Bei der Verleihung der Brückenbauer-Preise 2020 und '21 im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee, beschrieb Christoph Israng, deutscher Botschafter in Prag, die deutsch-tschechischen Beziehungen mit einem Satz aus der Erzählung "Die Brücke" von Franz Kafka. „Ohne einzustürzen, kann keine einmal errichtete Brücke aufhören, Brücke zu sein", zitierte der Ehrengast. Zwar hätten die Grenzschließungen in der Pandemie seit dem vergangenen Frühjahr das Begehen der Deutschland und Tschechien verbindenden Brücke eine Zeitlang erschwert und unmöglich gemacht, doch zum Einsturz sei es glücklicherweise nicht gekommen.
Monatelang hatte sich der deutsche Botschafter mit seinen Mitarbeitern im Dauereinsatz befunden, um pandemiebedingte Irritationen möglichst schon im Keim zu ersticken. „Die Schließung der Grenzen hat uns bewusst gemacht, wie selbstverständlich es für uns war, diese Grenzen zu überschreiten." Es sei deutlich vor Augen geführt worden, was dadurch verloren gehen könne.
Irene Träxler, Vorsitzende des CeBB-Trägervereins Bavaria Bohemia, zeigte sich erleichtert und hocherfreut, die Brückenbauer-Preise für die Jahre 2020 und 2021 nun wieder überreichen zu dürfen. Der diesmal kleine Kreis von Ausgezeichneten, Gastgebern und Laudatoren tat dem feierlichen Rahmen keinen Abbruch. Schon ein Jahr nach der Eröffnung des CeBB im Jahr 2007 war die Auszeichnung, die durch einen Glaspreis symbolisiert wird, erstmals verliehen worden. Inzwischen ist die Zahl der Preisträger auf über 100 angewachsen.
Mit dem Brückenbauer-Preis für 2020 sind bedacht worden: Die seit über 30 Jahren bestehende Schulpartnerschaft der Realschule Vohenstrauß mit dem Gymnasium und der Handelsakademie in Stříbro (Mies), die Lehrerin und Filmemacherin Veronika Kupková aus Kadan, Karl Suchy aus München für seinen Einsatz um Versöhnung sowie Eugenie Trützschler von Falkenstein für ihr Projekt "Sehnsucht nach Freiheit". Den Ehrenpreis hat der Schriftsteller Jaroslav Rudi aus Berlin erhalten.
Für 2021 ging der Preis "Brückenbauer" als Sonderauszeichnung an den "Verband der Pendler der Tschechischen Republik". Der CeBB-Vorstand griff damit eine Anregung der IHK Regensburg auf. Über die gesamte Zeit der Pandemie, besonders in den Wochen der Grenzschließung, seien die Pendler aus dem Nachbarland erheblichen Belastungen, ja Anfeindungen ausgesetzt gewesen. Jürgen Helmes, IHK-Hauptgeschäftsführer, rief in Erinnerung, dass Fachkräfte aus Tschechien in weit über 1000 Unternehmen in Bayern arbeiteten. "Über 13 000 Menschen überqueren täglich oder wöchentlich die Grenze, um in Oberpfälzer Betrieben, auf Baustellen, in Krankenhäusern, in der Pflege, in Schulen und Bildungseinrichtungen ihren Mann oder ihre Frau zu stehen." Sie seien nicht nur Leistungsträger, sondern vor allem auch geschätzte Kollegen, die jeden Tag die bayerisch-tschechische Nachbarschaft leben und bereichern. Auch zahlreiche Unternehmen im Schönseer Land, vom kleinen Handwerksbetrieb bis zu den größten Unternehmen, beschäftigen tschechische Mitarbeiter, die täglich pendeln.
Zwischen den Trommelklängen des Künstlers Jeff Beer aus Falkenberg kam Tomáš Jelínek, Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, auf die Corona-Folgen bei den grenzüberschreitenden Kulturbeziehungen zu sprechen. Covid-19 hätten viele Kulturakteure beiderseits der Grenze als traumatisch erlebt. „Positiv gefragt, kann es vielleicht sein, dass die Pandemie zu einem posttraumatischen Wachrütteln führt?“ Jedenfalls seien im Lockdown auch schlummernde Fähigkeiten ans Tageslicht gekommen. Und insgesamt sei die Schadensbilanz nicht so dramatisch – "nur wenige Projekte wurden gestrichen", meinte Jelínek.
„Ohne einzustürzen, kann keine einmal errichtete Brücke aufhören, Brücke zu sein.“
„Positiv gefragt, kann es vielleicht sein, dass die Pandemie zu einem posttraumatischen Wachrütteln führt?“
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