Christen aus aller Welt reisen gerne ins Heilige Land, um Weihnachten dort zu feiern, wo vor über 2000 Jahren Jesus geboren wurde. Nachdem Israel Ende November seine Maßnahmen gegen die Verbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus mit einem Einreiseverbot für Ausländer verschärft hat, war dies diesmal nicht möglich. Benediktinerpater Matthias Karl, Prior der Dormitio-Abtei auf dem Berg Zion, nahe der Altstadt Jerusalems, berichtet im Gespräch mit der Oberpfalz-Medien-Redaktion, von einem Weihnachtsfest im kleinem Rahmen.
Er war erst drei Wochen vorher - nach seinem Jahresurlaub in Deutschland mit Besuch bei der Familie in Schneeberg (Gemeinde Winklarn) - nach Jerusalem zurückgekehrt. Obwohl viele der acht Millionen Einwohner Israels bereits seit dem Sommer ihre Booster-Impfung haben, gelten auch hier Abstandsregeln und Maskenpflicht in geschlossenen Räumen. In der Weihnachtszeit blieben Gassen und Hotels leer. "Unsere angemeldeten Gäste durften nicht einreisen", bedauert Pater Matthias. Die Christmette wurde mit rund 50 Leuten in der Krypta (Gnadenbild Mariens auf dem Sterbebett) gefeiert. Denn seit Oktober läuft in der im Jahr 1910 eingeweihten Basilika eine Generalsanierung. Übrigens: Die Maßnahme wird aufgrund dem Status "deutsches Kulturgut" von der Bundesregierung gefördert.
Zu Fuß nach Bethlehem
Nach der feierlichen Mitternachtsmette stand die seit etwa zehn Jahren von der Dormitio-Abtei organisierten Weihnachtsaktion "Ich trage Deinen Namen in der Heiligen Nacht nach Bethlehem" im Mittelpunkt. Pater Matthias segnete die meterlange Schriftrolle 2021 mit 74 000 Namen aus aller Welt und trug stellvertretend für alle ein Gebetsanliegen - es war eine Mail eines Mannes aus Ostdeutschland - vor. Anschließend machten sich die Benediktinermönche zusammen mit den Gläubigen - wie damals die Hirten - zu Fuß nach dem 9,5 Kilometer entfernten Ort Bethlehem auf. Nach zweieinhalb Stunden erreichte die Gruppe die Geburtsgrotte, einen Lieblingsort des Priors und betete abschließend in der Hieronimusgrotte. "Zurück ging es dann frühmorgens mit dem Bus", berichtet er lachend. Die Weihnachtsaktion war kostenlos. Wer wollte, konnte aber eine Spende überweisen, so dass 180 000 Euro zusammenkamen. "Damit werden überwiegend soziale Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in Bethlehem unterstützt."
Stilles Silvester
"Nachdem die Touristen fehlten, war es ein ganz spezielles Silvester", sagt Pater Matthias. Die 14 Mönche waren diesmal nicht Gastgeber, sondern nutzten die Zeit "zwischen den Jahren" für Exerzitien im 190 Kilometer entfernten Benediktinerkloster Tabgha. Anstatt Mitternachtstedeum mit Orgel, Trompete und Sektempfang in der Stadt, wurden am Nordufer des Sees Genezareth stille Tage erlebt. Auch von militärischen Raketen bekamen die Ordensbrüder nichts mit. Wie Pater Matthias feststellt, sei die Lage zwischen Juden und Palästinensern immer angespannt und "Israel ein Pulverfass, wo dauernd etwas passiert". Wie er betont, "kann man hier gut leben", aber es gebe Grenzfälle. Der gebürtige Oberpfälzer berichtet davon, dass viele Familien Ungerechtigkeiten und Gewalt bis hin zum Mord erfahren: "Es sind oft Kleinigkeiten, die das Fass zum Überlaufen bringen." So wurde beispielsweise in der Silvesternacht ein deutscher Student vor einer Bar in Tel Aviv bei einer Messerstecherei schwer verletzt. Matthias Karl stellt aber auch fest: "Die Gewalttätigen sind in der Minderheit."
Er freue sich über die "paradiesischen Zustände" mit 18 Theologiestudenten im Kloster, sowie Volontären und deren jugendlichen Freunden, die aktiv die Gottesdienste mitgestalten. Seine Wünsche für das Jahr 2022? "Das Friede einkehrt, die Gewalt endlich einmal abnimmt und dass Gerechtigkeit und der Blick füreinander wächst." Der Prior wünscht sich weiter, "dass die ganze Welt die Coronapandemie hinter sich lassen kann und wir wieder Bewegungsfreiheit finden." Mit der Normalität kommen die Touristen und Pilger zurück, die seit März 2020 vielen als Einnahmequelle fehlen - auch dem Kloster.
Pater Matthias Karl freut sich darauf, wenn er auch 2022 wieder Freunde aus der Schulzeit in der Oberpfalz besuchen, und eventuell so wie beim Jahresurlaub 2021. das Patrozinium in der Filialkirche Schneeberg mitfeiern kann.
Benediktiner in Israel
- Die Benediktinermönche wohnen und arbeiten in der Abtei Dormitio in Jerusalem (Stammkloster auf dem Berg Zion im Süden der Altstadt) und im Priorat Tabgha am See Genezareth.
- Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz kümmern sich di
- Gottesdienste werden regelmäßig in der Dormitio-Basilika in Jerusalem, in der Brotvermehrungskirche Tabgha und in Tel Aviv gefeiert.
- Zur Gemeinschaft gehören aktuell 14 Mönche.
- Pater Matthias Karl (51), aufgewachsen in Schneeberg bei Winklarn (Landkreis Schwandorf) ist seit 2018 Prior der Dormitio-Abtei und damit die rechte Hand des Abtes. Vorher war er Pilgerseelsorger in Tabgha.
- Die Jugend- und Behindertenbegegnungsstätte Beit Noah am See Genezareth (80 Betten) gehört zum Priorat. Für Pilger und Touristen unterhalten die Benediktiner eine Cafeteria und einen Klosterladen.
- Theologisches Studienjahr als ökumenisches Studienangebot der Abtei für deutschsprachige Theologiestudierende.
- Der Trägerverein "Abtei Dormitio Jerusalem" mit Sitz in Trier unterstützt die Arbeit im Heiligen Land finanziell (celleratur[at]dormitio[dot]net).
- Der Verein "Freundeskreis" mit Sitz in Hanau gewährt ideelle und materielle Unterstützung. Mit Spenden werden Projekte begleitet, daneben werden Reisen ins Heilige Land und Einkehrtage organisiert (freundeskreis[at]dormitio[dot]net).

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