Der CSU-Vorsitzende ist gut aufgelegt. Schließlich weilt er bei einem Familientreffen, wie es Geburtstage so an sich haben. „Familienangehörige“ sind da, die er schon lange nicht mehr gesehen hat, Otto Zeitler und Marianne Deml zum Beispiel. Persönlichkeiten, „die München bis an die Grenze der physischen und psychischen Belastbarkeit gebracht haben, bis es Geld gab.“
Der Ministerpräsident pfeift auf seinem Platz zur Musik der Blaskapelle Neukirchen, die zum Einzug den Bayerischen Defiliermarsch gespielt hat, was sonst. Er schaut noch einmal sein Manuskript durch. Die Festrede am 28. Juli in der Oberpfalzhalle beginnt er mit einem Danke. 75 Jahre CSU-Ortsverband Schwandorf und 50 Jahre Kreisverband nimmt er zum Anlass, treue Mitglieder in den Mittelpunkt zu stellen, vor allem die, die an der Basis arbeiten und für die Politik im wahrsten Sinne des Wortes ehrenamtlich ist. Die über 300 Gäste in der Oberpfalzhalle geben den Dank als Zwischenapplaus zurück.
Genauso wie sie viele Aussagen oder Anekdoten aus seiner Familie mit Beifall goutieren. Schließlich ist Markus Söder für sein saloppes Mundwerk und seine flotten Sprüche bekannt. Dazu nutzt er Bekenntnisse und Streifzüge durch die aktuellen Krisen sowie die Kritik an der Regierung in Berlin, ohne die die Geburtstagsrede eines Ministerpräsidenten auch nicht auskommen kann. Markus Söder bekennt sich selbstverständlich zu Bayern, aber auch zum ländlichen Raum. Dieser sei „weder ein Museum noch ein Nationalpark“. Ganz im Gegenteil: „Die Seele der CSU und Bayerns liegt im ländlichen Raum.“ Mit Selbstbewusstsein verteidigt er den Auftritt von Gebirgsschützen, Trachtengruppen und Blaskapellen beim G-7-Gipfel, schließlich sei „keine Rockband annähernd so gut“.
Er nährt die Befürchtung, dass Bayern in der gegenwärtigen Krise vernachlässigt werde, vor allem was die Energieversorgung betrifft. „Wer Bayern abhängt, schädigt Deutschland“, kann er denen in Berlin nur ins Stammbuch schreiben. Dass Bayern womöglich dafür büßen müsse, weil es wenig für erneuerbare Energien getan habe, wischt er mit Zahlen – 30 Prozent der Sonnenenergie in Deutschland, 60 Prozent der Wasserkraft – und dem Satz vom Tisch: „Im Norden weht der Wind, im Süden scheint die Sonne.“
Die Sanktionen gegen Russland nicht aufzuheben und die Mehrwertsteuer zu senken, hält er für richtig, aber für alle Lebensmittel, nicht nur für Gemüse. Das sage er nicht, weil er „als Nürnberger nicht an der Bratwurst vorbeikommt“. Da er schon in seiner Heimat Mittelfranken angekommen ist, kann er gleich den Nachbarn loben. „Wir Franken mögen übrigens die Oberpfälzer sehr.“ Daran ist nicht nur die Altneihauser Feuerwehrkapell’n schuld, sondern eine Eigenschaft der Oberpfälzer. „Ihr habt so viel gemacht aus dem, was eigentlich so wenig war“, spielt er auf die Steinpfalz an. Das ist dann einen stehenden Applaus wert.
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