Technologie-Transfer: Schwandorf soll Hochschulstandort werden

Schwandorf
16.05.2023 - 15:22 Uhr
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Nicht jeder im Kreistag war auf Anhieb begeistert, aber die Mehrzahl der Räte zeigte sich angetan. Schwandorf soll ein Technologie-Transfer-Zentrum erhalten, in Zusammenarbeit mit den Hochschulen der Region. Billig wird das Ganze nicht.

Die Idee hinter dem Vorhaben, ein Technologie-Transfer-Zentrum, kurz TTZ, zu bauen lautet so: Wirtschaft, Wissenschaft und die Gemeinden der Region sollen damit vernetzt werden. Bereits jetzt arbeiten Unternehmen wie EMZ, Gerresheimer, Krones oder auch Nabaltec mit der Hochschule Amberg-Weiden zusammen und sind dort im Partner-Circle Mitglied. „Technologie-Transfer von der Hochschule zu den Unternehmen ist ein wesentlicher Bestandteil des unternehmerischen Erfolgs,“ machte Landrat Thomas Ebeling deutlich, als das Projekt des Technologie-Transfer-Zentrums im Kreistag vorgestellt wurde.

Zusammen mit den beiden Hochschulen, der OTH Amberg-Weiden und der OTH Regensburg, hat sich der Landkreis Schwandorf um die Förderung eines Technologie-Transfer-Zentrums beim Wissenschaftsministerium beworben. „Die Bewerbung und die Schwerpunkte unseres Konzepts wurden im Vorfeld eng mit den heimischen Unternehmen und der Wissenschaft abgestimmt,“ betonte der Landrat.

Ressourcen und Nachhaltigkeit

Der Fokus des Technologie-Transfer-Zentrums soll dabei auf der Kreislaufwirtschaft und der Nachhaltigkeit liegen; Schwerpunkte würden die Strategiefelder Energie, Digitale Optimierung, Ressourcen und Nachhaltigkeit. „Mit dieser Ausrichtung soll und wird das TTZ Schwandorf zum Innovationstreiber für die regionale Wirtschaft werden,“ hieß es. Ministerpräsident Markus Söder habe für die Staatsregierung die Zusage für die Entstehung des TTZ gegeben. Rund 6,86 Millionen Euro könne man sich rein rechnerisch für den Landkreis Schwandorf erwarten.

Mit seiner finanziellen Förderung unterstützt der Freistaat fünf Jahre lang das Personal. Das besteht aus zwei Professoren, einem Geschäftsführer, vier wissenschaftlichen Mitarbeitern, zwei Laboringenieuren und einem Werkmeister. Geld gibt es auch für die laufenden Sachkosten, sowie die einmalige Ausstattung der Labore und Büros.

Landkreis zahlt Gebäude

Der Landkreis Schwandorf errichtet im Gegenzug das Gebäude und trägt die Betriebskosten. In einer ersten Planung geht man dabei von einem rund 1500 Quadratmeter großen Hochschulgebäude aus. Es soll im Interkommunalen Gewerbegebiet Schwandorf-Wackersdorf entstehen, unweit der dortigen OMV-Tankstelle. Gleich daneben will der Landkreis sein Mittelstandszentrum neu erbauen lassen. Es ist derzeit in Maxhütte-Haidhof, wird von dort aber nach Schwandorf verlegt.

Die Stärkung des Wissens- und Technologietransfers sei nicht nur für die bestehenden Unternehmen von großer Bedeutung, sondern wichtig für die Gründung innovativer Start-Ups, warb der Landrat für das Vorhaben. Transfer und insbesondere Gründungen seien „Garanten für die Zukunftsfähigkeit und Innovationskraft“, so Ebeling.

Partner der Unternehmen

Die Technologie-Transfer-Zentren der bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften und der Technischen Hochschulen begreifen sich als „wissenschaftsgestützte Innovationstreiber für die regionale Wirtschaft.“ Sie richten sich laut einer Vorlage für die Kreisräte „insbesondere an mittelständische Unternehmen, die über keine eigene Forschungsabteilung verfügen und mit den TTZ die Möglichkeit erhalten, gezielte Forschungsaufträge zu erteilen“. Die Hochschulen würden dabei zu Entwicklungspartnern der Unternehmen vor Ort.

Neben Zustimmung gab es am Ende auch vier Gegenstimmen für das Projekt. Kritisch hatten sich vor der Abstimmung vor allem Rudi Sommer (Grüne) und Reinhard Mixl (AfD) geäußert. Für Sommer waren die Unterlagen zum TTZ zu spät verteilt worden - wofür sich der Landrat dann auch entschuldigte. Der Grünen-Rat hätte das Thema gerne vertagt, um sich weiter einarbeiten zu können, fand aber im Kreistag damit kein Gehör. Auch Mixl sprach sich für eine Vertagung aus. „Wenig Leute für viel Fläche,“ monierte er mit Blick auf die Personalausstattung.

Vielleicht ein Studiengang?

Landrat Ebeling warb damit, dass das Technologie-Transfer-Zentrum zwar zunächst eine Forschungseinrichtung sei, „aber man perspektivisch dort einen Studiengang einrichten könnte“. Martin Scharf (Freie Wähler) sprach den meisten Räten aus der Seele, als er ausrief: „Hochschulstandort Landkreis Schwandorf - das ist schon was!“

Der Kreistag unterstützte schließlich mit großer Mehrheit die Entscheidung für ein Technologie-Transfer-Zentrum zum Thema „Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit“. Grundlage ist ein gemeinsam mit der OTH Amberg-Weiden und der OTH Regensburg entwickeltes Konzept. Das Konzept wurde den Räten ebenfalls vorgelegt.

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Schwandorf26.04.2023
Hintergrund:

Technologie-Transfer-Zentrum Schwandorf

  • Standort: In unmittelbarer östlicher Anbindung an die Ausfahrt Schwandorf-Mitte der Autobahn A 93 (Interkommunales Gewerbegebiet).
  • Fokus: Forschung, Entwicklung sowie Wissens- und Technologietransfer aus den beiden Technischen Hochschulen der Oberpfalz, der OTH Amberg-Weiden und der OTH Regensburg.
  • Inhalte: Umweltgerechte Energietechnik, Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit sowie Digitalisierung im Produktionsbereich.
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