Schwandorf
31.05.2024 - 08:48 Uhr

Schwandorfer Bündnis gegen Rechtsextremismus mit frischen Ideen für Freiheit und Toleranz

Das Schwandorfer Bündnis gegen Rechtsextremismus startet neu durch – mit Fokus auf den gesamten Landkreis Schwandorf, und kreativen Aktionen. Elisabeth Hirzinger zählt zum fünfköpfigen Sprecherteam. Was ist ihre Motivation?

Die Schwandorferin Elisabeth Hirzinger gehört seit 14 Jahren dem Bündnis gegen Rechtsextremismus an. Seit kurzem ist sie Mitglied im neu besetzten Sprecherkreis. Die Gründe, weshalb sie Zeit und Herzblut in das Bündnis steckt, sind heute so gültig wie damals, im Jahr 2010. "Ich wollte nicht tatenlos zuschauen, wie sich Stück für Stück die Grenzen des Denkbaren immer weiter nach rechts verschieben." Eines, schränkt sie gegenüber Oberpfalz-Medien ein, hat sich doch verändert. "Die Feinde der Demokratie werden immer lauter." Rechtsextremes Gedankengut, auch Rassismus, sind ihrer Auffassung nach salonfähig geworden.

Es braucht einen Ruck

Die Märsche von Neonazis durch die Stadt Schwandorf sind passé, aber: "Es reicht zu wissen, dass es genug Rechtsextreme bei uns gibt." Dazu braucht man sich ihrer Auffassung nach nur die Wahlergebnisse vor Ort anzuschauen. Natürlich will sie nicht alle AfD-Wähler pauschal in die rechtsextreme Ecke stellen. Dennoch: "Ich bin überzeugt, dass sich viele Bürger im Landkreis Sorgen machen" - so wie sie selbst sich um demokratische Grundrechte sorgt, aber ebenso um einen Rechtsruck in Europa bei der Wahl, in Deutschland am 9. Juni. Doch sich sorgen allein reicht für Elisabeth Hirzinger nicht aus, um die Welle zu stoppen. "Man muss sich einen Ruck geben, sich solidarisch zeigen." Das tut sie als Privatperson im Bündnis seit Jahren. Dass sie sich jetzt "kritisch und kreativ" federführend mit ein bringt, hat ausschließlich damit zu tun, dass sie aus privaten Gründen nun die Zeit dazu hat und bereit ist diese zu opfern. Mit dieser Neuaufstellung und -ausrichtung auf den gesamten Landkreis will das Bündnis weitere Mitglieder gewinnen. Parteizugehörigkeit tut dabei nichts zur Sache. Elisabeth Hirzinger ist das beste Beispiel dafür. Sprecher Martin Schmid aus Hohenirlach (Markt Schwarzenfeld) gehört ebenfalls keiner Partei an.

Nicht nur reagieren

"Seit 14 Jahren habe ich nie Parteipolitik erlebt. Es geht um die Sache und da sind wir uns einig", sagt Elisabeth Hirzinger zu Oberpfalz-Medien." Und weil die Sache – Offenheit, Toleranz, Demokratie – durchaus nicht selbstverständlich ist, will das Bündnis gegen Rechtsextremismus mit frischem Wind präsenter sein. Franz Schindler nennt in einem Pressegespräch die Aktionen proaktiv, das heißt nicht nur zu reagieren, wobei anlassbezogen Kundgebungen oder Demonstrationen natürlich nicht ausgeschlossen sind. Konsequent verfolgt das Sprecherteam das Ziel, junge Leute für das Bündnis, im Grunde für ein Einstehen für die Freiheit, zu begeistern.

"Kein Geheimbund"

Ein erster Schritt dazu ist die neue Homepage, an der noch gefeilt wird. Dort wird Elisabeth Hirzingers Worten nach für jeden ersichtlich, "wer wir sind und was wir planen". "Wir sind kein Geheimbund." Auf dem Kalender steht schon fix die von Schwandorfer Bürgerfesten bekannte Aktion "Gesicht zeigen" zum 20. Geburtstag des Jugendbeirats. Spontan eingeklinkt hat sich das Bündnis mit Zustimmung und Unterstützung des Kulturamtes in den "Schwandorfer Kultursommer". "Wortesklang" stellt sich in Texten auf das Thema Rechtsextremismus ein und "JoCy" sorgt für musikalisches Sommerfeeling. Längerfristig angelegt ist das Ausstellungsprojekt "Rechtsterrorismus, Verschwörung und Selbstermächtigung – 1945 bis heute", in der auch der Brandanschlag auf das Habermeier-Haus Thema ist. "Eine tolle Ausstellung. Wir hoffen, dass wir sie nach Schwandorf bekommen", sagt Franz Schindler." Auch nicht von heute auf morgen umsetzen lässt sich Veronika Peters-Brunner zufolge die Kooperation mit Schulen unter anderem in Form von Projektarbeiten oder Kunstaktionen. Sie ist am Kontakte knüpfen. Uschi Maxim betont bei alldem noch einmal: Wir sind kein Verein und wollen auch keiner werden." In finanzieller Hinsicht ist das ein Manko. "Wir können keine Spendenquittungen ausstellen." Die Sprecher hoffen aber, "es gibt bestimmt Leute, die uns auch so unterstützen", denn so Uschi Maxim weiter: "Das Grundgesetz hatte Geburtstag. Das zu verteidigen ist eine unserer Grundlagen."

Hintergrund:

Schwandorfer Bündnis gegen Rechtsextremismus

  • Besteht seit 2009
  • Setzt sich zusammen aus Vereinen, Verbänden, Kirchen, Parteien, Wählergruppierungen und Privatpersonen
  • Ist kein eingetragener Verein, sondern ein überparteiliches und interreligiöses Netzwerk mit den Sprechern Elisabeth Hirzinger, Uschi Maxim, Veronika Peters-Brunner, Franz Schindler und Martin Schmid
  • Bietet folgende Veranstaltungen an, am 13. Juli "Gesicht zeigen" als Teil der Jubiläumsveranstaltung des Jugendbeirates im Erlebnisbad Schwandorf; am 4. August Konzert im Spitalgarten mit "Wortesklang" und "JoCy" in Zusammenarbeit mit der Stadt Schwandorf
  • Ist zu erreichen über E-Mail kontakt[at]bgr-schwandorf[dot]de
  • Gestaltet derzeit eine neue Homepage und weitet soziale Medien-Aktivitäten auf Instagram und Tiktok aus
 
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