"Unsere engagierte Arbeit wird anerkannt", betonte Martina Englhardt-Kopf. Die CSU holte zwölf Sitze und damit einen mehr als 2014. Die 38,4 Prozent vom Sonntag bedeuten ein Plus von 1,7 Punkten. "Für die CSU ist das ein sehr gutes Ergebnis", sagte die Stadtverbandsvorsitzende. Neu in den Stadtrat ziehen für die CSU Alfred Merl, Robert Koller, Peter Wilhelm und Tim Dirmeier ein. "Jetzt konzentrieren wir uns auf die Stichwahl und wollen wieder den OB stellen." Die CSU will sich auf Print- und Online-Werbung konzentrieren. "Corona überschattet alles", sagte Englhardt-Kopf. Über künftige, mögliche Mehrheits-Konstellationen werde man danach sprechen. "Mit der AfD natürlich nicht", stellte die Dritte Bürgermeisterin klar.
Die SPD musste erneut den Verlust von zwei Stadtratssitzen auf nunmehr sieben hinnehmen. Die Sozialdemokraten verloren 8,8 Prozentpunkte gegenüber 2014 und landeten bei 20,8 Prozent der Stimmen. "Das Ergebnis ist natürlich enttäuschend", sagte Stadtverbandsvorsitzender Manfred Schüller. "Wir haben die letzten sechs Jahre gute Arbeit geleistet", ist Schüller überzeugt, das sei offenbar bei den Wählern nicht angekommen. Neu im Rat für die SPD ist OB-Kandidatin Karin Frankerl. "Wir werden mit dem großem Engagement zum Wohl der Stadt weitermachen". Was die Zusammenarbeit mit anderen Parteien angeht, steht für ihn nur fest: Nicht mit der AfD.
Das gilt auch für die Unabhängigen Wähler. Kurt Mieschala erreichte zwar die Stichwahl gegen OB Andreas Feller - mit dem Stadtratsergebnis von 10,2 Prozent landete die UW aber deutlich hinter ihrem Spitzenkandidaten (21,7 Prozent). "Wir hatten guten Zuspruch aus der Bevölkerung", rätselt Mieschala. Gegenüber der Wahl 2014 legte die UW leicht um 0,4 Prozentpunkte auf 10,2 Prozent zu. Das bedeutet auch diesmal wieder drei Sitze. Das würde, zusammen mit der CSU und dem jeweiligen OB, für eine Ein-Stimmen-Mehrheit im Rat reichen. Jetzt stehe aber zunächst im Mittelpunkt der Arbeit.
"Das ist ein perfektes Ergebnis. Mehr gibt's dazu nicht zu sagen", sagte Reinhard Mixl (AfD). "Für das erste Mal und unser geringes Budget ist das perfekt." Wenn er Budget und Man-Power ins Verhältnis zu dem "den anderen" setze, "dann hätten wir zehn Sitze geholt." Mixl, Werner Reimer und Thomas Deutscher ziehen für die AfD in den Stadtrat ein.
"Das Ergebnis ist desaströs. Da gibt es nichts zu beschönigen", sagte FW-Kreisvorsitzender Dieter Jäger. Die Freien haben einen Sitz verloren, mit 5,6 Prozent erreichten sie noch nicht einmal die Hälfte der Stimmen von 2014. "Wir müssen jetzt überlegen, wie wir uns personell neu aufstellen". OB-Kandidat Ferdi Eraslan schaffte es nicht in den Stadtrat - ein Novum bei Wahlen in der Kreisstadt. Dieter Jäger verteidigte seinen Sitz, neu für die Freien Wähler zieht Karl-Heinz Saur ins Gremium ein. Mit zwei Sitzen ist der Fraktionsstatus der FW dahin und damit auch die Mitarbeit in den Ausschüssen. Es sei denn, die FW finden in einer Fraktion Anschluss. Sicher nicht mit der AfD, stellte Jäger klar.
Auch Marion Juniec-Möller hatte gehofft, dass die Grünen mit drei Sitzen Fraktionsstatus erhalten. Daran schrammte die Partei knapp vorbei. "Uns fehlten etwa 0,6 Prozent", sagte Juniec-Möller. Sie zieht zusammen mit Paul Groß in den Stadtrat ein, auf 7,5 Prozent kamen die Grünen. Das waren zwar 0,7 Prozent mehr als vor sechs Jahren, es reichte aber dennoch nicht. "Alle demokratischen Kräfte im Stadtrat, die nicht auf Angst und Hetze setzen, müssen enger zusammenrücken", sagte Juniec-Möller.
