Auch wenn die Corona-Pandemie Abschluss-Schülern einiges abverlangte, zumindest die Aussicht auf eine Lehrstelle ist im Landkreis Schwandorf gut – nach den reinen Zahlen. Während bundesweit das Angebot an Ausbildungsplätzen sehr deutlich sank, hält sich das Minus in der Region in Grenzen.
Laut der Zahlen der Agentur für Arbeit meldeten Handwerk, Handel, Freiberufler, Gewerbe und Industrie bis Mai im Kreis rund 1450 Ausbildungsstellen zur Besetzung. Das bedeutet zwar einen Rückgang um 50 Stellen oder rund 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahlen liegen aber nicht nur unter dem bundesweiten Schnitt.
Statistischer Wert
Gleichzeitig stehen den freien Stellen auch in diesem Jahr wieder deutlich weniger gemeldete Bewerber gegenüber: Laut der Agentur genau 620, das sind 80 oder 10,8 Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Rein rechnerisch stehen also jedem Bewerber mehr als zwei Lehrstellen zur Auswahl. Das ist freilich ein statistischer Wert: Erfahrungsgemäß bleiben beispielsweise im Lebensmittelhandwerk oder im Hotel- und Gastrogewerbe viele Stellen frei, während andere Berufe höher in der Gunst der Bewerber stehen und die Stellen dort eher dünn gesät sind.
Auch im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit (Kreis Schwandorf, Cham, Amberg-Sulzbach und Stadt Amberg) ist die Zahl der seit Oktober 2020 angebotenen Lehrstellen leicht um 130 oder 3,1 Prozent auf 4130 gesunken. Die Zahl der Bewerber sank um knapp ein Zehntel auf 1880. Ende Mai waren noch 1960 Stellen in der Region unbesetzt; 490 junge Leute suchten noch eine Lehrstelle, gelten für die Statistiker als "unversorgt".
Helferjobs brechen weg
Gegen den Trend blieben in der Stadt Amberg die Zahlen beinahe unverändert. 570 Stellen (plus 3) standen 150 Bewerber (minus 1) gegenüber. Anders im Landkreis Amberg-Sulzbach: Hier sank die Zahl der Stellen um 8,5 Prozent auf 660, Bewerber sind 470 gemeldet, 60 weniger als vor einem Jahr. Im Kreis Cham wurden 1450 Stellen gemeldet, (minus 20). Die Zahl der Bewerber fiel um 60 auf rund 640.
Was für die Bewerber gute Aussichten sind, bringt auf Dauer die Wirtschaft in die Bredouille: Mangelnde Bewerber von heute sind die fehlenden Fachkräfte von morgen. Manch junger Mensch erliegt auch der Versuchung, statt einer Lehre direkt als Helfer in die Industrie zu wechseln – vor allem des Geldes wegen. Die steigende Zahl junger Arbeitsloser während der Corona-Krise hat aber gezeigt, dass es gerade Leute ohne Ausbildung sind, die zuerst ihre Stelle verlieren. Außerdem prognostiziert die Agentur, dass Helferjobs in den kommenden Jahren wegfallen werden. Die Agentur appelliert deshalb, nicht auf eine Ausbildung zu verzichten. Sie sei die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit.
Lehrstellenmarkt
- Bundesweit ist die Zahl der Ausbildungsplätze auf 451 000 gesunken, 15 000 weniger als im Vorjahr. 2019 waren es noch 512 000.
- Der Chef der Bundesagentur für Arbeit Detlef Scheele sagte, er habe "den Eindruck, dass die Bereitschaft der Unternehmen, die unversorgten Bewerber aus dem Jahr 2020 aufzunehmen, nicht besonders groß ist."
- Gleichzeitig sank deutschlandweit die Zahl der Bewerber gegen über 2020 um 33000 auf etwa 367 000. Demografisch begründet ist das nicht: Von den Schulen kommen zwei Prozent mehr Abgänger. Ein beträchtlicher Teil entscheidet sich aber offenbar gegen eine duale Ausbildung.














Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.