Schnaittenbach
29.06.2021 - 10:36 Uhr

75 Jahre Schnaittenbacher Wallfahrt zum Amberger Mariahilfberg: Ursprünge liegen nicht mehr im Dunkeln

Die Schnaittenbacher Pilgertradition zum Amberger Mariahilfberg mit seiner größten Marienwallfahrt in der Oberpfalz beginnt nicht, wie angenommen, Ende des 19. Jahrhunderts, sondern wohl erst Ende des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren.

Das 75-jährige der Marienwallfahrt nach Amberg und 35-mailige Wallfahrer-Kreuztragen durch die Pfadfinder hätten die Schnaittenbacher Pilger heuer feiern können. Doch die Coronakrise kommt dazwischen.. Archivbild: sh
Das 75-jährige der Marienwallfahrt nach Amberg und 35-mailige Wallfahrer-Kreuztragen durch die Pfadfinder hätten die Schnaittenbacher Pilger heuer feiern können. Doch die Coronakrise kommt dazwischen..

Immer um das Fest Maria Heimsuchung pilgern die Gläubigen aus der Pfarrei St. Vitus Schnaittenbach, seit einigen Jahren zusammen mit der Pfarrei St. Margareta Kemnath, zum Amberger Wallfahrtsort. Der letzte Bergfest-Samstag, in diesem Jahr wäre es der 4. Juli, ist traditionell der Schnaittenbacher Tag, an dem aber auch Wallfahrer aus anderen Pfarreien dazustoßen. Aufgrund der Corona-Pandemie müssen die Pilger heuer aufs Beten und Singen, aber auch auf Bratwürsteln, Spitzeln und Bergmaß verzichten.

Während die Wallfahrer aus der Nachbarstadt Hirschau und Ehenfeld bereits 1784 namentlich genannt wurden, liegen über die Schnaittenbacher Pfarrei St. Vitus diesbezüglich keinerlei Informationen vor. Hobbychronist Hans Grieger versucht schon seit Jahren, den Ursprüngen dieser Wallfahrt nach Amberg auf den Grund zu gehen. Die alten Schnaittenbacher, die vielleicht noch etwas über diese Marienwallfahrt gewusst hätten, sind fast alle verstorben, und auch Pfarrarchivar Stefan Siegert hat bei seinen umfangreichen Nachforschungen keinerlei Hinweise hierüber gefunden. Auch Nachfragen bei den Patres am Mariahilfberg, in Staatsarchiv oder Stadtarchiv Amberg verliefen im Sande. Auch ist in der "Geschichte des Marktes Schnaittenbach" von Heimatforscher Georg Landgraf aus dem Jahre 1908 hierüber nichts vermerkt. Er berichtet zwar über Bittgänge der Pfarrei St. Vitus nach Hirschau, Johannisberg Freudenberg, Ehenfeld, Kohlberg, Holzhammer und Kemnath, nicht jedoch über die Wallfahrt nach Amberg, was zeigt, dass die Schnaittenbacher damals noch nicht daran teilgenommen haben.

Hobbychronist Hans Grieger ist nun fündig geworden und hat mit Georg Auer vom Forst und Liborius Gräßmann zwei Zeitzeugen ausfindig gemacht. Beide berichten übereinstimmend, dass die erste Schnaittenbacher Wallfahrt zum Mariahilfberg 1945 stattfand. Um die Gottesmutter Maria für eine glückliche und gesunde Rückkehr ihrer Männer oder Söhne aus dem Krieg oder der Gefangenschaft zu bitten, machten sich damals vor allem ältere Gläubige aus dem Ortsteil Forst auf den Weg nach Amberg. Da der Bahnverkehr vorübergehend eingestellt worden war, richteten die Faschterer für die älteren Pilger Leiterwagen mit eisenbeschlagenen Rädern her, die von den Rössern der damaligen Landwirte Wagner und Wendl gezogen wurden. Dies war nach derzeitigem Wissensstand die Geburtsstunde der Schnaittenbacher Mariahilfberg-Wallfahrt.

In den Folgejahren pilgerte man auf der Teerstraße über Hirschau und Steiningloh nach Neumühle, wo man sich mit den mit dem Personenzug von Schnaittenbach nachkommenden Wallfahrern zusammentat, um dann gemeinsam zur Bergkirche zu pilgern. Nachdem die Wallfahrer nach dem Gottesdienst in einem der Bierzelte eingekehrt waren, fuhren sie mit dem Personenzug wieder nach Hause. Der zunehmende Straßenverkehr machte es ratsam, sich von der Straße abzuwenden und auf einen Pilgerweg über die Faberschlemm, Monte Kaolino, Dienhof, Krickelshof, Wenzelberg, Aschach und Raigering auszuweichen. Heute führt die Strecke über Weiher, Pursruck, Aschach und Raigering zum Mariahilfberg.

Jahrzehnte lang führten Johann Leitl und Johann Siegert als Kreuzträger die Wallfahrer an. Vor rund 35 Jahren traten Josef Schlosser, Herbert Grosch, Andreas Frohmann, Manfred Schlosser, Erwin Bühler, Thomas Görlich jun., Volker Richter, um nur einige zu nennen, in deren Fußstapfen. Während dieser Zeit kamen drei Wallfahrerkreuze zum Einsatz. Für die Älteren und Fußkranken wird ein Pilgerbus eingesetzt. In den vergangenen Jahren beteiligten sich unter Leitung von Pilgerführer Stefan Reindl und Stadtpfarrer Josef Irlbacher zwischen 120 und 150 Gläubige.

Amberg02.05.2021
 
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