Projekt auf Eis gelegt: Doch keine neue Tagespflegeeinrichtung in Schwandorf

Schwandorf
09.03.2023 - 15:32 Uhr
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Die Geschäftsführerin meldet den Stopp der Planungen für eine neue Tagespflege in Schwandorf. Mit dem Projekt wären derzeit zu viele Risiken verbunden. Dabei steigt der Bedarf an Pflegeplätzen aller Art im Landkreis Schwandorf an.

Aus für die geplante Tagespflegeeinrichtung in Schwandorf: Wie die Schießl Soziale Dienste Holding GmbH in einer Mitteilung informiert, ist das Projekt vorerst auf Eis gelegt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Geschäftsführerin Juliane Schießl-Götz sagt aber auch: "Eine solche Einrichtung wäre für viele Senioren aus der Region und ihre Angehörigen versorgungsrelevant."

Tatsächlich gäbe es im Landkreis Schwandorf wohl Bedarf für mehr Pflegeplätze für Senioren. Bei den stationären Einrichtungen liegt laut dem seniorenpolitischen Gesamtkonzept des Landkreises die Auslastungsrate etwa durchschnittlich bei 93 Prozent. Allerdings könnten wegen des Fachkräftemangels freie Plätze zum Teil nicht belegt werden. "In den Pflegeeinrichtungen gibt es Wartelisten", informiert Pressesprecher Hans Prechtl. Generell verfolgt der Landkreis mit seinem Gesamtkonzept auch den Ansatz "Ambulant vor Stationär". "Senioren benötigen oftmals nur hauswirtschaftliche Unterstützung, aber die Angebote für hauswirtschaftliche Dienste sind begrenzt", erklärt Prechtl.

Laut einer Prognose auf Basis von Daten des Landesamtes für Statistik wird die Zahl der Menschen mit Bedarf an Pflegeleistungen aller Arten von 5834 im Jahr 2023 auf 6353 im Jahr 2030 ansteigen, 2037 werden es 7270 sein. Die Zahl der zu Hause lebenden Pflegebedürftigen, die etwa Leistungen eines ambulanten Dienstes oder einer Tagespflege in Anspruch nehmen können, steigt von 4084 in 2023 auf 5036 in 2037.

Bau 2022 geplant

Zur Vorgeschichte der Schwandorfer Einrichtung: Eigentlich hätte 2022 eine eigenständige Tagespflegeeinrichtung unter dem Namen "Vitales Leben" an der Schwimmbadstraße in Schwandorf gebaut werden sollen. Hier sollten Senioren tagsüber gepflegt und betreut werden. "Die häusliche Versorgung im eigenen Zuhause hätte mit diesem Angebot ergänzt werden sollen, so dass pflegende Angehörige und Nahestehende entlastet würden", erklärt Schießl-Götz. Betreiberin wäre die Pallicura GmbH, die seit 2013 die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) im Landkreis Schwandorf erbringt.

Zusätzlich sollte im Obergeschoss des Gebäudes eine stationäre Einrichtung untergebracht werden, die von der Amicus GmbH betrieben wird. Amicus ist laut der Mitteilung spezialisiert auf die außerklinische Pflege und Betreuung von Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen mit dauerhaftem Intensivpflegebedarf. Für das Projekt haben sich die beiden Unternehmerinnen Juliane Schießl-Götz (Pallicura) und Gisela Schießl (Amicus), Tochter und Mutter, zur Schießl Soziale Dienste Holding zusammengeschlossen.

Das Grundstück wurde erworben, die Baugenehmigung sowie Förderbescheide eingeholt – und dann wurde nicht gebaut. Das Unternehmen kann laut eigener Aussage momentan nicht an dem Vorhaben festhalten. Grund dafür seien einerseits die gestiegenen Baukosten und Darlehenszinsen sowie die durch die neue Tarifpflicht in der Pflege gestiegenen Personalkosten. Diese Mehrkosten müssten laut Schießl-Götz in die späteren Betreuungsgebühren eingepreist werden. "Die Vergütung ist jedoch über die Verträge mit den Kranken- und Pflegeversicherungen gedeckelt, so dass derzeit noch nicht abzuschätzen ist, ob es eine vollumfängliche Refinanzierung geben wird."

Pflegegeld nicht angepasst

Dazu kommt, dass das Pflegegeld trotz Inflation noch nicht entsprechend angepasst worden sei. Senioren und Angehörige könnten sich höhere Tagespflegesätze daher vielleicht nicht leisten. "Die Etablierung einer neuen Einrichtung wird unter diesen Umständen als äußerst risikobehaftet betrachtet", schreibt die Schießl Soziale Dienste Holding. Auch der Fachkräftemangel in der Pflege-Branche habe sich während der Corona-Pandemie weiter verschärft. Allein die personelle Ausstattung einer solchen Einrichtung würde damit zu einer Herausforderung.

Ganz aufgeben wollen die Initiatorinnen ihr Pflege-Projekt in Schwandorf aber noch nicht. Sie hoffen, dass sich die Rahmenbedingungen wieder normalisieren und die Einrichtung dann realisiert werden kann. Allerdings ist der Bescheid der "PflegesoNah-Förderung" des Freistaats zeitlich begrenzt – sie müsste dann neu beantragt werden. Wie Juliane Schießl-Götz aber informiert, haben Bundestagsabgeordnete Martina Englhardt-Kopf, Landrat Thomas Ebeling und Oberbürgermeister Andreas Feller bereits ihre Unterstützung für einen möglichen neuen Förderantrag zugesagt.

Schwandorf05.07.2021
Hintergrund:

Altenpflege im Landkreis Schwandorf

  • Einrichtungen: 19 stationäre Pflegeeinrichtungen, zwei Wohngemeinschaften für Demenzerkrankte, vier Wohngemeinschaften für Intensivpflegepatienten und eine Tagespflegeeinrichtung; 31 ambulante Dienste und Sozialstationen.
  • Pflegeplätze: 1726 angezeigte Plätze in stationären Einrichtungen, davon sind 1501 Plätze belegt. In den Pflegeeinrichtungen gibt es Wartelisten.
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