Der Wald ist schon da. Das Wirtshaus auch. Die Räuber kommen noch. Dann kann der Spaß beginnen. Dass das Wirtshaus nicht im Spessart steht, stört sicher keinen. Die Freilichtbühne am Buchberg verlegt das Geschehen in die Oberpfalz. Auch sprachlich. Wobei sie dabei etwas ausprobieren will, was in der Region ganz neu ist: Theater für Gehörlose mit Gebärdendolmetscher.
"Nach dem schweren Stoff mit Anatevka im vergangenen Jahr soll es jetzt wieder etwas Leichteres werden", sagt Spielleiter Stefan Reindl: "Das Wirtshaus im Spessart." Reindl und seine Mitstreiter Kerstin Donhauser sowie Sibylle Kiener glauben, "dass diese Räubergeschichte gut auf den Buchberg passt." Die Freilichtbühne scheut sich nicht, "große" Stücke anzupacken. Allerdings nicht, um sich an deren Größe zu messen, wie Reindl versichert. Man müsse hier eher fragen: Warum ist so ein Stück groß? "Weil es oft gespielt wird." Und das geschieht, weil der Stoff dem Publikum gefällt.
Über 50 Aktive
Über 50 Leute sind bei der Freilichtbühne aktiv, dazu kommen noch etliche, die hinter der Bühne anpacken. Sie alle haben Spaß daran, "große Stücke" so zu inszenieren, dass sie das berühmte Vorbild vergessen lassen. "Wir machen nicht das ,Wirtshaus am Buchberg'", schränkt Kerstin Donhauser ein - das Stück soll erkennbar bleiben. "Aber wir müssen es so inszenieren, dass es für uns und auf den Berg passt." Reindl denkt dabei an "einige wechselnde Spielorte", die die Geschichte verlangt: Der Wald, das Wirtshaus, das Räuberlager, das Schloss. "Aber das kriegen wir hin."
Theater für Gehörlose
Die Idee ist neu in der Theaterszene der Region: Ein Theaterstück auch für Gehörlose „hörbar“ machen. Buchberg-Spielleiter Stefan Reindl kam darauf, weil er beruflich mit vielen gehörlosen Kollegen zu tun hat. Wie kann man für sie Theater machen? Mit einem Gebärdendolmetscher.
Den will die Freilichtbühne am Buchberg zur Generalprobe einladen – ebenso wie Gehörlose aus der Region. Der Dolmetscher übersetzt für sie in Gebärdensprache, was auf der Bühne gesprochen wird: Eine Premiere. Und auch ein Test, ob das ankommt.
Der Dolmetscher muss dabei möglichst nah bei den Akteuren sein, also mitten auf der Bühne stehen– denn gehörlose Zuschauer müssen sowohl ihn als auch das Geschehen im Stück im Blick haben. Für Hörende ist das sicher ungewohnt. Weshalb man dies zunächst einmal in der Generalprobe testen will.
Wenn das Interesse da ist, kann sich Reindl vorstellen, künftig eine Vorstellung durch einen Dolmetscher zu ergänzen.
Singen werden die Schnaittenbacher auch, allerdings nicht so viel wie in früheren Inszenierungen, denn sie wollen "Das Wirtshaus im Spessart" nicht in der (vielleicht bekanntesten) Operetten-Version von Franz Grothe spielen. Ganz wichtig für den Verein, in dem das Theaterspielen ein Familienhobby ist: "Wir können viele Mitspieler unterbringen", sagt Sibylle Kiener. Schließlich stehen inzwischen bis zu vier Generationen auf der Buchbergbühne. Die Rollen sind noch nicht verteilt, das geschieht in den nächsten zwei, drei Wochen. Dann geht es ans Textlernen und Proben.
Vorverkauf
Der Vorverkauf für „Das Wirtshaus im Spessart“ auf dem Buchberg beginnt am 1. Dezember, diesmal ein Sonntag. Kein Problem, denn die Tickets (15 Euro) werden im Internet verkauft (www.buchbergbuehne.de). Aber auch bei der Stadt Schnaittenbach sind sie zu haben. Zu lang warten sollte man nicht – die Vorstellungen (Premiere für geladene Gäste am 22. Mai und sieben weitere Aufführungen) sind meist schnell ausverkauft.
Ideen gibt es jetzt schon einige. Eine haben die Buchberger kürzlich von einer Theaterfahrt nach Cottbus mitgebracht, wo das "Wirtshaus" gespielt wurde. Dabei wurden (fast) echte Münzen ins Publikum geworfen - als Andenken zum Mitnehmen. Eine nette Idee, finden die Schnaittenbacher, und überlegen, was sie daraus machen können.
Gesucht: Räuber-Pistolen
"Ein paar Waffen brauchen wir noch", sagt Reindl. Kein Plastik-Graffl: Echte historische Gewehre und Räuber-Pistolen sollen es sein. Denn die Schnaittenbacher wollen es krachen lassen. Natürlich mit Platzpatronen. Bei solchen Details haben sie schon einen gewissen Anspruch. Wie damals, als sie zum ersten Mal eine Wirtshausschlägerei im Stück hatten. Dafür ließen sie sich extra 450 Weinbecher brennen. Auch wenn dann einige zu Bruch gingen (was ja auch Sinn der Sache war): "Davon haben wir heute noch welche." Kann man immer wieder mal brauchen. Auch im Spessart.
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