Die Suche nach einem geeigneten Standort für ein atomares Endlager ist eine komplexe Aufgabe, bei der zahlreiche Kriterien wie geologische Stabilität, geringe seismische Aktivität, geologische Barrieren und die Akzeptanz der Bevölkerung eine Rolle spielen. Der Landkreis Schwandorf bietet potenziell günstige geologische Voraussetzungen, da er über tiefe Gesteinsschichten verfügt, die als natürliche Barriere für radioaktive Materialien dienen könnten.
Bau und Betrieb eines atomaren Endlagers stellen auch technische Herausforderungen dar. Die langfristige Sicherheit der Lagerung ist von entscheidender Bedeutung, um eine Freisetzung von radioaktiven Stoffen in die Umwelt zu verhindern. Immerhin müssen atomare Endlager für eine Million Jahre Sicherheit bieten.
Suche hat erst begonnen
Bei einer Bürgermeisterversammlung, die kürzlich in Oberviechtach über die Bühne gegangen ist, war ein großes Thema die Standortsuche für ein atomares Endlager. Steffen Kanitz von der Bundesgesellschaft für Endlagerung betonte dabei, dass die Suche erst begonnen habe. Die Bundesgesellschaft befindet sich aktuell in Phase eins, in der Standorte aussortiert würden, an denen kein Endlager möglich sei. Was den Landkreis Schwandorf anbelangt, könne laut Kanitz "noch nicht gesagt werden, wie es mit einem potenziellen Standort aussieht".
Das Schicksal teilt der Kreis mit mehr als der halben Republik. Überall, wo es Granitböden gibt, oder Tonböden oder Salzlager, muss erst noch untersucht werden, wie hoch oder gering sich die Möglichkeit für die Endlagerung radioaktiver Stoffe darstellt. Für die Region an der Grenze zu Tschechien spricht laut Kanitz, dass es Granit in der nötigen Dicke von 100 Metern und der nötigen Tiefe von 300 Metern gebe, wie er in einem Fernseh-Interview betonte.
"Gewisse Vorgeschichte"
Vonseiten der oberpfälzischen Landkreise, nicht nur dem Schwandorfer, hat sich schon Widerstand geregt. Man wirft den Ingenieuren nicht nachvollziehbare Sachverhalte und methodische Fehler in der Untersuchung vor. Zum Beispiel wurden Böden mit Ton, Salz und kristallinem Wirtsgestein, also Gneis und Granit, als geeignet erklärt. Nun sei Granit, wie er vor allem in unserer Region vorkommt, aber eigentlich zerklüftet, weiß Landrat Thomas Ebeling. „Er drängt sich also nicht unbedingt auf“, betonte er in den zurückliegenden Monaten immer wieder - und tat das auch bei dem Treffen mit Steffen Kanitz von der Bundesgesellschaft für Endlagerung. Landrat Thomas Ebeling geht also davon aus, dass ein Standort für ein Endlager im Landkreis vom Tisch ist. Die Geologie gebe dies einfach nicht her.
Dennoch, so Ebeling, sei der Granit für tauglich erklärt worden – wenn er durch technische Maßnahmen entsprechend ertüchtigt wird. Das heißt, der Granit müsste im Gegensatz zu den anderen beiden Böden erst einmal bearbeitet werden, um die Voraussetzungen zu erfüllen. Der Landrat wies außerdem auf die „gewisse Vorgeschichte“ des Landkreises in Bezug auf Atomkraft hin und betonte: „Wir haben unseren Beitrag dazu schon geleistet und sind eigentlich auszuschließen.“ Gemeint war dabei die WAA und deren verhinderter Bau - der mit allen seinen damaligen sozialen Verwerfungen für Ebeling "als weicher Faktor" gegen einen Endlagerstandort spricht.
Kreistag entschlossen dagegen
Die früheren Unruhen könnten wieder aufkochen, wenn die Bevölkerung künftig ein Endlager quasi vor der Haustür haben wird. Wie empfindlich die Gemüter jetzt schon sind, zeigt sich auch an der aktuellen Reaktion auf die Ankündigung aus der Schweiz, unweit der deutschen Grenze ein Atommüll-Endlager bauen zu wollen.
Die Sicherheit der Bevölkerung und die Auswirkungen auf die Umwelt stehen im Mittelpunkt der Diskussion um ein atomares Endlager vor Ort. Eine sorgfältige Bewertung der möglichen Risiken, einschließlich potenzieller Strahlung und Auswirkungen auf das Grundwasser, muss für die Planer von entscheidender Bedeutung sein. „Niemand hat gerne ein Atommülllager in unmittelbarer Nähe seines Wohnortes“, schreibt das Umweltministerium zu dieser heiklen Frage. „Wenn die Entscheidung über den Standort eines Endlagers in Deutschland fällt, gehen wir davon aus, dass auch die dann betroffene deutsche Gemeinde eine starke Belastung empfindet.“
Vor ziemlich genau zwei Jahren hat sich der Schwandorfer Kreistag schon einmal intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt. Nach zahlreichen Wortmeldungen der Räte lehnte das Gremium ein Endlager für hochradioaktive Abfälle im Landkreis Schwandorf entschieden ab.
Suche nach geeignetem Standort für Endlager
- Grundlage für die Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle ist das Standortauswahlgesetz (StandAG) vom Sommer 2013.
- Die Suche nach einem Endlager ist in drei Phasen aufgeteilt. Nach jeder Phase befassen sich Bundesrat und Bundestag mit den Erkenntnissen.
- In der ersten Phase werden die Teilgebieten und anschließend Standortregionen für die übertägige Erkundung ermittelt.
- Phase 2 beinhaltet die übertägige Erkundung. In einem weiteren Schritt werden dann Standorte für die untertägige Erkundung festgelegt.
- In der Phase 3 steht schließlich die untertägige Erkundung an, bevor ein endgültiger Standortvorschlag für die Endlagerung erfolgt. Das wird nicht vor 2046 stattfinden.
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