Götz von Berlichingen wäre heutzutage kaum mehr jemandem bekannt, hätte ihn Johann Wolfgang von Goethe in seinem Schauspiel "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" nicht mit jenem berühmt-berüchtigten Zitat sozusagen verewigt: “Vor Ihro Kayserliche Majestät, hab ich, wie immer schuldigen Respect. Er aber, sags ihm, er kann mich im A… lecken! Wohlgemerkt im A…, nicht am A…“
Es geziemt sich an dieser Stelle nicht, das zentrale Wort dieser derben Aussage mehr als nur anzudeuten. Dies ist auch im Dialekt bei einer elliptischen Form der Fall, die sich – wohl aus euphemistischen Gründen – aus „Da leckst mich am A…!“entwickelt hat, nämlich „Oläck!“.
Genauso wie sich die Form verändert hat, hat auch das Bedeutungsspektrum dieses Ausrufs einen Wandel und eine Erweiterung erfahren. Es oszilliert – je nach Betonung und Länge – zwischen Überraschung, Erstaunen, Verwunderung, Bestürzung und Entsetzen auf der einen Seite über Enttäuschung und Missfallen bis hin zu Anerkennung, Bewunderung, Lob und Wertschätzung auf der anderen. Als standardsprachliche Entsprechungen bieten sich dafür zum Beispiel „Na sowas!“, „Um Gottes willen!“ und „Alle Achtung!“ an. Als dialektales Synonym existiert in manchen Bereichen „Uiala!“.
Ein ähnlich prägnanter und reduzierter, wenn auch in einem völlig anderen Bedeutungs- und Anwendungssegment angesiedelter Dialektausdruck ist „Hosdme?“. Kurz und knapp soll damit gesagt werden: „Hast du mich verstanden?“, „Weißt du, was ich meine?“, „Ist das klar?“, wobei Letzteres sowohl als Vergewisserung als auch als Warnung bzw. Drohung dient.
Auch einem nicht Dialekt sprechenden Publikum ist diese verkürzte Frage überregional vertraut, und zwar durch die Sendung „Wir in Bayern“ des Bayerischen Rundfunks, in der Prof. Dr. Anthony Rowley regelmäßig und sehr gestenreich ein Dialektwort erklärt, das von einem einzelnen Zuschauer eingesandt wurde und von allen erraten werden soll. Der Titel der Sendung lautet „Host mi?“, eine Schreibung, die die nordbairische Aussprache nicht wiedergibt. Hier werden nämlich die gebeugte Form des Tätigkeitsworts und das persönliche Fürwort in einem Zug artikuliert (hosdme), der vierte Buchstabe wird weich gesprochen („d“ statt „t“), und der letzte Buchstabe ist abgeschwächt („e“ statt „i“).
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