So interessant die Bedeutung dieser Sentenz auch ist, ihr gilt zunächst nicht die Aufmerksamkeit. Vielmehr richtet sich der Blick auf das darin auftauchende Adjektiv „boafoussert“. Es ist nämlich ein Vertreter einer Gruppe von Wörtern, die als Wortbildungselement die Endung -ert aufweist. In der Standardsprache steht an dieser Stelle sehr oft -ig.
Im Folgenden wird der Versuch unternommen, diese Adjektive nach dem Grad ihrer Parallelität zwischen Dialekt und Standardsprache einzuteilen und abzustufen. Zur ersten Gruppe gehören Wörter, bei denen es sich um direkte Entsprechungen handelt, wie dies in den folgenden Beispielen der Fall ist: boaddert (bärtig), dräggert (dreckig), graousmàlert (großmäulig), gschäggert (scheckig), gschlampert (schlampig), naggert (nackig), schbejseggert (spießeckig), schbiznosert (spitznäsig), zoluggert (zahnlückig).
Die zweite Gruppe beinhaltet Wörter, die die Endung -ert bzw. -ig sowie eine (meist gemeinsame) weitere Wortbildungskomponente besitzen, wie boakopfert (barhäuptig), bodschert (tollpatschig), frooschauchert (glubschäugig), graousgoschert (großmäulig), langgroochert (langhalsig), langzodert (langzottelig).In der dritten Gruppe befinden sich Wörter, bei denen als einziges direktes „Bindeglied“ in der dialektalen Variante die Endung -ert und in der standardsprachlichen Entsprechung die Endung -ig auftaucht. Belege hierfür sind: babbert/biggert (klebrig), bladdert (glatzköpfig), doarert (schwerhörig), graouskopfert (mächtig, einflussreich), hàdschert (schwerfällig), wampert (dickbäuchig), wäpsert (zappelig).
Die vierte Gruppe schließlich umfasst Wörter, die im Dialekt die Endung -ert aufweisen, bei denen aber in der Standardsprache (in der Regel) keine Entsprechung mit -ig geläufig ist, wie etwa in däbbert (geistig beschränkt), dramhabbert (verschlafen), goschert (vorlaut), lädschert (lasch), rouschert (hektisch), schbinnert (verrückt). Einige der Adjektive auf -ert findet man in enger Verbindung mit Verben, zum Beispiel mit „gehen“: dauchert dahergej (in gebückter Haltung gehen), broadloisert dahergej (breitbeinig gehen), oder mit „werden“: hosert/renert wern (sich beeilen, etwas zu tun), noarert wern (verrückt werden).
Eines der expressivsten Adjektive der beschriebenen Art ist „weidscheiwert“, das, bezogen auf Hüte, „breitkrempig“ bedeutet. Das exponierteste Exemplar einer derartigen Kopfbedeckung ist der mexikanische Sombrero. Aber auch in Bezug auf Lampenschirme findet das Wort Verwendung. Nach diesen Betrachtungen soll zum Schluss noch einmal Harald Grills Zitat aufgegriffen werden. „Losgelöst von jedweden Beschränkungen befreit reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist, die Heimat sozusagen auf der Zunge tragen“ – das ist es, was er wohl meint, wenn er sagt: „Dialekt ist, in der Sprache barfuß gehen."
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