schützenheimes auf der Anhöhe über Lämersdorf.
Theater und Olympia
Neben dem Sport ist bei "Edelweiß" das Theaterspielen beheimatet. Unter Gösls. Dass ein Mitglied der Schützengesellschaft "Edelweiß" einmal bis an Olympischen Spielen teilnimmt, hätte niemand erwartet. Doch Ausnahmetalent Petra Witzl, (heute Horneber), schaffte die Sensation. Das ehemalige Roggensteiner Gewächs errang daneben den Weltcup, wird zehnfache Deutsche Meisterin und Vizeeuropameisterschaft im Luftgewehr.
Höhepunkt ihrer Karriere war die Teilnahme an den Sommerspielen 1996 in Atlanta und der Gewinn der Silbermedaille im Luftgewehrschießen. Hinzukommen alle möglichen Rekorde. Wenn es mittlerweile auch etwas ruhiger geworden ist bei den „Edelweiß“-Schützen, doch die Tradition wird aufrechterhalten.
Festprogramm am Sonntag, 17. September
- 8.30 Uhr Aufstellung zum Kirchenzug
- 9 Uhr Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Erhard Kirche
Im Anschluss Frühschoppen mit Musik der Jugendkapelle Roggenstein - 14 Uhr Gartenfest mit Oldtimertreffen
- Am Nachmittag Siegerehrung der Stadtmeisterschaft
- 19 Uhr Tombola.
Aus der Chronik des Schützenvereins
- 1923: Gründung der Schützengesellschaft „Edelweiß“ Roggenstein. Im Dritten Reich Verbot des Schützenwesens und Einziehen der Waffen. Eingeebnet wird auch das neuerrichtete Schützenheim.
- 1953: Wiedergründung der Schützengesellschaft „Edelweiß“. Die Schützenmeister Hans Schnupfhagn und Willi Schuller übernehmen Verantwortung und sind maßgeblich an der Vereinsfortführung beteiligt.
- 1968: Schützenmeister Johann Gösl tritt an, der bis heute an der Spitze steht.
- 1996: Ausnahmetalent Petra Witzl (heute Horneber), die aus Floß stammt und in Roggenstein ihren Schießsport ausübte, holt bei den Olympischen Spielen in Atlanta Silber im Luftgewehrschießen.
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