Die Entscheidung ist da, jetzt geht's in die Mühen der Ebene. Nachdem in Straubing die Bürger mit über 60 Prozent für den Bau einer Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage (KMV) gestimmt haben, denken ZMS und ZTKS über eine Beteiligung nach.
Verbandsdirektor Thomas Knoll, in Personalunion Geschäftsführer der Zweckverbände Müllververwertung (ZMS) und Thermische Klärschlammverwertung Schwandorf (ZTKS) äußerte sich am Montag auf Nachfrage erfreut über das Ergebnis. "Es zeigt, dass eine Verbrennungsanlage nicht des Teufels ist." Etwa, weil Klärschlamm als biologischer Brennstoff einen Beitrag bei der Kohlendioxid-Einsparung bei der Energiegewinnung leisten könne. Knoll geht davon aus, dass die Verbandsversammlungen des ZTKS und ZMS die Vorsitzenden beauftragen, die Verhandlungen mit den Partnern in Niederbayern zu konkretisieren. Die KMV in Straubing soll von der städtischen Tochter SER (Straubinger Entwässerung und Reinigung) als Juniorpartner und der Bayernwerk Natur gebaut werden. "Unterschrieben ist noch nichts", sagte Knoll zu einer Beteiligung. Vor dem Bürgerentscheid ruhten die Verhandlungen. Nun geht's ins Detail: Ökologische, ökonomische und rechtliche Fragen kommen auf den Tisch. Knoll geht davon aus, dass die möglichen Partner einer Beteiligung positiv gegenüber stehen. Nicht nur aus finanzieller Sicht, schließlich stehen 55 Millionen Euro als Investitionssumme im Raum. Der für den getrockneten Klärschlamm (er gilt als Abfall) zuständige ZMS kann auch Expertise in Sachen Verbrennung und verlässlich Material liefern. Nachdem laut Knoll deutschlandweit knapp 40 KMV geplant werden, könnte es durchaus ein "Rennen" um das Material geben. Vertraglich gesicherte Liefermengen können da für beide Seiten von Vorteil sein. "Bis Ende des Jahres dürfte eine Entscheidung zu einer Beteiligung stehen", sagte Knoll.
Die Straubinger planen, dass die Anlage bereits ab 2023 oder 2024 läuft. Damit würde die Phosphat-Rückgewinnung aus dem Schlamm deutlich schneller beginnen, als es bei einer eigenen Anlage möglich wäre. "Die Aufgabe der Rückgewinnung steht in unserer Satzung, auf Wunsch der Schwandorfer", sagte Knoll. Bis Straubing läuft, wird das Trockensubstrat (12000 Tonnen pro Jahr) als Ersatzbrennstoff in einem Zementwerk landen. Der wertvolle Dünger Phosphor ist so verloren.
ZTKS-Vorsitzender Oberbürgermeister Andreas Feller geht davon aus, dass die Verhandlungen zu einem guten Ergebnis kommen. "Die Aufgabe muss schnell gelöst werden". Zwar habe der ZTKS noch eine relativ lange Übergangsfrist, bis die Phosphor-Rückgewinnung Pflicht wird. Aber Standortsuche, Planung, Genehmigung und Bau dauern ihre Zeit. ZMS und ZTKS seien eng verzahnt, schließlich ist der ZMS Mitglied im Trocknungs-Zweckverband. Wie eine Beteiligung an der Straubinger KMV aussehen könnte, müssten die Verhandlungen zeigen.
Die Aufgabe muss schnell gelöst werden.
Minenräumer aus Niederbayern
"Nicht in meinem Garten.“ Dieses Prinzip haben sich die Straubinger nicht zu eigen gemacht und für eine große Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage gestimmt. Das zeigt: Großprojekte lassen sich doch im Einklang mit den Bürgern durchsetzen.
Ganz nebenbei haben die Straubinger in Stadt und Landkreis Schwandorf eine kommunalpolitische Mine entschärft. Wäre die Anlage abgelehnt worden, hätten sich ZMS und ZTKS schnell nach einem Standort umsehen müssen. Kurz vor den Kommunalwahlen im März 2020 gibt es für die Politik angenehmere Aufgaben, als ein heißes Eisen wie eine Verbrennungsanlage anfassen zu müssen. Der Schwandorfer Stadtrat hat sich schon mehrheitlich gegen eine Anlage positioniert, die Mine für den ZTKS-Vorsitzenden OB Andreas Feller gelegt. Landrat Thomas Ebeling als ZMS- und Feller als ZTKS-Vorsitzender müssen sich dem Thema nun nicht stellen. Den Straubingern sei’s gedankt. Nicht, weil sie in ihrem Garten bauen, sondern weil die Niederbayern die kommunale Solidarität gezeigt haben, die die Schwandorfer mit der Müllverbrennung schon lange liefern.
Bis Ende des Jahres dürfte eine Entscheidung zu einer Beteiligung stehen.
Herzlichen Dank an die Straubinger Bevölkerung, die sich nicht von den GRÜNEN hat aufhetzen lassen! Nachdem in Schwandorf schon das Müllkraftwerk mit 490.000 Jahrestonnen Kapazität betrieben wird, ist es nur solidarisch, wenn sich die Straubinger auch mit einer Klärschlammverbrennungsanlage einverstanden erklären.
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