Man braucht schon einen besonderen Humor, und den hatte Eugen Oker ohne Zweifel, um Karl Mays Winnetou in die Oberpfalz zu holen: Eine skurrile Idee, aber Gott sei Dank, hatte Oker diese. Die Geschichte selbst spielte in der Phantasiestadt „Söllach“ – tatsächlich kann man sie nach Schwandorf verorten, seiner Geburtsstadt. Immer wieder tauchen in der Geschichte Örtlichkeiten auf, die Schwandorf in den Mittelpunkt rückt, was der Geschichte eine gewisse Lebendigkeit und Authentizität verschafft. Eugen Oker schafft es in seiner wohl einzigartigen Art, die Geschichte zwischen der Prärie mit Bisons und Indianern in die Oberpfalz zu verpflanzen mit disziplinversessenen Lehrern oder Gendarmen. „Winnetou in Bayern“ ist eine Geschichte, schulisch würde man sie als Erlebniserzählung einordnen, bei dem man sich nicht sicher sein kann, ob es mehr ein Krimi oder Western ist.
Mit einem gewissen Augenzwinkern, nicht mit Augenwischerei lässt Eugen Oker alte Zeiten aufleben. Ein Glücksfall für die Oberpfalz sind auch Helmut Haider und Stephan Karl. Dies zeigte die Lesung einmal mehr – bravourös und ohne Schnörkel, auf Oberpfälzisch von den beiden Protagonisten dargeboten, einfach aber nicht langweilig, wie das Leben in den 1920er- und 30er-Jahren halt eben war. Viele Pointen erinnerten die etwas älteren Zuhörer „an damals“, als man noch einfache Kinderspiele spielte, mit dem Rohrstock gezüchtigt wurde und man vorm Gendarmen noch Respekt hatte – übertragen in die Fantasiewelt der oberpfälzer Indianer. Immer wieder blitzte die Ironie eines Eugen Okers auf, für die er weit über seine Heimat hinaus bekannt wurde. Ganz im Sinne eines Ludwig Thoma oder Karl May projizierten Haider und Karl Bilder in die Köpfe der Zuschauer, beispielsweise wie Indianer laufen: „Mit ganzem Gewicht auf einem Bein und wenn dieses Bein dann müde wird, wechselt man einfach das Bein und läuft weiter mit ganzem Gewicht auf dem anderen“. Es waren echte Paraderollen für Stephan Karl und Helmut Haider, man kam selbst ins Schwitzen. Selbstverständlich durften die passenden Lieder nicht fehlen: „Da sprach der alte Häuptling der Indianer“, „Brauner Bär und weiße Taube“ oder „Schnucki, ach Schnucki“. Perfekte Mimik und Gestik, mit Wortwitz und Wortspiel gepaart, ließen den Abend zu einem Erlebnis werden.













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