Schwandorf
04.10.2020 - 09:22 Uhr

Corona bremst Fronberger Kirwa aus

Es war zu erwarten, traurig ist es dennoch: Die Fronberger Kirwa ist abgesagt. Zumindest das Symbol der Traditionsfeier im Schwandorfer Stadtteil soll es aber geben.

Gemeinsame Anstrengung und eine Menge Spaß gehören normalerweise am Kirwasamstag dazu, wenn in Fronberg der KIrwabaum aufgestellt wird. Einen Baum gibt's heuer auch. Eine Kirwa nicht. Bild: sus
Gemeinsame Anstrengung und eine Menge Spaß gehören normalerweise am Kirwasamstag dazu, wenn in Fronberg der KIrwabaum aufgestellt wird. Einen Baum gibt's heuer auch. Eine Kirwa nicht.

Der dritte Sonntag im Oktober ist seit 450 Jahren ein Höhepunkt in Fronberg: Kirchweih. Als vor gut 40 Jahren die Tradition zu brechen drohte, gründete eine Runde in der Kellerwirtschaft den Kirwa Verein Fronberg, heute ist er einer der größten Vereine der Stadt. Seitdem konnte dem Fest nichts mehr im Wege stehen, nicht einmal eine juristische Auseinandersetzung. Bis zu diesem Oktober.

Nadeln in der Dachrinne

Was Helmut Hey als Rechtsanwalt mit dem damaligen Vereinsvorsitzenden Lothar Rathey vor Jahrzehnten vor Gericht nach der Klage eines Nachbarn - es ging um Kirwabaum-Nadeln in der Dachrinne - noch zu verhindern wusste, wird in diesem Jahr wegen der Pandemie Realität. Die Fronberger Kirwa, die vom 19. bis 21. Oktober hätte steigen sollen, ist abgesagt. Hans Jobst, Schriftführer des Vereins, machte die Entscheidung des Vorstands öffentlich.

"Zum Schutz vor Coronainfektionen hat der Kirwa Verein Fronberg beschlossen, die diesjährige Kirwa ausfallen zu lassen. Es ist die erste Kirwa, die der Verein in seiner 42-jährigen Geschichte absagen muss", schreibt Jobst. Schon vor Wochen hatte sich die Entscheidung abgezeichnet. Vorsitzender Hubertus von Breidbach und sein Team sahen keine Chance für das riesige Fest mit Kirwabaum-Aufstellen, Tanzveranstaltungen am Samstag und Sonntag und dem legendären (Männer-)Frühschoppen am Montag.

Ganz lässt der Verein die Tradition aber nicht ruhen. Bei der Hauptversammlung im August wurden die "ersten" Kirwapaare gewählt. Erster Kirwabursch ist Felix Buchmann, mit ihm hätte Sabine Rappl ganz vorn um den Baum getanzt. Zweiter Bursch ist Thomas Dirmeier, sein Kirwamoidl ist Selina Prokosch. Normalerweise wäre das Quartett mit den weiteren Kirwapaaren jetzt unterwegs, um die Fronberger und die Vereinsmitglieder persönlich zur Kirwa zu laden. Für Spenden revanchieren sich die Paare mit Eintrittskarten zu den Tanzabenden. Daraus wird jetzt nichts.

Baum wird aufgestellt

Aber: Zumindest der Kirwabaum wird aufgestellt. "Mit einem Kran, sonst kommen zu viele Leute", sagt Jobst im Gespräch mit den Oberpfalz-Medien. Normalerweise strömen hunderte Zuschauer ins Dorf zur Brauereiwirtschaft, um den Burschen zuzuschauen, wie sie den Stamm mit "Schwalben" in die Senkrechte wuchten. Karussell, Schießbude, Bratwürstl und die ein oder andere Mass Freibier sorgen für Stimmung. Auch auf den Zug durchs Dorf, mit dem Baum auf dem Anhänger, müssen die Fronberger verzichten. Dass es am Kirwasonntag in der Pfarrkirche nur noch Stehplätze gibt, weil die Kirwamusik aufspielt - auch das wird heuer pausieren. Gerade die Musik ist es, die die Fronberger Kirwa so besonders macht: Blasmusik, ohne Verstärker, von Samstag bis zum Montag. Getanzt wird Schottisch, Dreher, Walzer, Polka. Rock-Bands und Zelt-Halligalli? Undenkbar. Blasmusik im Wirtshaussaal ist angesagt. Und trotzdem bewarben sich in den vergangenen Jahren so viele Paare für das Tanzen um den Baum, dass es eng wurde auf dem Podium.

Schwandorf26.08.2020

Nur in Kriegszeiten gab's keine Kirwa, bislang, wie der Verein anführt. Aber bereits 1946 wieder, ein Jahr nach Kriegsende, wurde Kirchweih gefeiert. "Was zeigt, wie stark die Fronberger mit diesem Brauch verbunden waren und immer noch sind", schreibt der Kirwa Verein. "Damals benötigte man die Zustimmung der Amerikaner, die unter Auflagen erteilt wurde. Nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren, gab es nur Dünnbier und fürs Kirwageld konnten sich die Kinder nichts kaufen, dies tat jedoch der Stimmung keinen Abbruch", weiß Hans Jobst aus den Archiven.

Jetzt heißt es also durchhalten bis zum kommenden Jahr. "Es ist nur zu hoffen, dass alsbald ein Mittel gegen das Virus gefunden wird, damit wir alle wieder einigermaßen zur Normalität zurückkehren können und auch kulturelle Veranstaltungen, Familienfeiern, Volksfeste und Kirwan wieder stattfinden dürfen", schreibt der Kirwa Verein. Das Motto also: "Ou Kirwa, lou niad nou." Bis zum nächsten Jahr.

Ein Blick in die Historie: 1950 zogen die Burschen am Kirwamontag mit Musikbegeleitung von Haus zu Haus. Archivbild: Archiv Kirwaverein
Ein Blick in die Historie: 1950 zogen die Burschen am Kirwamontag mit Musikbegeleitung von Haus zu Haus.
 
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