Das Schwandorfer Zwickl-Dokumentarfilmfestival in der Großen Kreisstadt setzt nicht nur auf gute Filme. Ungewöhnliche Spielorte mit besonderem Flair und Gespräche mit Filmemachern gehören ebenso dazu. Auch wenn die Pandemie ein großes Festival in diesem Jahr verhindert: Initiatorin Anne Schleicher und ihre Mannschaft sorgen für Filmkultur, unter dem Motto "Zwicklight".
Vorpremiere mit Regisseurin
"Den Gedanken, auch während des Jahres punktuell Filme anzubieten, gab es schon länger", berichtet Schleicher im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Der Brunnerhof in Richt gehörte als Spielort zu den Kandidaten. Ab Ende August sollen etwa vierteljährlich mit Betrieben oder anderen Kooperationspartnern in der Region einzelne Dokumentarfilme an verschiedenen Orten in der Region gezeigt werden. "Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um einen kleinen Lichtblick in kulturell dunkler Zeit zu bieten", so die Zwickl-Chefin. Am 30. August zeigt das Festival-Team "Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit". Nach dem Film folgt ein Publikumsgespräch mit Regisseurin Yulia Lokshin.
Für den Streifen wird das Kartoffellager am Brunnerhof in Richt zum Kino. Da ist es dunkel, und im Sommer sind die 19 Grad Temperatur auch auszuhalten. "Im Winter wäre es da zu kalt", sagt Schleicher. Familie Brunner hat den Spielort als Idee zum Zwickl-Team gebracht, die nun realisiert wird. "Das wird bestimmt eine super Atmosphäre", ist Schleicher überzeugt. Zumal der Film auch ein Thema aus der Landwirtschaft behandelt, das während der Pandemie in den Blick der Öffentlichkeit rückte: In der westdeutschen Provinz kämpfen osteuropäische Leiharbeiter des größten Schweineschlachtbetriebs des Landes ums Überleben – und Aktivisten, die sich für deren Rechte einsetzen, kämpfen mit den Behörden. Zur gleichen Zeit proben Münchener Gymnasiasten das Stück "Die Heilige Johanna der Schlachthöfe" von Bertolt Brecht und reflektieren über die deutschen Wirtschaftsstrukturen und ihr Verhältnis dazu. Verwoben mit den Gedankengängen der Jugendlichen und ihrer Auseinandersetzung mit dem Text in den Proben erzählt der Film aus dem Jahr 2020 in unterschiedlichen Fragmenten über Bedingungen und Facetten von Leiharbeit und Arbeitsmigration in Deutschland.
Die Präsentation des Films beim "Zwicklight" ist eine Vorpremiere, offizieller Kino-Start ist am 22. Oktober. Der Streifen ist ab zwölf Jahren freigegeben. "Regeln am Band, mit hoher Geschwindigkeit" gewann 2020 den Max-Ophüls-Preis in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm". Die Jury lobte den Streifen als "feinfühlig, vom ersten Moment an fesselnd und vielschichtig". Beste Voraussetzungen also für einen spannenden Dokumentarfilm-Abend. Noch einen wichtiger Tipp: Im Kartoffellager herrschen rund 19 Grad. Die Filmfans sollten also an ausreichende Kleidung denken.
Vorverkauf im Netz
Mit einer Zwickl-Regel muss das Team für diese Vorstellung allerdings brechen: Die 2 Euro Eintrittspreis, also der Zwickl, der sonst beim Festival gilt, ist nicht zu halten. "Dafür ist der Aufwand zu groß, für eine Aufführung", erläutert Schleicher. Das Ticket für den Brrunnerhof (Adalbert-Brunner-Straße 31, 92421 Schwandorf-Richt) kostet im Vorverkauf über www.2wickl.de 7,70 Euro. Der Film startet um 16 Uhr, Einlass ist um 15 Uhr. Bereits ab 14 Uhr hat das Hofcafe mit geöffnet, nach der Veranstaltung bietet der Brunnerhof Brotzeiten an.
Das nächste große Zwickl-Festival wird wegen Corona auf März verschoben. Natürlich spielt dabei auch eine Rolle, wie sich die Situation der Pandemie-Regeln weiter entwickelt. Nach momentanen Hygiene-Standards wären etwa in der Spitalkirche nur 30 oder 40 Plätze möglich. Das ist für die Veranstalter zu wenig. Aber eins, so Schleicher, bleibe sicher: Beim Festival gilt wieder der Zwickl als Eintrittspreis.
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