Schwandorf
11.10.2019 - 17:25 Uhr

Ein Schatz aus Fronberg

Es ist nicht nur historisch wertvoll, was Andreas Hottner sen. über sein Heimatdorf Fronberg gesammelt hat. In den vielen Alben, die jetzt im Stadtarchiv liegen, lagern auch ästhetische Schätze.

Die Geschichte von Schloss Fronberg nimmt in der Sammlung von Andreas Hottner sen. einigen Raum ein. Die Ansicht des Schlosses von der Dorfseite her hat er 1956 zu Papier gebracht. Bild: Hösamer
Die Geschichte von Schloss Fronberg nimmt in der Sammlung von Andreas Hottner sen. einigen Raum ein. Die Ansicht des Schlosses von der Dorfseite her hat er 1956 zu Papier gebracht.

"Es hat eine Zeit gedauert, bis wir uns entschlossen haben, das alles abzugeben", gibt Architekt Andreas Hottner zu. Sein gleichnamiger Vater hatte sich nach leidvollen Erfahrungen in Krieg und Gefangenschaft vorgenommen, alles zusammen zu tragen, was er über sein Heimatdorf Fronberg recherchieren konnte. Das hat er mit großer Akribie getan. Wo es keine Fotos gab, nahm Andreas Hottner sen. den Stift zur Hand und zeichnete. Das Fronberger Schloss etwa, die alte Schule (das spätere Gemeindehaus), die Gruft der Spierings. Feinsäuberlich mit Tusche und Feder hat er auf selbst linierten Bögen Geschichte aufgeschrieben, Hausnamen und die Einwohner ganzer Straßenzüge notiert, Unterlagen und Festzeichen von Vereinen zusammen getragen.

"Restlos begeistert"

Über 20 Umzugskartons umfasste die Sammlung, die Sohn Andreas Hottner und namens der Familie dem Stadtarchiv zur Verwahrung und Nutzung übergab. "Ich bin restlos begeistert," sagte Oberbürgermeister Andreas Feller bei der Vorstellung der neuen Archivalien und verband das mit einem großen Dank. Ebenso Archivar Josef Fischer. Eine so umfassende Sammlung aus einem Stadtteil zu erhalten, das sei selten. Das Material wird derzeit digitalisiert, gesichtet und geordnet. "Es wird ein Findbuch geben", sagte Fischer. Damit lassen sich dann die Materialien leichter recherchieren.

"Er wäre wahnsinnig stolz, wenn er das miterleben könnte", ist sich Andreas Hottner sicher, ehe er vom Leben seines 1990 im Alter von 76 Jahren verstorbenen Vaters erzählte. Der hatte sich in der Kriegsgefangenschaft in einer russischen Kupfermine vorgenommen: Wenn ich heimkomme, will ich alles über meine Heimat wissen. Das ergebe sich aus einem Brief, den er an seine Frau geschrieben habe. Nach drei Jahren im Osten kam Hottner nach endloser Zugfahrt im vollgestopften Viehwagen ausgemergelt nach Hause. "Er wog gerade noch 83 Pfund", sagte Hottner. Als der Vater zu Fuß vom Irrenloher Bahnhof nach Fronberg heimkehrte, habe ihn selbst seine Mutter nicht erkannt.

Sein Vater arbeitete als Lokführer, auch aus seinem Beruf hat er einiges zusammengetragen. Viel mehr aber aus seinem Heimatdorf. Kaum einer kam ihm aus am Stammtisch, wenn Andreas Hottner sen. wusste, dass es da noch alte Bilder oder Unterlagen gab, die in seiner Sammlung noch fehlten. Und viele Fronberger wussten ihr Material bei Hottner in guten Händen. Wenn er dann zu Hause seine Aufzeichnungen fertigte, durfte der Vater nicht gestört werden, erinnert sich Andreas Hottner.

"Tolle Arbeit"

"Wir haben die tolle Arbeit gesehen, die Josef Fischer hier macht", sagte Hottner, das habe den Ausschlag gegeben, das Material dem Archiv zur Verfügung zu stellen. Vor allem auch, damit die Öffentlichkeit darauf Zugriff hat. Es stecken neben den Zeichnungen viele Unterlagen in den jetzt 54 Archivkartons und rund 25 Alben, die die Sammlung jetzt bergen. 100 Jahre alte Protokolle vom Burschenverein etwa, der Anfang des 20. Jahrhunderts im Dorf existierte. Vorher-nachher-Ansichten von Häusern und Höfen, Schul- und Kirchengeschichte machen die Sammlung zu einem Schatz für alle, die sich für Ortsgeschichte interessieren.

Andreas Hottner sen. vor dem Schrank, in dem er seine Archivschätze aufbewahrt hat. Das Bild stammt aus dem Jahr 1977. Sein Sohn hat das Material seines Vaters dem Stadtarchiv zur Nutzung überlassen. Repro: Hösamer
Andreas Hottner sen. vor dem Schrank, in dem er seine Archivschätze aufbewahrt hat. Das Bild stammt aus dem Jahr 1977. Sein Sohn hat das Material seines Vaters dem Stadtarchiv zur Nutzung überlassen.
Andreas Hottner jun., Stadtarchivar Josef Fischer und Oberbürgermeister Anderas Feller (von links) zeigen einige der Schätze, die die Archivalien bieten. Bild: Hösamer
Andreas Hottner jun., Stadtarchivar Josef Fischer und Oberbürgermeister Anderas Feller (von links) zeigen einige der Schätze, die die Archivalien bieten.
Wo es keine Fotos gab, griff Andreas Hottner sen. zum Zeichenstift. Dieses Bild zeigt die Gruft Theodor von Spierings. Bild: Hösamer
Wo es keine Fotos gab, griff Andreas Hottner sen. zum Zeichenstift. Dieses Bild zeigt die Gruft Theodor von Spierings.
 
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