Schnaittenbach
22.01.2025 - 09:02 Uhr

Beim Schnaittenbacher Neujahrsempfang Appell für Demokratie und gegen Rassismus

Gefahren für die Demokratie sowie der wachsende Antisemitismus und Rassismus bereiten Sorgen, die den Neujahrsempfang der beiden Kirchengemeinden und der Stadt Schnaittenbach prägen. Gleichzeitig wird die gute Gemeinschaft herausgestellt.

Eine Vielzahl von Vertretern aus Politik, von den Feuerwehren und Vereinen, der Schule und den Kindergärten, aber auch viele Ehrenamtliche und Bürger nahmen am Schnaittenbacher Neujahrsempfang im Vitusheim teil. Die Ehenbachtaler Blaskapelle sorgte für die musikalische Gestaltung.

In seiner Begrüßungsrede bedankte sich Pfarrer Helmut Brügel von der katholischen Pfarreiengemeinschaft Schnaittenbach-Kemnath insbesondere für das ehrenamtliche Engagement und die Mitarbeit in den Gremien. Deutlich wies er darauf hin: „Nur das ehrenamtliche Engagement macht Leben in unserer Gemeinde möglich. Hauptamtliche können dabei nur den Hintergrund bilden.“ Mit Hinweis auf die anstehende Bundestagswahl appellierte er, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen, trotz mancher Unzufriedenheit die Heimat mitzugestalten und die Stimme nicht denen zu geben, die am lautesten schreien: „Bleiben Sie in der politischen Mitte.“ Demokratie sei kein Selbstzweck, betonte Pfarrer Brügel: „Wir müssen sie mitgestalten. Ich sage nur 1933!“

Hauptreferent war turnusgemäß Pfarrer Stefan R. Fischer von der evangelisch-lutherischen Pfarrei Ammersricht-Hirschau. „Wohin gehen wir?“, fragte Fischer angesichts der Sorgen und Ängste der Menschen. Die Sehnsucht nach Veränderung sei spürbar in vielen Bereichen, in der Kirche wie in der Politik. Angesichts des zunehmenden Rassismus zeigte sich der Referent besorgt. Er mahnte: „Rassismus sucht Opfer. Wo man ihn gewähren lässt, kann jeder zum Opfer werden. Wo Menschen sich vergöttern, brennen Häuser. Wo das Ich das entscheidende handlungsleitende Motiv wird, bricht die Gesellschaft auseinander. Und es bröselt schon.“

Rassismus und Antisemitismus, "die alten Themen von damals", seien auch hier und heute Themen, sagte Pfarrer Fischer mit Verweis auf Aufkleber „Remigration jetzt!“ an Laternenmasten bei der Kirche. Gruppenbezogener Menschenhass leuchte auch hierzulande immer wieder auf, "und man gewöhnt sich an den grellen Schein“. "Das alte Wort Deportation wird in neue Kleider gepackt, um es salonfähig zu machen, und es steht wieder in einem Parteiprogramm einer teilweise rechtsextremen Partei“, betonte der Geistliche. Das dürfe keine Perspektive für die Zukunft werden. Der Aufkleber sei von jemand überklebt worden mit „Skin colour blind" – will sagen: "Mensch ist Mensch“.

Pfarrer Fischer stellte die Frage in den Raum, was man dennoch bewirken könne. Seine Antwort: „Die Veränderung beginnt im Herzen. Christliche Werte und menschliches Miteinander sind stärker als Hass.“ Jeder könne widersprechen, könne etwas tun angesichts von Entkirchlichung und der Abnahme von Institutionsverbundenheit. „Kirche kann auch ohne Gebäude sein, aber was wird das mit unserer Gesellschaft machen, wenn das Denken dahinter schwindet und Gemeinschaft und christliche Werte wie Nächstenliebe verloren gehen?“, fragte er. Er sehe aber auch, dass die Gesellschaft auf einem guten Weg sei angesichts eines großen Netzwerks von leidenschaftlichen und engagierten Menschen im sozialen, kirchlichen, kulturellen und sportlichen Bereich hier bei diesem Empfang: „Das ist das Engagement, das unsere Gesellschaft hier vor Ort zu einer bereichernden Gemeinschaft macht.“

Bürgermeister Marcus Eichenmüller zeigte sich überzeugt: „Wir zeigen Gemeinschaft. Wir, die Gemeinde und unsere Pfarreien müssen zusammenhalten und gemeinsam für Demokratie einstehen.“ Es sei wichtig, alles dafür zu unternehmen, dass die Nachkommen eine lebenswerte Zukunft haben können. „Das gelingt uns am besten, wenn wir alle gemeinsam anpacken, auf der politischen genauso wie auf der bürgerlichen Ebene. Unser aller Einsatz ist gefordert“, schloss der Bürgermeister.

 
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