Deutsche und Tschechen, Bayern und Böhmen – eine bisweilen spannungsgeladene Nachbarschaft. Das Schüler-Projekt "Geschichten unserer Nachbarn" konzentriert sich dabei auf das 20. Jahrhundert, speziell auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Es greift Fragen auf, wie zum Beispiel: Was sind das eigentlich für Nachbarn? Wie sehr hat das 20. Jahrhundert ihr persönliches Leben geprägt? "Deshalb suchen wir auch Zeitzeugen, die mit den Schülern ein Gespräch führen, zum Beispiel Geflüchtete oder ehemalige Grenzschützer", sagt Veronika Křížková, Programm- und Projektmanagerin im Cebb in Schönsee auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Das Cebb ist der Partner auf deutscher Seite. Die Gruppen sollten nicht zu groß sein. "Es ist in dieser Zeit ungewohnt, dass man sich an Schulen wendet, aber es ist eine Arbeitsweise, die auch im Lockdown gut funktioniert und eine willkommene Abwechslung im und zum Homeschooling bietet", ergänzt Cebb-Leiterin Veronika Hofinger.
Die "Geschichten unserer Nachbarn" der NPO Post Bellum und ihres Pilsener Ablegers Paměť národa (Gedächtnis der Nation) in Zusammenarbeit mit dem Centrum Bavaria Bohemia (Cebb) werden finanziell unterstützt von der Euroregion Böhmerwald - Südwestböhmen und der MERO Germany GmbH geben. Das Projekt richtet sich an Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren und beginnt jetzt in Deutschland. In Tschechien läuft es bereits seit acht Jahren. „Covid-19 erschwert unsere Situation zwar erheblich, doch wir sind sicher, dass wir die Krankheit überwinden werden, ebenso wie die Zeitzeugen alles Leid des 20. Jahrhunderts überstanden haben“, so Markéta Čekanová, Leiterin von „Pamět národa“ der Pilsener Region.
Die „Geschichten unserer Nachbarn“ erzählen Schicksale – von Großeltern etwa – weiter. Jüngere erfahren so von historischen Ereignissen, die für sie weit zurück liegen, in Wirklichkeit aber unser Leben unmittelbar beeinflussen, heißt es in einer Projektbeschreibung. Beteiligt sind unter anderen Schulen aus Pilsen-Stadt, Rokycany ( Rokitzan), Domažlice (Taus) und Klatovy (Klattau). Auf deutscher Seite richtet sich das Angebot an Schulen in den Grenzlandkreisen sowie in Passau, Straubing und Regensburg.
„Uns interessieren vor allem die Erinnerungen, in denen sich das gemeinsame deutsch-tschechische 20. Jahrhundert widerspiegelt. Also Geschichten zur Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei nach dem Krieg, zur Entstehung des Eisernen Vorhangs und zum Leben beiderseits, zu Flucht und Emigration, zum Jahr 1968, zu Rückkehr und Wiederannäherung nach 1989, aber auch zum spezifisch deutschen Thema der Emigration aus Ost- nach Westdeutschland“, zählt die Hauptkoordinatorin, Jitka Doubravová, auf. „Wir sind froh, das Projekt „Geschichten unserer Nachbarn“ den Schulen auf deutscher Seite vorstellen zu können und freuen uns auf die von den Schülern zusammengetragenen besonderen Lebensgeschichten“, sagt Veronika Hofinger, dazu. Die Schüler hätten völlig freie Hand, wie sie das Gehörte umsetzen, ob in einem Videoclip, mit Zeichnungen oder in einem Comic. Bis zum Ende des Schuljahres hätten sie Zeit. Veronika Hofinger hofft, dass die Ergebnisse dann in einer Galaveranstaltung präsentiert werden können und die sollte nicht online stattfinden..
Vertreter des Projekts sind bereits mit Lehrern in Kontakt. Wer Interesse hat, aber auch Zeitzeugen können sich per E-Mail melden bei Adéla Břízová, Koordinatorin für Bayern, adela.brizova[at]postbellum[dot]cz
"Es ist in dieser Zeit ungewohnt, dass man sich an Schulen wendet, aber es ist eine Arbeitsweise, die auch im Lockdown gut funktioniert."
Programm des Cebb
Das Cebb arbeitet trotz Pandemie und Lockdown am deutsch-tschechischen Programm und pflegt den Austausch. Leiterin Veronika Hofinger nennt einige Beispiele.
- Das Cebb bietet viele Veranstaltungen, auch Seminare, online an.
- Das zweisprachige Buch "Achtung Grenze! Handbuch der Geschichte der tschechisch-bayerischen Grenze" wird am 18. März vorgestellt. Veronika Hofinger ist froh darüber, dass es vor dem Lockdown gelungen ist, Exemplare über die Grenze nach Bayern zu bringen.
- Das Kunstprojekt "Landart" wird im Herbst fortgesetzt. Studierende von vier Hochschulen werden in der letzten Septemberwoche im Gebiet von Nemanice (Wassersuppen) auf Flächen Richtung Grafenried und im Ort bei Plattenbauten arbeiten. Die Präsentation wird am 2. Oktober sein.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.