Das Ermittlungsverfahren war von immenser Dauer. Nahezu fünf Jahre lang forschte die Polizei nach. In dieser Zeit beschäftigten sich Fahnder der Kripo damit, die Hintergründe eines Falls von Betrugskriminalität im südlichen Kreis Schwandorf aufzuhellen. Der Angeklagte wurde nun zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, die von den Richtern zur Bewährung ausgesetzt wurde.
Als die Erste Strafkammer des Amberger Landgerichts nun verhandelte, standen 20 mit Unterlagen gefüllte Leitzordner in einem Regal hinter dem Richtertisch. Im Prozess musste dann aber eher wenig darin geblättert werden. Denn der 60 Jahre alte Angeklagte hatte unmittelbar nach Verhandlungsbeginn ein umfassendes Geständnis abgelegt und zugegeben, in über drei Dutzend Einzelfällen einen Versicherungskonzern betrogen zu haben.
Die gleiche Versicherung
Der Mann, von Beruf Kfz-Meister, besaß eine Autowerkstatt, in der ab dem Jahr 2012 Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung von Reparaturleistungen begannen. Bei der Verhandlung stellte sich heraus: Kunden brachten ihre Pkw und der Werkstattinhaber behob Mängel, die sie hätten bezahlen müssen. Weil sie das aber großteils nicht konnten, bot er ihnen an, dies über die Teilkasko ihrer Versicherung zu tun. Ferner offenbarte sich: Die Leute hatten alle die gleiche Versicherung. Warum das so war, wurde in dem Verfahren nicht näher beleuchtet.
Nach Ansicht der Ersten Strafkammer ließ sich der Werkstattbetreiber in 33 Fällen sogenannte Abtretungserklärungen von den Fahrzeugbesitzern unterschreiben. Dann schrieb er Rechnungen, in denen Marder- und Glasschäden auftauchten. Sie wurden bei der Versicherungszentrale in Stuttgart eingereicht und beglichen. Mehrfach stellte der Kfz-Meister auch fingierte Rechnungen für Autos aus, die ihm selbst gehörten. Das ging so weiter bis ins Jahr 2015.
Der nicht vorbestrafte 60-Jährige hatte durch sein Geständnis den Prozessverlauf wesentlich vereinfacht. Deshalb bekam er zwei Jahre Haft, die von den Richtern zur Bewährung ausgesetzt wurden. Außerdem muss der Ex-Unternehmer 250 gemeinnützige Arbeitsstunden ableisten. Finanziell ist der Mann, der unterdessen seinen Betrieb geschlossen hat, wohl auf Dauer ruiniert. Die Strafkammer stellte einen Schaden von rund 25 000 Euro fest. Doch die Forderungen an ihn gehen noch ein großes Stück weiter.
Weit über 100 000 Euro
Im Verlauf der Nachforschungen waren zahlreiche Fälle eingestellt worden. Ein Beauftragter der Versicherung, als Zeuge gehört, sprach von weit über 100 000 Euro, die bei ihr als Schaden zu Buche schlagen. Hinzu kommt der Umstand, dass die Polizei im Verlauf ihrer langwierigen Ermittlungen eine Reihe von Kfz-Sachverständigen damit beauftragte, sich die Autos anzuschauen und festzustellen, welche Reparaturen tatsächlich stattfanden. Auch das verursachte erhebliche Kosten.
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