Schmidmühlen
16.02.2021 - 10:30 Uhr

Artenschutz wird beim Fischereiverein Schmidmühlen großgeschrieben

Seit vielen Jahren bringt der Fischereiverein Schmidmühlen Bachforelleneier in die Lauterach ein. Damit soll der Bestand gestützt werden. Aber auf die Jungfische wartet in dem Fluss ein gefräßiger Räuber.

Grau und kalt und geradezu unwirklich, so präsentierte sich die Natur beim ersten Arbeitseinsatz des Fischereivereins Schmidmühlen in diesem Jahr. Die Mitglieder kontrollieren In der Lauterach die Brutboxen für Bachforelleneier und entnehmen sie aus dem Gewässer. Bild: pop
Grau und kalt und geradezu unwirklich, so präsentierte sich die Natur beim ersten Arbeitseinsatz des Fischereivereins Schmidmühlen in diesem Jahr. Die Mitglieder kontrollieren In der Lauterach die Brutboxen für Bachforelleneier und entnehmen sie aus dem Gewässer.

"Wir stehen in den Startlöchern“ – so kommentiert Fischereivereins-Vorsitzender Josef Deml den Jahresauftakt, der für einige Mitglieder ziemlich frisch und ungemütlich begann. Geradezu unwirklich präsentierte sich die Örtlichkeit: die Lauterach in Schmidmühlen. Dort kontrollierte man die Brutkästen für Bachforellen und entnahm sie auch teilweise schon dem Gewässer.

Hinter dem Fischereiverein liegt ein eher unbefriedigendes Jahr: Die Corona-Pandemie beeinträchtigte das Vereinsleben erheblich, gerade auch was die Einnahmenseite anbelangt. Viele Aktionen mussten ausfallen. Aber immerhin gelang der Umzug in das neue Vereinsheim. Dennoch sieht die Vereinsführung positiv in die Zukunft. Das Angeln fand im vergangenen Jahr großen Zuspruch. Sich frei und ungebunden in der Natur aufzuhalten, war gerade in Zeiten der Pandemie für viele Menschen ein Anreiz dafür. Der Verein kann in den nächsten Wochen noch begrenzt Neumitglieder aufnehmen. "Die Kapazitäten sind da“, lässt der Verein wissen, dem derzeit 201 Mitglieder und 23 Jugendliche angehören.

Die Gruppierung plant auch wieder einen Ausbildungskurs zur Fischerprüfung – aber erst, wenn es das Infektionsschutzgesetz und die entsprechenden Verordnungen zulassen. Derzeit ist ein solcher Lehrgang nicht möglich, aber, so Josef Deml: "Der Verein hat alles vorbereitet." Zwar wäre eine Online-Schulung möglich, aber die Zulassung zur Prüfung und die Anerkennung der Prüfung würden an der fehlenden praktischen Ausbildung scheitern. So muss man damit noch warten, gleiches gilt für die Jahreshauptversammlung, deren Termin noch offen ist.

Das neue Jahr begann beim Fischereiverein Schmidmühlen, wie das alte geendet ist: mit einem Einsatz am Gewässer. 2020 gelang es dem Verein, alle Besatzmaßnahmen im Zuge des Artenschutzprogramms abzuschließen. Darunter fielen auch weniger bekannte, aber in der Region bedrohte Arten wie die Barbe, Nase, Rutten, Wildkarpfen und Bachforellen. Das Artenhilfsprogramm ermöglichte zusätzlich zum normalen Besatz, 2700 Nasen, 1000 Barben, 400 Schleien, 160 Rutten, 160 Wildkarpfen und 1400 Bachforellen in die Gewässer zu entlassen.

Nach den sehr guten Erfahrungen der vergangenen Jahre brachte der Verein wieder 30 000 Bachforelleneier an verschiedenen Stellen der Lauterach aus. Dazu füllte man die Eier in Brutboxen, die wiederum in stabilen Gitterkäfigen innerhalb einer Steinpackung sitzen. Diese Boxen mussten immer wieder von Schlamm befreit, gereinigt und kontrolliert werden.

