Diese Momente sprühender Kreativität bleiben in Erinnerung. Professor Dr. h.c. Josef Zilch setzt sich an den Flügel in der Schwandorfer Spitalkirche, spielt die ersten Akkorde der Bayernhymne. Es dauert nur ein paar Takte, da hat der virtuose Musiker, Komponist und Dirigent seine Zuhörer mit seinen Improvisationen in andere musikalische Sphären entführt. Der gebürtige Schwandorfer Zilch spielt mit der Melodie jenes Konrad Max Kunz, der einst ein paar Meter weiter nahe des Blasturms geboren wurde. Ein berühmter Sohn der Stadt würdigt einen anderen. Diese erhebenden Momente, wie zuletzt bei der Feier „50 Jahre Große Kreisstadt“ im Jahr 2022, wird es nicht mehr geben. Josef Zilch ist tot. Der Ehrenbürger verstarb am 16. November in seiner Wahlheimat Egling (Oberbayern), wie die Familie bekanntgab. Er wurde 96 Jahre alt.
"Ich bin aus dieser Stadt und ich werde immer sagen, wo ich herkomme", betonte Zilch in einer kurzen Rede, als er 2017 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt wurde. Jenes "Schwandorf, Germany" lag ihm am Herzen, auch während seiner internationalen Karriere. Begonnen hatte diese als Organist auf dem Schwandorfer Kreuzberg, im Alter zwölf Jahren. Zilch studierte an der Hochschule für Musik in München, unterrichtete als Musiklehrer unter anderem am Max-Reger-Gymnasium in Amberg, wurde 1971 Dozent, später Ordinarius an der Hochschule, deren Ehrenmitglied er war.
International bekannt wurde Zilch, den Freunde "Pepp" nennen durften, als Dirigent. Allein über 80 Mal stand er bei Aufführungen von Orffs "Carmina Burana" am Pult. Die Kunsthochschule Musashino in Japan ernannte Zilch zum Professor ehrenhalber, ab 1976 war Josef Zilch jahrzehntelang Gastdirigent in Japan gewesen. Die Uni Moskau verlieh ihm den Doktortitel "honoris causa" – als Anerkennung für eine bayerisch-russische Freundschaftshymne. Bayerischer Verdienstorden, Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, Kulturpreise: Die hohen Ehren würdigten einen Mann, der bei aller Internationalität seine Heimatstadt nie vergessen hat. Die Ehrenbürgerwürde, so sagte er 2017, sei für ihn die "höchste Auszeichnung". Er teilte diese selten vergebene Ehrung mit seinem guten Freund Franz Sichler. Gemeinsam hatte der Musikprofessor mit dem Oberstudiendirektor a.D. unter anderem auch die "Türmerkantate" für die Stadt geschaffen. Die Hubertusmesse aus der Feder Zilchs feierte auf dem Kreuzberg Uraufführung. Der Titel lässt es ahnen: Zilch war leidenschaftlicher Jäger. Für eine Aufnahme der Messe gab es sogar eine Goldene Schallplatte.
"Sie vermögen wie kaum ein anderer all das, was sonst nie gesagt würde und unintoniert bliebe, in eine Melodie zu übersetzen, die Lücken schließt", hat sein Freund, der ehemalige Minister Thomas Goppel, über Josef Zilch gesagt. Das trifft es genau. Die Bürger seiner Heimatstadt durften das immer wieder erleben, sei es bei Konzerten oder Zilchs faszinierenden Vorträgen zu großen Werken. Dazu gehörte auch immer jener feine Humor, der Zilch prägte. Die Wunder der Natur, das Werden und Vergehen, das sei für ihn "ein eindeutiger Beweis für die Existenz eines Schöpfers", sagte Zilch bei einem dieser Vorträge zu Haydns "Schöpfung", gehalten auf Einladung des damaligen Stadtpfarrers in St. Jakob, Hans Amann.
In der katholischen Stadtpfarrkirche wird nun das Requiem für den verstorbenen Ehrenbürger Professor Dr. hc. Josef Zilch gefeiert. Der Trauergottesdienst beginnt am Mittwoch, 27. November, um 14.30 Uhr in St. Jakob. Die Beerdigung erfolgt im engsten Familienkreis.















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