Schwandorf
19.03.2020 - 14:05 Uhr

Serieneinbrecher mit Heimweh

Der Mann ist fröhlich, trotz der Handschellen. Er gibt lächelnd 25 Einbruchsdiebstähle zu und hat den Wunsch, rasch in sein Heimatland abgeschoben zu werden. Doch das kann angesichts der Tragweite einer ellenlangen Anklageschrift dauern.

Wegen einer Vielzahl von Einbrüchen muss sich ein 32-Jähriger vor dem Amberger Landgericht verantworten. Bild: Volker Hartmann/dpa
Wegen einer Vielzahl von Einbrüchen muss sich ein 32-Jähriger vor dem Amberger Landgericht verantworten.

In Zeiten von Corona ist es wichtig, dass die Justiz geladenen Zeugen eine Aussage ersparen kann. Deshalb hatte die Erste Strafkammer des Amberger Landgerichts bereits im Vorfeld des Prozesses Kontakt zu Verteidiger Jürgen Mühl (Amberg) aufgenommen und sich danach erkundigt, ob denn der Beschuldigte womöglich ein Geständnis ablegen werde. Dies wurde zugesichert. Daraufhin mussten die Geschädigten von über zwei Dutzend Straftaten nicht anreisen. Für das zum Verhandlungsauftakt abgelegte Bekenntnis wurde dem Osteuropäer eine Haftstrafe zwischen viereinhalb und fünf Jahren zugesichert. Momentan sitzt er wegen anderer Straftaten hinter Gittern.

Erster Einbruch 2017

Was der in Handschellen von Polizisten vorgeführte junge Mann zugab, war eine Serie von Einbrüchen, die im November 2017 begann. Kurz zuvor erst war der Gelegenheitsarbeiter nach Deutschland gekommen. Der erste Einbruch war genau genommen noch harmlos gegenüber den folgenden Coups. Der 32-Jährige knackte einen Bürocontainer in Schwandorf.

Hoher Sachschaden

Danach ging es bis zum Juni 2018 buchstäblich Schlag auf Schlag: Auf der Suche nach brauchbaren Gegenständen und Bargeld drang der Osteuropäer in Firmengebäude und Büros vor. Die Tatorte lagen vornehmlich im Kreis Schwandorf. Von Maxhütte-Haidhof im Süden bis herauf nach Schwandorf, Wackersdorf, Schwarzenfeld und Nabburg. Immer nach der gleichen Vorgehensweise: Fenster oder Türen aufgehebelt, nach brauchbaren Sachen gesucht und mitunter auch auf Bargeldbestände gestoßen. Der dabei Schaden pendelte sich zum Schluss bei knapp 70 000 Euro ein. Seinen größten Beutezug startete der Albaner in einem Schwandorfer Büro: Dort nahm er Elektrogeräte im Wert von 10 000 Euro mit. Am schadensträchtigsten war ein Einbruch, der in Rieden (Kreis Amberg-Sulzbach) stattfand. Dort wurden Reparaturkosten in Höhe von 15 000 Euro fällig. Was der Mann erbeutete, wurde offenbar zum Ankauf von Drogen verwendet.

In der von Staatsanwältin Raphaela Etzold verlesenen Anklageschrift steht nun, dass vom Beschuldigten ein Beutewert in Höhe von über 30 000 Euro eingezogen werden soll. Dies dürfte allerdings nur formalen Charakter haben. Der Mann ist mittellos und möchte gerne rasch zurück in seine Heimat. Das Verfahren wird fortgesetzt.

 
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