Schmidmühlen
14.02.2023 - 09:18 Uhr

Schmidmühlen fiebert der heißen Phase des Faschings entgegen

Vom Unsinnigen Donnerstag bis zum Aschermittwoch dauert die heiße Phase des Faschings in Schmidmühlen. Wie schon seit 100 Jahren geht die närrische Zeit mit dem Fischzug zu Ende.

In Schmidmühlen herrscht am Unsinnigen Donnerstag Krawattenalarm, wenn die Damen des Faschingskomitees zum Krawattenabschneiden durch den Markt ziehen. Am g'schmalznen Freitag trifft sich die Schmidmühlener Damenwelt dann zum Hexentreiben durch Schmidmühlen. Treffpunkt ist um Oans beim Zöllist in der unteren Hauptstraße direkt an der Eisernen Brücke. An diesem Tag findet auch das Faschingsschießen der Sportschützen im alten Bahnhof statt. Am Faschingssamstag, 18. Februar, steigt der Wildererball mit den "Brezn-Salzern" und Gardeauftritten im Schloss-Stadl.

Am Faschingssonntag beteiligt sich das Faschingskomitee Schmidmühlen an dem Faschingsumzügen in Dietldorf und in Rieden. Im Dorfgemeinschaftshaus Winbuch lädt man hinterher zu Kaffee und Kuchen ein. Der Rosenmontagsball steigt ab 19 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus mit Gardeauftritten und Musik. Zum Faschingsausklang lädt das Faschingskomitee Schmidmühlener zum Faschingszug am Faschingsdienstag, 21. Februar, um 14 Uhr durch den Markt ein. Im Anschluss ist im Dorfgemeinschaftshaus Winbuch und im Trachtenheim Kaffeeklatsch, während das Faschingskomitee zur finalen Faschingsparty samt Kehraus in den Schloss-Stadl einlädt.

So wie vor der Pandemie beendet in Schmidmühlen am Aschermittwoch der Fischzug die Faschingszeit. Pünktlich um Oans machen sich die Teilnehmer vom Ochsenwirt aus auf den Weg durch die Schmidmühlener Wirtshauswelt. Wo einst die Wirtshäuser waren, die es heute nicht mehr gibt, erinnern die Teilnehmer mit einem Schlenkerer daran, dass man hier in früheren Zeiten Einkehr gehalten hat. Bevor man sich mit Frack und Zylinder auf den Weg macht, belehrt der Zeremonienmeister die Teilnehmer über die Verhaltensregeln: Drinnen im Wirtshaus Unterhaltung ja, draußen ist Stillschweigen angesagt. Wer dagegen verstößt, zahlt einen Fünfer. Nach dem Geldbeuteleingraben am späten Mittwochabend geht der Fischzug im Schloss-Stadl zu Ende. Anmelden braucht man sich zum Fischzug nicht. Man kommt, löst mit einem Fünfer sein Billettl und wartet bis die Kirchturmuhr von St. Ägidius herüber Oans schlägt. Dann setzt sich der Zug wie seit mehr als hundert Jahren im Gänsemarsch in Bewegung.

Der Fasching hat in Schmidmühlen eine lange Tradition. 19 Wirtshäuser gab es in der Nachkriegszeit im Ort, in denen einst legendäre Kappenabende abgehalten wurden. Erst 1965 wurde auf Anregung von Altbürgermeister Max Michl das Faschingskomitee gegründet. Geburtshilfe leisteten damals Bürgermeister Anton Rogg und Benefiziat Paul Urlberger. Das erste Prinzenpaar des Faschingskomitees waren Rudolf Büchner und Hildegard Liebl, den Hofstaat führte Wilhelm Kugler an. 1966 wurde die erste Prinzengarde unter der Leitung von Waltraud Wagner aufgestellt. 1974, so kann man im damaligen Faschingskalender nachlesen, gab es die Rekordzahl von 42 Faschingsbällen, Kappenabenden und Tanzveranstaltungen. Das erste Prinzenpaar der Nachkriegszeit im Jahr 1950 waren Käthe Luschmann und Hermann Artmann. Insgesamt kümmerte sich damals der Burschenverein um das Faschingsgeschehen und den Fischzug.

Den Fischzug geht bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurück. Die Anerkennung als Weltkulturerbe ist dem Schmidmühlener Fischzug verwehrt geblieben, obwohl er als Original anerkannt ist. Die Glanzzeit erlebte das Faschingskomitee Schmidmühlen in den 70er-Jahren. Später zeichneten die Faschingsfreunde für die Organisation des Faschings- und des Fischzugs verantwortlich. Ernst Wein und der schon verstorbenen Johann Rubenbauer waren die Gallionsfiguren des Brauchtums damals. Unter der Ägide von Marlene Stadlmann und Markus Fleischmann schaffte man wieder den Sprung zurück ins Faschingsleben. Heute gilt das Faschingskomitee Schmidmühlen als eine der versiertesten Faschingsgesellschaften im Ostbayerischen Faschingsverband. Mit einer Kinder- und Jugendgarde, der Prinzengarde und einem Männerballett schreiben die Schmidmühlener auf jeden Fall seit dieser Zeit ein Stück Faschingsgeschichte in der Region.

Hintergrund:

Faschingswochenende in Schmidmühlen

  • Donnerstag, 16. Februar: Unsinniger Donnerstag mit Krawattenabschneiden
  • Freitag, 17. Februar: G'schmalzner Freitag mit Hexentreiben, Faschingsschießen im alten Bahnhof
  • Samstag, 18. Februar: Wildererball
  • Sonntag, 19. Februar: Teilnahme an den Faschingsumzügen in Dietldorf und in Rieden, Kaffee und Kuchen im Dorfgemeinschaftshaus Winbuch
  • Rosenmontag, 20. Februar: Rosenmontagsball im Dorfgemeinschaftshaus Winbuch
  • Faschingsdienstag, 21. Februar: Faschingszug in Schmidmühlen, Faschingsparty samt Kehraus im Schloss-Stadl, Kaffeeklatsch im Dorfgemeinschaftshaus Winbuch
  • Aschermittwoch, 22. Februar: Fischzug durch Schmidmühlen
 
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