Was ist damals passiert?
Ein bestialischer Mord erschütterte 1978 Schwandorf. Zwei spielende Kinder entdeckten am 16. Juni in einem Brunnen hinter einem verfallenen Metzgerhaus eine Leiche. Bei der Toten handelte es sich um die 15-jährige Christa Mirthes, die seit Januar 1978 vermisst wurde. Sie hatte zahlreiche Schnitt- und Stichverletzungen am ganzen Körper. Die Zähne waren ihr ausgeschlagen worden, Verstümmelungen waren sichtbar. Der fortgeschrittene Verwesungszustand der Leiche deutete darauf hin, dass Mirthes schon länger im Brunnenschacht gelegen haben muss. Die Ermittlungen der Polizei führten damals ins Rotlichtmilieu. Dennoch blieb das Ermittlungsfeld breit geöffnet. Das Motiv blieb ungeklärt, der Täter ist bis heute nicht gefunden.
Warum wurde die DNA-Spur nach 45 Jahren entdeckt?
Anfang des Jahres gründete sich die Ermittlungsgruppe "Brunnen" der Kriminalpolizei Amberg. 45 Jahre nach der Tat haben die Beamten nun DNA-Spuren gefunden. "Alle Asservate von damals wurden nochmal mittels neuester Technik überprüft. Durch ein wesentlich feinfühligeres technisches Verfahren konnten DNA-Spuren auf einem Gegenstand nachgewiesen werden, der damals im Brunnen aufgefunden wurde", sagte Polizeisprecher Claus Feldmeier. Das sei aber nur ein Aspekt in der neuen Ermittlungsstrategie. Hauptaugenmerk seien vor allem die letzten Lebensmonate von Mirthes, die durch die Ermittlungen jetzt neu beleuchtet werden sollen. "Um neue Ansätze zu finden, müssen die Ermittler nochmal fünf Schritte weiter denken als damals", sagte Feldmeier.
Was ist DNA?
DNA ist die Abkürzung für die englische Übersetzung von Desoxyribonukleinsäure (DNS). Dabei handelt es sich um die Erbsubstanz, die sich im Zellkern aller Zellen des menschlichen Körpers befindet. Ausgenommen sind rote Blutkörperchen. Ungefähr 97 Prozent der gesamten menschlichen DNA ist laut Bundeskriminalamt "nicht-kodierend". Dort sind also keine Informationen gespeichert, die Rückschlüsse auf Aussehen oder genetische Veranlagungen wie beispielsweise Krankheiten zulassen. Nur in den übrigen 3 Prozent der DNA sind diese Informationen gespeichert.
Wie funktioniert die DNA-Analyse beim BKA?
Ein DNA-Strang im "nicht-kodierenden" Bereich besitzt bei jedem Menschen eine unterschiedliche Abfolge aus bestimmten Bausteinen. Während der Analyse im Labor werden diese Bausteinabfolgen tausendfach kopiert und als Muster sichtbar gemacht. Dadurch kann eine Person eindeutig identifiziert werden. Diese Technik wird in der Kriminalistik, in der Rechtsmedizin, aber auch bei Vaterschaftsnachweisen verwendet.
Was passiert mit einem DNA-Profil?
Das erstellte DNA-Muster oder "DNA-Profil" kann dann für einen Vergleich zwischen Spuren und Personen verwendet werden. Das DNA-Profil wird laut BKA abgespeichert und steht in nationalen und internationalen DNA-Datenbanken zum Abgleich zur Verfügung. So können auch bei grenzüberschreitender Kriminalität Ermittlungshinweise gewonnen werden.
Weitere "Cold Cases" in der Oberpfalz
- Flossenbürg 1976: Die 12-jährige Monika Frischholz wird vermisst – alle Suchaktionen blieben erfolglos.
- Amberg 1980: Gertrud Kalweit wird nach der Arbeit auf dem Nachhauseweg ermordet – die Leiche wurde im Stadtgraben gefunden.
- Weiden 1982: Walter Klankermeier verschwindet spurlos – zwei Monate später wird die Leiche in einem Waldstück gefunden.
- Amberg 2012: Anna Poddighe wird vermisst – seitdem fehlt von ihr jegliches Lebenszeichen.
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