Schönsee
21.06.2023 - 16:58 Uhr

Gesetzespläne könnten Heizkraftwerkprojekt durchkreuzen

Das geplante Heizkraftwerk der Stadt Schönsee, mit der das angepeilte Seniorenwohnprojekt versorgt werden soll, steht im Feuer. Die unsichere Gesetzeslage ist der Grund.

Bürgermeister Reinhard Kreuzer (links) und die Freien Wähler suchten das Gespräch mit MdL Tobias Gotthardt (Zweiter von links). Bild: Stadt Schönsee/exb
Bürgermeister Reinhard Kreuzer (links) und die Freien Wähler suchten das Gespräch mit MdL Tobias Gotthardt (Zweiter von links).

Das neue Heiz-Gesetz hängt wie ein Damoklesschwert über der Stadt Schönsee und stellt das Heizkraftwerk-Projekt in Frage, bevor es überhaupt richtig beginnen konnte. Wie werden die Regierenden entscheiden? Ist es sinnvoll, die Idee der Pyrolyseanlage weiterzuverfolgen oder sollte das Vorhaben schnellstmöglich ad acta gelegt werden?

Da ist guter Rat teuer. Eslarns Dritter Bürgermeister Bernd Reil (FW) leitete ein Treffen zwischen den Schönseer Bürgermeistern und dem Landtagsabgeordneten Tobias Gotthardt (FW) in die Wege. Auch Bernhard Irlbacher von der WBV Nabburg und Josef Liegl von der forstlichen Vereinigung Oberpfalz brachten in der Runde ihre Fachkenntnis ein.

500 000 Liter Öl sparen

Bürgermeister Reinhard Kreuzer erläuterte laut einer Mitteilung aus dem Rathaus die Problematik: Das geplante Seniorenwohnen sowie die städtischen Gebäude sollten über die neue Heizkraftanlage versorgt werden. Dies würde etwa 500.000 Liter Öl im Jahr einsparen. Eine Machbarkeitsstudie der OTH Amberg hätte bereits grünes Licht gegeben, wegen der Pläne der Grünen sei aber nun zu überlegen, ob man dieses Thema überhaupt noch weiterverfolgen könne.

Die Anwesenden gingen mit dem Abgeordneten Tobias Gotthardt konform, wonach die Forderung nach nur noch einer Technologie mit unzähligen ungeklärten Fragen als alleiniger Ersatz für die bisherigen Heizmethoden eine vollkommen falsche Richtung sei. Doch es gebe auch eine Verlautbarung, wonach Nahwärmenetze von den neuen Vorgaben ausgenommen werden könnten. Die ursprüngliche Idee, Holz aus der Verbrennung herauszunehmen, stamme allerdings aus Brüssel, so Gotthardt weiter. Die Haltung der Freien Wähler "ist und bleibt jedoch, sich die CO2-Neutralität des Holzes nicht schlecht reden zu lassen".

Biomasse energetisch nutzen

Josef Liegl bekräftigte diese Aussage und beschrieb die Gründe, warum gerade in Bezug auf Holz nicht alle Länder von Portugal bis Polen und von Griechenland bis Finnland gleich reglementiert werden könnten. Er erläuterte, dass von jährlichen 80 Millionen Festmeter Einschlag 25 Prozent als Biomasse bei der natürlichen Waldpflege anfallen. Man könne dies energetisch nutzen oder aber auch einfach „verfaulen“ lassen. Auch beim Fäulnisprozess würde CO2 freigesetzt – nur eben ohne Nutzwert. Zwar sei es in der neuen Ideologie verpönt, Geld aus der Natur zu schöpfen, doch seien Stilllegung, die Verwilderung der Kulturlandschaft zum Urwald und die Überalterung der Wälder keine Alternative und schon gar nicht das Maß aller Dinge. Eine „ehrliche CO2-Bilanz“ könne dies aufzeigen, so waren sich alle am Tisch einig.

Denn auch die Regionalität spiele hier eine große Rolle. Bernhard Irlbacher und Josef Liegl berichteten, dass es alleine in der Oberpfalz 31.000 Waldbesitzerfamilien gibt. Dies sei ein enormer Wirtschaftsfaktor, würde auch das Kriterium nach regionaler und lokaler Wertschöpfung zu 100 Prozent erfüllen und jede ehrliche CO2-Bilanz erfüllen. Lediglich über Feinstaub könne man hier noch diskutieren – eine Diskussion die mit dem Argument Feinstofffiltern aber sehr kurzgehalten werden könne.

Genügend Holz

Damit hatte sich auch die Frage des zweiten Bürgermeister Andreas Hopfner geklärt, ob es denn für die Versorgung der Stadt genug Holz gebe. Wie Josef Liegl ausführte, gebe es nicht nur genug Holz, es wachse auch mehr nach, als abgeholzt wird.

Der Rat an die Stadt: „Idee weiterentwickeln“. Tobias Gotthardt versprach, dass „wir zu unserem Holz stehen und diesen falschen Weg in Bayern nicht mitgehen." Für Josef Liegl von der WBV liegt die Herausforderung darin, dass sich die Erstinvestition amortisieren müsse. Bernhard Irlbacher ergänzte, dass man zudem unterscheiden müsse, ob sich etwas „monetär oder gesellschaftlich lohnen“ soll. Und auch Tobias Gotthardt versprach, seine Hausaufgaben zu machen, sich nicht nur für den Erhalt des Holzes als Heizmittel, sondern sich auch für höhere Förderungen zum kommunalen Netzausbau einzusetzen.

 
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