Mit einer Information über den Stadtwald Schönsee startete die öffentlichen Stadtratssitzung am Dienstagabend im Feuerwehrhaus. Bürgermeister Reinhard Kreuzer begrüßte dazu Förster Michael Forster, der seit 2011 für den Kommunalwald zuständig ist. Dieser zitierte zunächst aus dem Bayerischen Waldgesetz für die Bewirtschaftung des Stadtwaldes, gestützt auf Forstwirtschaftspläne. "Seit Januar gilt die neue Forsteinrichtung 2021 bis 2040", informierte Forster und betonte, dass diese alle 20 Jahre nach einer Begehung festgelegt werde.
In Schönsee beträgt die Forstbetriebsfläche 165,8 Hektar, davon sind 150,6 Hektar mit Bäumen bestockt. Der Experte stellte die Baumartenverteilung aus den Jahren 2001 und 2021 gegenüber und betonte: "2001 hat noch niemand an den Klimawandel gedacht. Trotzdem haben wir den Anteil der Fichte in 20 Jahren beachtlich reduziert." 2021 hat die Fichte einen Anteil von 69 Prozent (2001: 83 Prozent). Buche (10 Prozent) und Lärche (6 Prozent) stiegen dagegen an. Auch die Baumartenverteilung nach Altersklassen zeige einen erfreulichen Trend: "Wir kommen weg von der reinen Fichte hin zu mehr Mischwald." Bei den jüngeren Beständen (bis 20 Jahre) liegt die Fichte schon unter 50 Prozent.
Wald wächst schneller
Mittlerweile stehen im Stadtwald auch Bäume, die älter als 100 Jahre sind (2001: 0). Bei fast gleicher Fläche hat sich der Vorrat in 20 Jahren von 36 561 Festmeter auf 45 446 erhöht. Den Sollvorrat bezifferte der Förster mit 38 478 Festmeter, wobei das Ziel 256 Ernte-Festmeter pro Hektar lautet. "Die Wälder wachsen schneller als früher", stellte Forster fest und erklärte dies mit der waldbaulichen Behandlung (Durchforstung) und einem höheren Stickstoffeintrag durch die Luft. Der Hiebsatz wird von 6,2 Festmeter pro Hektar auf 11,3 angehoben und soll damit künftig in etwa so hoch wie der Zuwachs (2021: 11,4/2001: 8) sein. Der Jahreshiebsatz ist mit 1695 Festmeter (bisher 995) angesetzt. "Wir sind noch unter dem Zuwachs und machen also keinen Raubbau", betonte der Förster.
Interessant war auch die Statistik zum Holzeinschlag 2012 bis 2020. Während bis 2018 der geplante Einschlag die Regel war, musste 2019 eine große Menge an Schneebruch in Jungbeständen aufgearbeitet werden. Der Borkenkäfer schlug 2019 und 2020 zu. Nachdem daraufhin der Holzpreis in den Keller sackte, wurde der geplante Einschlag im Stadtwald zurückgefahren. "Wir waren froh, dass wir das Käferholz losbekommen haben." Den Schleifholz- und Brennholzanfall benannte der Referent mit jährlich rund 462 Kubikmeter (ohne Selbstwerber).
Ziele bis zum Jahr 2100
Nächster Punkt waren die Ziele für den Stadtwald Schönsee. "Es ist sinnvoll, sich in der Baumartenpalette breiter aufzustellen", betonte Michael Forster. So soll die Fichte in 80 Jahren nur noch einen Anteil von 40 Prozent (20 Prozent Buche, 15 Prozent Tanne) ausmachen. Dass man hier auf dem richtigen Weg ist, zeige eine Übersicht der getätigten Kulturen seit dem Jahr 2011 mit überwiegend Buche, Tanne und Douglasie, aber auch Roteiche, Bergahorn, Kirsche, Lärche, Spitzahorn, Eiche, Esskastanie und Hainbuche. Aufgrund des sauren Waldbodens wurde 2020 im Stadtwald auf 375 Hektar gekalkt, begleitet von einer hohen Förderung.
