„Es hätte kein besseres Datum als den 3. Oktober geben können, um diesen Meilenstein der Zeit einzuweihen“, stellte der Schnaittenbacher Bürgermeister Marcus Eichenmüller beim Festakt fest. Ein derart großes grenzüberschreitendes Projekt sei vor dem Fall des Eisernen Vorhanges nicht denkbar gewesen, den der Tag der Deutschen Einheit alljährlich in Erinnerung rufe.
Vor fünf Jahre hatte Rainer J. Christoph die Idee der Meilensteine an die Stadt Schnaittenbach herangetragen. Lang und intensiv wurde die Gestaltung mit dem Arbeitskreis Heimat und Kultur beraten, befand man sich im steten Austausch mit der Künstlerin Jana Sterbová Rejmanová. Ein wesentlicher Bestandteil der Handelsstraße waren einst die Posthaltereien, eine davon war im Jahr 1620 beim Tafernwirt Georg Popp in Schnaittenbach eingerichtet worden. Daher ziert eine Posthalterei den Meilenstein. „Wegen der unmittelbaren Nähe zur ehemaligen Posthalterei gehört der Meilenstein der Zeit hier hin“, betonte das Stadtoberhaupt.
Im Beisein von Projektkoordinatorin Ida Pětioká aus Prag erhielt der Stein durch die Geistlichen beider christlicher Konfessionen, Stefan Fischer und Helmut Brügel, den Segen. Letzterer sprach die Wege an, die durch Meilensteine markiert wurden: „Wege verbinden Orte, damit sich Menschen begegnen und austauschen können und somit Vorurteile abgebaut werden können.“ Laut Pfarrer Stefan Fischer beginnt der Frieden im Kleinen. Er blickte auf die einstigen lokalen Rivalitäten zurück und berichtete von einer Schildkröte, die vergangenes Jahr in Schnaittenbach ausgebüxt sei und drei Tage später vor der evangelischen Kirche in Hirschau wieder aufgefunden worden war: „Wenn eine Schildkröte es bis nach Hirschau schafft, dann können wir Menschen das doch erst recht.“
Rainer J. Christoph, der Vorsitzende des Fördervereins Goldene Straße, zeigte sich sehr erfreut, "dass sich dieses grenzübergreifende Band an Kunstwerken nun in Schnaittenbach fortsetzt". Sein besonderer Dank galt dem Motor Heinz Steinkohl, der sich vor Ort um alles Nötige gekümmert habe. Warum nun auch an der Verbotenen Straße Meilensteine zu finden sind, begründete Rainer J. Christoph mit dem Umstand, dass dieser Handelsweg die gleiche Bedeutung hatte wie die privilegierte Route. „Dieser Weg war kürzer und weniger beschwerlich“, sagte er. Er führte auch an, dass sich einst die Stadt Bärnau darüber beschwert habe, weil ihr dadurch Wegzoll entging.
"Vor etwa 400 Jahren war Schnaittenbach ein wichtiger Standort", betonte der jetzige Besitzer des Anwesen, Martin Nagler, "denn hier wurde 1620 auf der Strecke von Amberg über Schnaittenbach und Waidhaus bis nach Prag eine Poststation eingerichtet." Im 17. Jahrhundert erfolgte Nagler zufolge die Nachrichtenbeförderung vorwiegend durch Postreiter. Erst im 18. Jahrhundert waren Postkutschen das wichtigste Verkehrsmittel für Nachrichten und Reisende. In den Stationen musste der Posthalter Pferde und Reisende versorgen.
Das Gebäude selbst ist nach Naglers Angaben eines der ältesten von ganz Schnaittenbach, es blieb glücklicherweise von mehreren Brandkatastrophen verschont. Teile des Gebäudes stammen aus dem Jahr 1420, der Dachstuhl muss 1571 erbaut worden sein. Dass hier 1620 die Poststation eingerichtet wurde, muss wohl auch daran gelegen haben, dass die Tafernwirtschaft von Georg Popp eine gehobene Gastronomie bot. Nun beherbergt das denkmalgeschützten Anwesen neben der Wirtschaft „Zum Goldenen Löwen“ auch Naglers modernes Unternehmen.
Der Schriftsteller Friedrich Brandl hat in drei Etappen die Goldene Straße erwandert und seine Gedanken und Erlebnisse in Büchern niedergeschrieben. Er gab bei einer Lesung aus seinen Büchern einen Einblick und manche Anekdote zum Besten.
43 Meilensteine der Zeit
- Initiatoren: Roman Soukup, der Vorsitzende des Vereins Terra Tachovia, und der Pilsener Bildhauer Jaroslav Šindelář sen.
- Zweck: Die Funktion als touristische Markierung mit einer ästhetischen und informativen Funktion verbinden sowie auch an bedeutende Persönlichkeiten und Ereignissen erinnern, die mit der Handelsstraße in Verbindung stehen. Sie sollen die jahrhundertelange enge kulturelle Verbindung zwischen beiden Ländern veranschaulichen und wieder beleben.
- Standorte: Die ersten 19 Meilensteine wurden zwischen 2008 und 2012 zwischen Bärnau und Stříbro aufgestellt. Weitere 16 Steine wurden auf Initiative des bayerischen Vereins Via Carolina im Jahr 2017 auf tschechischer und bayerischer Seite der Grenze errichtet.
- Material: Die Meilensteinen entlang der Goldenen Straße wurden aus gelbem Sandstein gefertigt, dem sogenannten Hořicer Sandstein, der aus Hradec Králové im Norden Tschechiens stammt. Roter Sandstein markiert Stationen, die nicht direkt an der Goldenen Straße liegen, aber in Verbindung mit der Handelsstraße stehen oder die abweichenden Routen darstellen. Mit diesem roten Sandstein aus der Mainzer Gegend wurde auch der Mainzer Dom erbaut.
- Künstler: Jaroslav Šindelář sen., Jaroslav Šindelář jun., Günter Mauermann, Petr Círl, Lucie Procházková, Vojtěch Soukup und Jana Sterbová Rejmanová.
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