Viele Volksmusikfreunde bedauern, dass durch die Auflösung die Stimmen der Schwalberer verstummt sind. Vor 60 Jahren haben sich die Buchbergfreunde Willibald Reiß, Hans Mayer, Georg Hartmann, Georg Pfab, Hans Kiener und Ernst Frohmann in einer Wanderhütte am Buchberg bei Mertenberg zusammengefunden, um sich der Pflege von Wander-, Berg- und vor allem von Heimatliedern zu widmen. "Uns sind Schwalben zugeflogen", verkündete der damalige Bürgermeister Ernst Piehler, der selbstständigen Buchberggemeinde Kemnath bei einer Ortsversammlung nach dem vollendeten Hüttenbau in Mertenberg und von da an waren sie D´Schwalberer und die Wanderhütte ihr Schwalbennest.
Zu ihrem umfangreichen Repertoire bei den anfangs regelmäßigen Treffen im Dorfwirtshaus von Anni Hirn in Demenricht gehörten etwa "Wenn ich auf meinen Bergen steh", "Am Bacherl bin i gstand'n" oder "Wenn die Morgensonne lacht". Die Heimatlieder stammen aus der Feder des passionierten Zitherspielers und Gesangsgruppenleiters Willibald Reiß, der 40 Jahre lang musikalischer Leiter dieser kameradschaftlich verbundenen Gesangsgruppe und Buchbergfreunde war.
100 Auftritte im Jahr
Das Sextett opferte viele Stunden Freizeit mit dem Proben unzähliger Lieder, die bei vielen Anlässen, wie dem Buchbergfest, Maiandachten, Weihnachtsfeiern, Hochzeiten, Volkstumsabenden und anderen kulturellen Veranstaltungen in Schnaittenbach und weit darüber hinaus großen Anklang fanden. Bei um die 100 Auftritten jährlich waren die Schwalberer als Heimatgesangsgruppe allseits gefragt und ausgebucht. Das Repertoire war im Laufe der Zeit auf über 200 Lieder angewachsen.
Nach dem Ausscheiden von Georg Hartmann traten die Schwalberer als Quintett auf und nach dem Ableben von Hans Mayer, Hans Kiener, Ernst Frohmann und Willibald Reiß wurden die Schwalberer um das einzige, heute noch lebende Gründungsmitglied Georg Pfab mit den Volksmusikfreunden Hans Albrecht, Rudolf Bergmann, Rudi Ries und Karl-Heinz Müller wieder vervollständigt. Seit dem Ableben von Willibald Reiß vor 20 Jahren war Hans Albrecht Leiter dieser Gesangsgruppe und auch deren musikalischer Begleiter. In den 60 Jahren ihres Wirkens waren die Schwalberer Garant dafür, dass die alten Heimatlieder über Schnaittenbach, den Buchberg und das Ehenbachtal bei Alt und Jung nicht in Vergessenheit geraten sind.
Viele Heimat- und Volkstumsfreunde waren überrascht und traurig von der Ankündigung, die Gruppe aus Alters- und sonstigen Gründen aufzulösen. An sie erinnert der vom Hirschauer Schwalbererfreund Hans Weich, dem "Gschrei Hans", im Jahre 1993 gestifteten Granit-Gedenkstein mit einer Bronzetafel unweit der Trachtlerhütte am Buchberg. In Schnaittenbach hat Brauchtum Tradition. Schon in den 30er Jahren machte die einheimische Blaskapelle Jann auf sich aufmerksam. Volksmusikanten und Sänger waren überall gerne gesehene Gäste, nicht nur in den Wirtshäusern sondern auch in den Hutza-Stub'n, beim Federnschleißen, beim Spinnen, Stricken und zur allgemeinen Unterhaltung - und zwar zu einer Zeit, in der es noch kein Radio gab und selbst das Grammophon Seltenheitswert hatte.
Pioniere der Schnaittenbacher Volksmusik waren nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem Michl Meißner und Willibald Reiß, denen eine große Anzahl Schnaittenbacher Musikstücke und "selbstgestrickte" Lieder über die Heimat, über den Buchberg und das Ehenbachtal zu verdanken ist. Als ehemalige Volksmusikgruppen in Erinnerung geblieben sind beispielsweise die 1940 ins Leben gerufene Schnaittenbacher Stub'nmusi, die ihren Ursprung im "Meißner Trio" hatte, die von Michl Meißner 1954 gegründeten Schnoittnbecka Moila, die 1977 entstandene Schnaittenbacher Saitenmusi, der Gesangverein mit Geburtsdatum von 1906 und die von Ingrid Müller 1989 initiierten Buchbergspatzen des Heimat- und Volkstumsvereins Ehenbachtaler, die in den vergangenen Jahren jedoch allesamt aufgelöst wurden und ihren Gesang eingestellt haben.
Auch Neugründungen
Noch aktiv dagegen sind zum Beispiel die von den Musikfreunden Bernd Treutel und Hans Kiener im Jahre 1984 gegründete Buchberg-Hüttenmusi, der 1974 ins Leben gerufene Landfrauenchor, der jedoch seit einiger Zeit keine öffentlichen Auftritte mehr absolviert, der seit 1869 bestehende Kirchenchor St. Vitus sowie die Trachtenkapelle, das Buchbergecho, die Kaolinkapelle und die Blechernen Sait'n. Erfreulich ist, dass es in jüngster Zeit auch Neugründungen gab wie zum Beispiel die Ehenbachtaler Blaskapelle des Heimat- und Volkstumsvereins.
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