Alfred Damm (ÖDP) machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. "Die ungeschminkte Wahrheit: Sch..." sagte der verbliebene ÖDP-Stadtrat. Mit 4,8 Prozent blieb die ÖDP 1,3 Punkte hinter dem Ergebnis von 2014 zurück. Das kostete den zweiten Sitz. "Ich werde weiter aktiv im Stadtrat arbeiten", sagte Damm. Er habe bereits mit Juniec-Möller Kontakt aufgenommen. Nach bisherigem Stand der Dinge wird die Ausschussgemeinschaft (AuGe) zwischen Grünen und ÖDP Fortbestand haben.
Knapp an einem Sitz scheiterte Die Linke (1,5 Prozent). Nur bis zum vorletzten Briefwahl-Ergebnis schien es, als habe Uschi Maxim ein Mandat erreicht. CWG (1,4 Prozent) und FDP (0,9 Prozent) sind ebenfalls nicht im Rat vertreten.
Der neue Stadtrat
CSU (130 378 Stimmen) 12 Sitze: Andreas Feller (11391), Martina Englhardt-Kopf (11005), Andreas Wopperer (7224), Christian Eimer (7007), Hans Sieß (5187), Robert Heinfling (5099), Sonja Dietl (4787), Peter Wilhelm (4733), Dr. Wolfgang Schuster (4669), Alfred Merl (neu, 4294), Tim Dirmeier (neu, 4265), Robert Koller (neu, 4216). Nachrückerin: Alexandra Graf (neu, 4212).
Grüne (25 525 Stimmen) 2 Sitze: Marion Juniec-Möller (3996), Paul Groß (2187).
FW (18 888 Stimmen) 2 Sitze: Dieter Jäger (3210), Dr. Karl-Heinz Saur (neu, 1609).
AfD (29 968 Stimmen) 3 Sitze: Reinhard Mixl (neu, 4274), Werner Reimer (neu, 3317), Thomas Deutscher (neu, 3270).
SPD (70 482 Stimmen) 7 Sitze: Karin Frankerl (neu, 7700), Ulrike Roidl (7248), Franz Schindler (5875), Matthias Kuhn (4598), Alfred Braun (3872), Manfred Schüller (3572), Andreas Weinmann (3077).
UW (34 665 Stimmen)3 Sitze: Kurt Mieschala (7857), Dr. Jochen Glamsch (3220), Peter von der Sitt (2924). Nachrücker: Michael Mieschala (neu, 1508).
ÖDP (16 238) 1 Sitz: Alfred Damm (3279).
Sonstige Die FDP (3022 Stimmen), die CWG Schwandorf (4811) und Die Linke (5210) erreichten keine Sitze im Stadtrat.
Wahlbeteiligung 23243 Schwandorfer waren zur Wahl aufgerufen, 12781 gaben ihr Votum ab. 358 Stimmzettel waren ungültig. Das ergibt eine Wahlbeteiligung von 55 Prozent. Sie liegt noch schlechter als vor sechs Jahren (55,5 Prozent).























Der Eid gilt für alle
Oberbürgermeister Andreas Feller (CSU) hat beste Chancen in der Stichwahl, Kurt Mieschala (UW) geht am 29. März mit deutlichem Rückstand ins Rennen. Egal wer gewinnt, auf den künftigen OB warten große Herausforderungen. Eine wird sein, eine stabile Mehrheit im Stadtrat zu organisieren.
Die zweite ist, wieder mehr Menschen für Kommunalpolitik zu interessieren. 55 Prozent Wahlbeteiligung - eine der schlechtesten im Landkreis - sind desaströs wenig.
Die dritte Aufgabe wird sein, die in die Schranken zu weisen, die schon jetzt im Netz als rechte Provokateure auftreten, denen offenbar nicht nur Grundregeln der kommunalen Selbstverwaltung völlig fremd sind. Aber auch sie werden einen Eid auf das Grundgesetz leisten müssen. Dort steht an prominenter Stelle, in Artikel 3: "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich".
Von Clemens Hösamer