(ihl) Wer am 21. Dezember des Jahres 2018 aus dem Fenster schaut oder sich nach draußen begibt, kann in etwa erahnen, wie es vor 25 Jahren gewesen sein muss - nasskalt. Anhaltender Dauerregen lässt im Advent 1993 Bäche und Flüsse anschwellen, führt zu Hochwasser und Überschwemmungen, zum Beispiel in Nittenau. Schwandorf scheint noch glimpflich davon zu kommen, bis zum Morgen des 23. Dezember, ein Donnerstag, der Tag vor dem Heiligen Abend.
Eine Polizeistreife wird nicht alarmiert, sondern schlägt exakt um 6.55 Uhr selbst Alarm. Das Gesehene erfordert sofortiges Handeln. Auf dem Scheitelpunkt der Verbindungsstraße zwischen Schwandorf und Fronberg ist auf einer Länge von etwa 100 Metern Stützmauer samt Hang zur Naab hin abgerutscht, hat Bäume mit gerissen. Auf der Teerdecke der Fahrbahn ist ein sich ständig verbreiternder Riss auszumachen. Der Stadtteil ist auf einen Rutsch seiner Verkehrsader beraubt. Die Zufahrt von und nach Fronberg wird abgeriegelt.
Selbst gesperrt
Eine Reparatur noch vor Weihnachten ist ausgeschlossen. Der Ort kann über die Autobahn erreicht werden. Doch die Fronberger machen keine großen Umwege, sondern erinnern sich diverser Schleichwege, zum Beispiel an die Schotterstraße über den Holzberg zum Waldspielplatz auf dem Weinberg. Auf der Alternativtrasse herrscht Hochbetrieb. Das Untere oder Liebeswegerl hat sich selbst gesperrt. Umgestürzte Bäume machen ein Durchkommen für Fußgänger und Radfahrer unmöglich.
Keine Ruhe
Das Gemeine an dem Unglück: Nicht das viele Oberflächenwasser trägt Schuld, sondern alles läuft unterirdisch ab. Das Lehm-Sandstein-Gemisch saugt sich mit Schichtenwasser, das vom Weinberg zur Naab fließt, voll und drückt auf verfestigtes Erdreich. Dieses wiederum verflüssigt sich, fließt ebenfalls zur Naab und nimmt der Stützmauer den Halt. Ein geologischer Gutachter wird eingeschaltet, unterbricht seinen Urlaub und lässt Anfang Januar eine halbseitige Öffnung zu. Kaum ist eine mobile Ampelanlage installiert und rollt der Verkehr mit 20 Stundenkilometern zwischen der Kernstadt und dem Ortsteil wieder, bricht am darauffolgenden Wochenende ein Stück Teerdecke ab.
Fronberg ist nach wie vor nur unter erschwerten Bedingungen erreichbar. Anfang Februar besichtigt der Bauausschuss die Problemzone. Zur Sanierung sollen unter anderem stützende Pfähle eingerammt und mit dem Weinberg verankert werden. Auch die Abwasserdruckleitung, die durch den Hangrutsch gerissen ist, wird repariert. Einige Wochen läuft Fronberger Abwasser ungeklärt in die Naab. Aber die Fronberger Straße kommt noch nicht zur Ruhe.
Am 11. März 1994 folgt der nächste Paukenschlag. Etwas weiter stadteinwärts als beim Dezember-Rutsch gerät der steilen Hang schon wieder in Bewegung, ein Stück Straße bricht weg und verschüttet einen Garten. Schuld soll ein kurz zuvor aufgeschütteter Kieshaufen gewesen sein. Seitdem ist es ruhig an und unter der Fronberger Straße. Die letzte größere Sanierung datiert auf 1998. Die Stützmauern wurden ausgebaut und auch neue Ver- und Entsorgungsleitungen verlegt.














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