"Zwei Stunden Töpfern für Einsteiger" haben die zwei Erwachsenen und zwei Jugendlichen gebucht, die sich an einem Sonntagvormittag um den großen Tisch in der Werkstatt von Katharina Brunner einfinden.
"Wir haben einen Ofen daheim und wollen von einem Profi gezeigt bekommen, welche Möglichkeiten es beim Töpfern gibt", schildert Tobias Neuhoff. "Und wir wollen richtig töpfern, an der Drehscheibe", sind sich alle einig.
Drehscheibe und Brett
Los legt die Kursleiterin, ausgebildete Keramikerin und Sozialpädagogin, mit einem technischen Überblick: "Ihr könnt dem Ton auf der Drehscheibe und auch hier am Brett durch Skulpturieren Form geben", drückt sie ihren Daumen in einen dichten Klumpen: "Durch Druck und Streichen formt ihr zum Beispiel eine Schale."
Genauso können Figuren skulpturiert werden. "Hier Masse wegnehmen, da hinzufügen - wobei das ist schon eine hohe Kunst", schmunzelt Brunner.
Zum Warmwerden von Ton und Ton-Novizen empfiehlt die gebürtige Schwandorferin die Aufbautechnik: "Die Würstel- oder Stegtechnik geht so: Ihr rollt gleichmäßige Würste, legt sie angeraut übereinander und streicht anschließend die so aufgebauten Seiten glatt." Erinnerungen an die Schulzeit kommen hoch. "Bei der Plattentechnik, gehört auch zum Aufbauen, nehmt Ihr Euch so ein Nudelholz und walzt den Klumpen Eurer Wahl flach. Ich habe Weiß, Beige, Schwarz und das klassische Terrakotta da - Minimum ein Zentimeter, Maximum zwei Zentimeter dick."
Keine Lufteinschlüsse
Eine entscheidet sich für gleich zwei Farben. "Klar, marmorieren geht auch, einfach verkneten, und wichtig: keine Lufteinschlüsse, dicht arbeiten." Sonst könne es im Ofen leicht zu einer Detonation kommen, die nicht nur das gute Stück selbst zum Bersten bringt, sondern auch in der näheren Nachbarschaft Schaden anrichtet.
"Anschließend könnt ihr aus den Platten etwas bauen: anrauhen, aufeinandersetzen, glattstreichen oder Ihr überformt: Dafür könnt Ihr hier", die Ton-Expertin zeigt auf ein Regal voller Gipsformen, "Eure persönliche Wunschform aussuchen, die Platte auflegen, zurecht schneiden - nach zwei Tagen ist der Ton trocken und stabil."
Gegenüber im Regal sind Werke aus vergangenen Kursen. Heute entstehen flott und mit Elan: ein großer flacher Teller, eine runde Kugel, die - mit Öl gefüllt und Docht versehen - künftig Wespen und Mücken vertreiben soll, eine Schale für Sand und Muscheln und als Geschenk eine sehr große Tasse ("Mama trinkt gern viel grünen Tee").
Mit Kraft
Vorzeigbares ist fertig, nun geht es mit dem Wunschthema weiter: der Drehscheibe. "Kommt rüber, ich zeig's Euch und dann dürft Ihr ran." Alle wandern zur Profi-Scheibe aus Japan, mit leisem Lauf und hoher Durchzugskraft. Die vier Novizen, die einen Internetfehlkauf für 70 Euro zurückgeschickt haben und auch mit einem Selbstversuch mit Lkw-Scheibenwischermotor nicht zufrieden waren, schauen sichtlich gespannt über die Schulter der Meisterin: Klatsch ("den Ton so zentrieren, mit Kraft"), landet ein Batzen in der Mitte, "und dann gleichzeitig drücken und formen, zwischendurch hier bis übers Handgelenk in Wasser eintauchen und schnell sein, gleichzeitig ruhig", versetzt Brunner die Scheibe in Schwung.
Ergebnis: eine gleichmäßige, symmetrische Schale, die zwischendurch immer wieder fertig aussah, aber doch noch dreimal die Gestalt verändert hat: Höher, breiter, nochmal höher, nochmal breiter. Vase, Schale, Möglichkeiten. "Die einen wollen die Scheibe nach links, die anderen nach rechts drehend, Profis können ihre Idee eins zu eins umsetzen, aber traut Euch, probiert Euch aus." Ergebnis: drei Schalen und ein Klumpen, der als Erfahrung im Eimer landet, begleitet von dem halb ernsten, halb scherzhaften Satz: "Mein Ehrgeiz ist geweckt."
1100 Grad im Ofen
Glasscherben in Blau und Grün landen im Boden einer Schale. Sie werden wie der Ton im Ofen auf 1100 Grad hochgeheizt und zu glasglatter, schimmernder Fläche verschmelzen. In den Boden ihrer Werke ritzen die vier Kursteilnehmer Name und Datum. "Mitte Oktober habe ich alles fertig gebrannt und zum Abholen hier am Brunnerhof. Oder ich bring's Euch nach Regensburg mit in die Stadtkunst, da bin ich dienstags am Abend", bietet "Unikati" an.
Der gute Ton
Interesse ist da, aber noch kein Material, kein Werkzeug? Ein eigener Ofen daheim ist Seltenheit, zu hoch die Kosten für seinen Betrieb.
Wer sich für das Töpfern begeistert, Grundkenntnisse hat, aber keine Drehscheibe und keinen Ofen, kann sich umsehen: An den Volkshochschulen der Region und vielen Schulen steht Ausrüstung zur Verfügung, die im Rahmen von Kursen oder privat gebucht werden kann: „Als Geschenk für die Braut oder Betriebsausflug im kleinen Kreis, um besondere Fliesen selbst zu machen oder einfach, weil die Arbeit mit Ton so schön ist, für Jung, für Alt – da kommen ganz unterschiedliche Menschen zusammen“, so Katharina Brunner.
Mehr Informationen zu ihr auf www.unikati-keramik-kurse.de. (mvs)
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