Kaum hat der Mann seine fußballerischen Aktivitäten ins benachbarte Steinberg am See verlegt, steigt dort ein Konzert der rechtsextremen Bands "Germanium" und "Schandiktat" (wir berichteten). Laut Verfassungsschutz als Geburtstagsfeier getarnt und unseren Informationen nach in einem privat geführten Lokal. Doch die rund 20 Mitglieder starke Prollcrew, die gern mit der Liebe zu Fußball und der Liebe zu Gewalt für sich wirbt, rekrutiert ihre Mitglieder keineswegs nur aus dem Fußballbereich, obwohl mindestens zwei weitere Hobby-Fußballer der Gruppe zugerechnet werden. Auch ein Mitarbeiter eines Tattoo-Studios, das dieses Wochenende bei der bayerischen Tattoo-Messe einen Stand haben soll, ist bei Prollcrew. Die Mitglieder treffen sich seit Jahren sowohl in einem Lokal im Lindenviertel als auch in einer Bar in der Innenstadt.
Eine Nachfrage von Oberpfalz-Medien bei Vorsitzenden von Sportvereinen und Fußball-Abteilungsleitern ergab, dass sich die Stimmung auf dem Platz und den Zuschauertribünen nicht in Richtung Fremdenfeindlichkeit gewandelt habe. Dieter Jäger, Vorsitzender der Eintracht Schwandorf, bemerkt Veränderungen. An manche Spielorte würden die Mannschaften nur ungern fahren, wegen fremdenfeindlicher bis beleidigender Äußerungen. Bei der Eintracht spielen sehr viele Kinder, Jugendliche und junge Leute mit Migrationshintergrund.
"Sagt mir gar nichts"
"Prollcrew sagt mir gar nichts." Der Abteilungsleiter beim SC Ettmannsdorf, Horst Hohler, hat von dieser Gruppierung noch nie etwas gehört. Er sei viel auf dem Platz, habe aber nicht den Eindruck, dass vermehrt rassistische Parolen gerufen würden. Manfred Betz, Abteilungsleiter beim TuS Dachelhofen, macht der Wandel in der Gesellschaft Sorgen. "Zu extremistischen Sprüchen, über die man sich früher empört hätte, wird heutzutage gelächelt."
Rassismus und rechtslastige Aussagen würden nicht toleriert. "Bei uns auf dem Platz kicken viele Asylbewerber." Neben den Sportstätten des TuS befindet sich eine Flüchtlingsunterkunft und die Jugendlichen nutzen sie, falls sie vom TuS nicht belegt sind. "Das ist doch besser, als wenn sie in der Stadt rumlungern würden", sagt Betz. Allerdings ist er in einer Hinsicht enttäuscht. Als der Verein Stadt und Landkreis um einen Zuschuss gebeten habe, hätte er auf Granit gebissen. "Die Flüchtlinge machen nichts kaputt, aber alles, was viel genutzt wird, braucht mehr Pflege", erklärt Betz.
Sportheim erkannt
Für den Vorsitzenden des TSV Klardorf Andreas Böhm ist ein Verein ein Spiegelbild der Gesellschaft, soll aber unpolitisch sein. Prollcrew kennt er. Zu dem früheren Vereinswirt, der zu Jahresbeginn das Lokal abgegeben habe, habe er keinen guten Kontakt gehabt, wegen dessen rechter Gesinnung. Aber Böhm hat ebenso wie Verfassungsschutz und Polizei nicht Wind davon bekommen, dass zum Abschied Martin Böhne, früher Mitglied von "Oidoxie", eine Band aus dem Umfeld des gewalttätigen Netzwerks Combat 18, da war. Leute aus der Fußballszene erklären bei unseren Recherchen, sie hätten auf Bildern im Netz das Sportheim als Veranstaltungsort erkannt.
Dem Vorsitzenden der DJK Steinberg am See, Bernd Hasselfeldt, ist von all dem nichts bekannt. "Von dieser Bewegung habe ich nichts gehört". Er habe nicht den Eindruck, dass sich die Stimmung verändert habe. "Die Stimmung ist gut." Drei bis vier ausländische Spieler seien eingebunden. Auch der stellvertretende Vorsitzende Jakob Scharf, seit Jahrzehnten auf den Fußballplätzen der Region "daheim", ist erstaunt. "Wir haben noch nie Probleme gehabt." Gegenüber ausländerfeindlichen oder nationalistischen Töne habe er aber null Toleranz.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.