In Schmidgaden ist die Zukunft zu Besuch. Immer wieder fährt auf der asphaltierten Landebahn des Flugplatzes ein schwarzer BMW X5 auf und ab. Er hat einen Dachträger montiert, auf dem sich ein Messgerät dreht und ist auch im Frontbereich und am Heck mit Sensoren ausgestattet - alles "elektronische Fühler", die die Umgebung wahrnehmen. Ein Team der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden sammelt hier Daten für das Autonome Fahren. Irgendwann sollen Autos ja weitgehend ohne Fahrer ans Ziel kommen. Am Flugplatz neben dem Schwärzerbach wird dazu Grundlagenforschung betrieben.
Den Algorithmus trainieren
"Bis das Autonome Fahren Alltag wird, sind noch viele Herausforderungen zu meistern", sagt Professor Dr. Alfred Höß von der Fakultät Elektrotechnik in Amberg. Bei den Aktivitäten in Schmidgaden gehe es darum, Daten zu gewinnen, mit denen dann der Algorithmus trainiert werden kann, der die Umgebung des Fahrzeugs wahrnimmt und Objekte klassifiziert. Mit im Boot ist der Autobauer BMW, der Technologie-Riese Infineon sowie die renommierten Technischen Universitäten München und Dresden. Die Künstliche Intelligenz muss lernen, zwischen anderen Fahrzeugen, Lastwagen, Radfahrern oder Fußgängern zu unterscheiden und sie muss Möglichkeiten berechnen, wie diese sich unter bestimmten Voraussetzungen weiterbewegen. Dafür braucht es jede Menge Daten, die Sensoren am Wagen, radar-, laser- oder videobasiert registrieren.
Dort, wo die Erschließungsstraße die Landebahn quert, haben die wissenschaftlichen Mitarbeiter Heike Lepke, Seifeddine Saadani und Daniel Scharf ein "typisches Kreuzungsszenario" aufgebaut. Sie haben weiße Gummimatten auf dem Asphalt ausgelegt, die die Straßenmarkierungen und sogar einen Zebrastreifen simulieren. Und wenn der schwarze BMW dann vorbeifährt, ihm ein anderes Auto begegnet, ein Fußgänger und ein Radfahrer die Stelle passieren, zeichnen die Messgeräte jede kleinste Bewegung auf. "Die Trainingsdaten müssen reproduzierbar sein", erklärt Heike Lepke. "Deswegen wiederholen wir die Szenarien immer wieder und dokumentieren den Ablauf genau." Die Landebahn in Schmidgaden ist dafür ideal geeignet, weil Störfaktoren weitgehend ausgeschlossen werden und die Fahrzeuge trotzdem Geschwindigkeit aufnehmen können. "Auf einem normalen Parkplatz würde eine solche Testreihe nicht funktionieren."
Energieverbrauch reduzieren
Die große Menge an Sensoren wirft bei Elektrofahrzeugen neue Probleme auf. Jedes Messgerät verbraucht Energie und zwar nicht nur, wenn sich das Fahrzeug bewegt, sondern auch, wenn es zum Beispiel an der Ampel steht. Eine weitere Herausforderung für die Speichertechnologie und auch für das Team der OTH Amberg-Weiden. "Großes Ziel ist es, den Energieverbrauch zu reduzieren und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit der Sensoren zu steigern", sagt Professor Höß. "Da ist noch etliches zu klären. Aber das ist schön für uns, weil es immer wieder was zu forschen und damit neue Projekte gibt."
Dir Forscher von der OTH sind noch eine ganze Weile mit dem Projekt beschäftigt. Es läuft bis Juli 2023. Wenn das Wetter wieder besser wird, geht es draußen in Schmidgaden weiter. Natürlich in enger Absprache mit dem Aeroclub. "Wir sind nur werktags vor Ort, wenn es keinen Flugbetrieb gibt", erklärt Lepke. Und selbst dann wird extra der Luftraum überwacht, damit nicht versehentlich ein Flugzeug-Pilot auf die Idee kommt zu landen, während die Versuche laufen.
KI-Asic
- Forschungsprojekt zum Autonomen Fahren im Straßenverkehr.
- Projektpartner: OTH Amberg-Weiden, BMW, Infineon, TU München, TU Dresden.
- Kreuzungsszenario mit diversen Messgeräten an der Landebahn des Flugplatzes Schmidgaden.
- Versuchsträger: BMW X5 und Audi A4 mit speziellen Sensoren.
- Laufzeit von August 2019 bis Juli 2023.
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