Die Begrüßung der interessierten Teilnehmer des Workshops und der Referentin übernahm Gärtnermeisterin Tanja Götz, die für die Pflege und Gestaltung des Kräutergartens zuständig ist. Christine Jonas stellte sich dann selbst als Kräuterpädagogin und Kräuterpraktikantin nach Hildegard von Bingen vor. Diese ging im Anschluss in ihrem Workshop auf die Knospen der Bäume und Sträucher ein und machte bewusst, dass sie von jeher ein natürliches Powerfood gewesen seien, das allerdings nun lange in Vergessenheit geraten sei. Die Referentin bedauerte die Tatsache, da in Baum- und Kräuterknospen geballte Kraft steckt. „Knospen sind junges Gewebe und sie sind auf Wachstum gepolt. Kurz bevor sie ausschlagen, befinden sich Knospen und Triebspitzen in einem Zustand aktiver Zellteilung und sind daher äußerst vital. Dies kann man im Frühjahr gut verfolgen, wenn man beobachtet, wie Knospen immer praller werden, bevor sie sich rapide öffnen“, betonte Christine Jonas. Sie sei nach ihren Aussagen bestrebt, dieses wertvolle Wissen um die Knospen wieder erfahrbar zu machen. Im Workshop erläuterte sie die Anwendungen der Knospen nach der Volksheilkunde der heiligen Hildegard von Bingen sowie Erkenntnisse aus der Gemmotherapie.
Zur Einführung in die Knospentherapie ging Christine Jonas zunächst auf die Botanik und Heilwirkung der Linde ein. Nach der Theorie folgte ein praktischer Teil, in dem die Kräuterpädagogin die Verarbeitung der Lindeknospen Schritt für Schritt aufzeigte. Selbstverständlich durfte eine Verkostung der weichen und milden Lindenknospen nicht fehlen. Christine Jonas lud die Teilnehmer des Workshops ein, sich eine blühende Linde an einem warmen Sommertag vorzustellen, den süßen Duft, den sie verströmt und das Summen der Bienen, die sie anlockt. Sie garantierte, dass sich dabei schnell ein wohliges Gefühl einstellen würde, das dem Wesen der Linde entspreche. Sie stellte weiter Schwarzerle, Esche, Kirsche, Haselnuss, Walnuss, Lärche, Kiefer, Birke, Apfel, Rosskastanie, Schwarzpappel sowie verschiedenen Beerensträuchern vor. Zu erfahren war beispielsweise, dass Brombeerknospen nach Kokos, Schwarze Johannisbeere schon in der Knospe nach Cassis und die Lärche „wie ein Saunaaufguss im Mund“ schmecken würden. Bei der Verkostung ihrer Zubereitungen der Knospen sorgten die unterschiedlichen Aromen für allgemeines Staunen bei den Teilnehmern.
Christine Jonas ließ wissen, dass im Alpenraum die traditionellen Knospenverwendungen eingebettet seien in eine reiche Baumnutzungskultur. Den früheren Generationen sei der medizinische, ernährungsphysiologische und energetische Wert der Knospe bestens bekannt. Die Knospen von Walnuss, Eiche, Esche, Linde oder Wacholder seien seit jeher als Naturarzneien für Mensch und Tier verwendet worden. Mit ihren lebenswichtigen, zellregenerierenden und vitalisierenden Wirkstoffen seien laut Jonas Knospen als Phytopharmaka und Vitalnahrung angewendet worden. Aus Knospen würden bis heute Tees, Salben, Tinkturen, Öle, Auflagen oder Pflaster hergestellt. Ihre überlieferte Wirkung entspreche oft jener der modernen Gemmotherapie. Deren Wirkung beruhe laut Jonas auf der Lebenskraft der Pflanze, die sich besonders in Knospen und embryonalen Pflanzenteilen konzentriere. Eine wichtige Rolle spielten dabei pflanzliche Stammzellen. Diese „Superzellen“ sind praktisch unsterblich, könnten sich in alle Zelltypen verwandeln, wirken regenerativ und verjüngend auf den menschlichen Organismus, lässt Christine Jonas wissen. Mit diesen Knospen könne man beispielsweise Hautöle und Salben selbst herstellen. „Um die wertvollen Inhaltsstoffe über das Jahr zu konservieren, bietet sich die Methode des einfachen Trocknens der Knospen an – gemörsert lassen sie sich dann vielfältig einsetzen, wie etwa als Knospensalz, Knospenzucker, in Smoothies oder übers Müsli gestreut“, betont Christine Jonas. Zum Ende des Workshops hatte jeder Teilnehmer seinen persönlichen Baum/Strauch gefunden. Mit dem vorhandenen Pflanzenmaterial konnten die Teilnehmerinnen ihr je eigenes Mazerat herstellen, um es in einem Gläschen mit nach Hause zu nehmen.
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