Regen und Tauwetter sagt der Wetterbericht derzeit vorher. Dies führte noch vor wenigen Jahrzehnten in der Lauterachtalgemeinde zu einem sorgenvollen Stirnrunzeln. Denn diese Kombination bedeutete allzu oft: Hochwasser. Doch spätestens seit 2008 ist es damit vorbei, wurde in Schmidmühlen die Hochwasserfreilegung, ein Jahrhundertprojekt, abgeschlossen. Doch hat diese Maßnahme auch gehalten, was man sich von ihr versprach?
Blättert man im Archiv der Marktgemeinde und studiert etwa die Reden anlässlich der Einweihungsfeier, lässt sich die Dimension dieses Bauprojekts so richtig erahnen. Etwa Bayerns Umweltminister Otmar Bernhard. Er verwies auf die Lage Schmidmühlens am Zusammenfluss von Lauterach und Vils, sprach von „Standortgunst und -gefahr zugleich". Bedeutende Erzvorkommen, weite Waldungen und reichlich fließende Gewässer haben nach seinen Worten die Oberpfalz im hohen und späten Mittelalter zu einem Eisenzentrum von europäischem Rang gemacht. Auch Schmidmühlen hatte großen Anteil an dieser wirtschaftlichen Blüte der Oberpfalz. Die günstige Lage an den Flüssen sicherte den Menschen hier über Jahrhunderte hinweg den Lebensunterhalt. Aber diese Standortgunst sei, so der Staatsminister, mit Gefahren verbunden. Die Flüsse hätten immer wieder auch Hochwasser gebracht und damit große Schäden und eine dauerhafte Angst. Bernhard erinnerte an die Hochwasser an Pfingsten 1999, im Sommer 2002 und im August 2005. Diese Ereignisse seien Folgen der globalen Erwärmung
Der damalige Bezirkstagspräsident Rupert Schmid würdigte bei der Einweihung die Maßnahme konkret. Sie sei länger und bedeutender als die anderen Maßnahmen an Gewässer II. Ordnung in der Oberpfalz. Bereits die katastrophale Überschwemmung vom Februar 1909 habe Überlegungen hinsichtlich eines Hochwasserschutzes für den Markt Schmidmühlen angestoßen. Der erste konkrete Planungsauftrag stammt nach seinen Angaben aus dem Jahr 1925. Ende der 1960er-Jahre sei die ebenfalls durch den Markt führende Vils aus dem Ortskern heraus verlegt worden, womit eine spürbare Verbesserung der Abflussverhältnisse erreicht worden sei. Eine unveränderte Gefährdung sei von der Lauterach ausgegangen. „Die jetzt gefundene, technisch sehr anspruchsvolle Lösung stellt einen guten Kompromiss zwischen der Technik des Hochwasserschutzes und der Bewahrung von Ort und Landschaft dar", resümierte Schmid. Und das, obwohl auf engem Raum eine Vielzahl von Bauwerken errichtet worden sei, um den Markt vor einem sogenannten hundertjährlichen Hochwasser zu schützen.
Für die Hochwasserfreilegung von Schmidmühlen mussten etliche Bauwerke errichtet werden: eine Flutmulde parallel zum rechten Lauteracharm, eine Dreifeldbrücke über die Flutmulde und daran anschließend über den rechten Lauteracharm eine Doppelbogenbrücke, Deiche an der Vils und an der Lauterach, Hochwasserschutzmauern links der Vils sowie beidseits der Flutmulde, ein Schöpfwerk an der Mündung der Lauterach in die Vils, ein Klappenwehr mit Umgehungsbach und Fußgängerbrücke am rechten Lauteracharm. Darüber hinaus wurde der Zieglerweg auf einer Länge von 520 Metern angehoben.
Die Kosten, die dafür anfielen, waren enorm. Der Bezirk Oberpfalz als damals Verantwortlicher für die Lauterach ließ sich das Projekt rund 2,6 Millionen Euro kosten. 5,1 Millionen Euro kamen vom Freistaat Bayern unter Beteiligung der Europäischen Union mit 4 Millionen Euro. Der Markt Schmidmühlen steuerte 1,6 Millionen Euro bei. Seit der Fertigstellung wurden die Schutzbauten bei Hochwasser einmal aktiviert, und das mit Erfolg. Weil auch die US-Armee mit entsprechenden Regenrückhaltebecken ihren Beitrag zum Hochwasserschutz leistete, blieb der Markt seither von Überschwemmungen verschont.
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