Beim Punkt "Aktuelles" berichtete der Förster von den geplanten Frühjahrspflanzungen (3620 Stück mit 11260 Euro Zuschuss). Er beschrieb den Holzeinschlag in diesem Winter mit Durchforstung am Drechselberg, Vorbereitungshieb für Pflanzung am Buchenberg sowie der Endnutzung hiebsreifer Fichte über Verjüngung im Bereich Magdalena und Drechselberg. Noch angedacht sei eine Endnutzung in Rackenthal. "Hoffentlich haben wir mal ein Jahr ohne Sturm und mit wenig Käferholzanfall", wünschte sich der Förster für 2021 und merkte an, "es schaut gut aus, dass der Käfer weniger ist, denn so einen kalten März haben wir schon lange nicht mehr gehabt". Als neuer Lagerplatz für rund 600 Festmeter Schadholz ("Borkenkäfersichere Zwischenlagerung") ist eine Fläche bei der Norma angedacht.
Erfreuliches berichtete Michael Forster zum Absatz: "Momentan haben wir einen guten Holzpreis von circa 80 Euro für stärkeres Sortiment." Die Nachfrage nach Frischholz sei gestiegen, "da ab Frühsommer 2020 keiner mehr einen gesunden Baum für 25 bis 30 Euro geschnitten hat." Jetzt gehe den Sägewerken das Frischholz aus. Doch laut Forster kann sich dies schnell ändern: "Ab Mai fliegt der Käfer und so wird ab Juli die Schadholzmenge steigen und der Holzpreis rauscht wieder runter." Die angedachten Bäume im Stadtwald oberhalb Rackenthal wolle er deshalb jetzt für einen guten Preis schneiden. Zum Ende seines mit Applaus bedachten Vortrages bot er eine Waldbegehung für die Stadträte an.
Andreas Hopfner fragte bezüglich der Naturverjüngung im Privatwald nach. "Das ist absolut interessant und rentabel", so Forster, denn ab 500 Euro gebe es circa 2,50 Euro pro Pflanze. Der Waldumbau sei aber nur sinnvoll, wenn genügend Licht am Boden ankommt. "Private Beratungen jederzeit und kostenlos", lautete das Angebot des Försters, dessen Arbeitgeber das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) ist.
„2001 hat noch niemand an den Klimawandel gedacht. Trotzdem haben wir den Anteil der Fichte in 20 Jahren beachtlich reduziert.“
Der Stadtwald Schönsee
- Größe: 165,8 Hektar (davon 150,6 Hektar mit Bäumen bestockt). Vorrat 2021: 45 446 Festmeter. Jahres-Hiebsatz neu: 1695 Festmeter (bisher 995 fm).
- Baumartenverteilung: 2021 hat die Fichte einen Anteil von 69 Prozent (2001: 83 Prozent), die Buche stieg auf 10 Prozent (3 Prozent) an, gefolgt von der Lärche mit 6 Prozent (4) und der Kiefer mit gleichbleibend 2 Prozent. Tanne, Eiche und Douglasie liegen bei jeweils einem Prozent (2001: 0)
- Kultur-Anpflanzungen seit dem Jahr 2011 überwiegend mit Buche, Tanne und Douglasie sowie im geringeren Umfang mit Roteiche, Bergahorn, Kirsche, Lärche, Spitzahorn, Eiche, Esskastanie und Hainbuche.
- Forstrevier Schönsee: Rosenhofweg 12 in Schönsee, Telefon: 0173/3154274 (Sprechtag jeden Dienstagvormittag). Förster Michael Förster betreut die Stadt Schönsee, den Markt Winklarn, die Gemeinden Stadlern und Weiding sowie aus dem Bereich Oberviechtach die Gemarkungen Mitterlangau, Pirkhof, Pullenried und Wildeppenried. Die Beratung für Privatwald-Besitzer erfolgt nach Termin kostenlos.
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