Nun kam die Stunde der Wahrheit: die Kontrolle, ob die Aktion erfolgreich war. Und das war sie. Fast alle Brutboxen waren leer, in einigen befanden sich noch Brütlinge. Diese Boxen beließ man im kalten Gewässer. Wie das System funktioniert, erklärt der Vereinsvorsitzende: Erst nachdem sie den Dottersack für ihre Ernährung verlassen haben, können die dann schlanken Fischchen die Kästen durch die Schlitze in der Box verlassen und müssen sich selbstständig Nahrung suchen. Zuerst fressen sie tierisches Plankton, etwa einzellige Pantoffeltierchen, die bei den nicht zu kalten Wassertemperaturen der Lauterach auch um diese Jahreszeit ausreichend vorhanden sind. In ein bis zwei Wochen sollten dann alle Fische die Käfige verlassen haben. Natürlich kann nur ein Bruchteil der Fische bis ins fangfähige Alter wachsen. Gerade die Mühlkoppe, ein gefräßiger Räuber, schätzt die schlüpfenden Bachforellen als Nahrung. Christian Kosel schätzt, dass nur etwa ein Prozent überlebt. Aber diese Wildfische sind dann besonders gut an die Verhältnisse im Gewässer angepasst. Bis ins Frühjahr hinein werden sich die Überlebenden zu solchen kleinen Brütlingen entwickeln, die man bei genauem Hinschauen im Flachwasser erkennen kann. In den kommenden Wochen sollen noch kleine Brütlinge nachgesetzt werden.

Wissenswertes rund um den Fischereiverein:

Vereinsgründung: Die Gründung erfolgte 1987. Die Satzung wurde am 6. Juni 1987 angenommen. 1988 erfolgte der Eintrag ins Vereinsregister.

Vereinsgewässer: Im Vereinsbesitz sind der Jerglerweiher bei Ebermannsdorf und der Mathiassee zwischen Ensdorf und Schwandorf. Angepachtet beziehungsweise teilweise im Vereinsbesitz sind die Vils zwischen Haselmühl und Ensdorf, die Lauterach in Schmidmühlen und der Hüttlwiesenweiher bei Schwarzenfeld. Dies sind mehr als 18,5 Hektar stehendes und rund 15 Kilometer fließendes Gewässer.

Hegemaßnahmen: Wichtigstes Ziel des Fischereivereins ist es, die Gewässer so natürlich und damit abwechslungsreich zu gestalten, dass Besatzmaßnahmen nur in Ausnahmefällen notwendig sind.

Bildergalerie
Schmidmühlen08.06.2020
Jedes Jahr setzt der Fischereiverein Schmidmühlen Zigtausende von Bachforelleneiern in die Lauterach, um den Bestand von unten her aufzubauen. Im vergangenen Jahr waren dies 30 000 Eier. Bild: pop
Jedes Jahr setzt der Fischereiverein Schmidmühlen Zigtausende von Bachforelleneiern in die Lauterach, um den Bestand von unten her aufzubauen. Im vergangenen Jahr waren dies 30 000 Eier.
Einige Bachforellen waren noch nicht soweit entwickelt. Sie hatten noch Dottersäcke am Körper. Sie durften wieder in ihre Brutboxen. Bild: pop
Einige Bachforellen waren noch nicht soweit entwickelt. Sie hatten noch Dottersäcke am Körper. Sie durften wieder in ihre Brutboxen.
Einige Bachforellen waren noch nicht soweit entwickelt. Sie hatten noch Dottersäcke am Körper. Sie durften wieder in ihre Brutboxen. Bild: pop
Einige Bachforellen waren noch nicht soweit entwickelt. Sie hatten noch Dottersäcke am Körper. Sie durften wieder in ihre Brutboxen.
Eine Brutbox für Bachforelleneier. Bild: pop
Eine Brutbox für Bachforelleneier.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.